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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die hübsche junge Frau mit dem roten Haar und den smaragdgrünen Augen nicht, denn der Bildhauer sah nie die Lokalnachrichten, er schaute überhaupt fast nie fern, und deshalb hielt er es auch für nichts Besonderes, als die Sprecherin von Fox News verkündete, Meghan O’Neill von WNRI sei die Erste gewesen, die die Neuigkeit verbreitet hatte. Und genau wie all die treuen Zuschauer von Channel 9 konnte er natürlich auch nichts von der anonymen Quelle der Reporterin bei der Polizei von Westerly wissen. Hätte er es gewusst, so hätte er möglicherweise entschieden zu warten; er hätte vielleicht beschlossen, dass sich O’Neill von ihrem Mann erzählen lassen sollte, was sie wissen musste. Doch genau, wie der Bildhauer diesbezüglich im Dunkeln tappte, so tat es auch O’Neill. Ihre fünfhundert Dollar hatten ihr nämlich nur eine halbe Geschichte eingebracht – von einem Anfänger wie sie selbst, der nur am Rande mit der Ermittlung zu tun hatte, der seine Informationen nur aus zweiter Hand in der Polizeidienststelle aufschnappte und nicht in die besonderen Details hinsichtlich Campbells sterblicher Überreste eingeweiht war.
    Und so war der Bildhauer ein wenig enttäuscht, als er aus der Eilmeldung erfuhr, dass die Medien bisher offenbar nichts weiter wussten – falls sie es nicht sehr geschickt versteckten –, als dass die Leichen von Tommy Campbell und einer nicht identifizierten weiteren Person in Watch Hill gefunden worden seien, und dass man beide von dort an einen »nicht genannten Ort« gebracht habe. Und aus der Art und Weise, wie die hübsche Rothaarige und die Moderatorin von Fox News über Campbells Verbindung zu Dodd spekulierten – die, wie er selbst genau wusste, nicht über den hübschen Skulpturengarten des Millionärs hinausging –, schloss er außerdem, dass die Medien kein Filmmaterial von seiner Ausstellung hatten – nicht einmal ein Foto! Das war Pech. Das hatte nicht zu seinem Plan gehört. Denn das bedeutete, dass es Tage, vielleicht eine ganze Woche dauern konnte, bis die Einzelheiten über seinen Bacchus publik wurden. Und obwohl der Bildhauer ein sehr, sehr geduldiger Mensch war, behagte ihm die Vorstellung, dass die Medien etwas übersehen könnten, plötzlich überhaupt nicht.
    Es war jedoch nicht Ungeduld, die seine Entscheidung beeinflusste, den Heimatsender der hübschen jungen Reporterin anzurufen, sondern der Anblick eines vertrauten Gesichts – eigentlich eher eines verschwommenen Schattens – hinter ihr auf dem Beifahrersitz eines Zivilfahrzeugs, das wohl dem FBI gehörte. Sie war nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen, und selbst der Ehemann der Kunsthistorikerin hätte sie vermutlich nicht bemerkt, doch dem scharfen Auge des Bildhauers entging sie nicht. Nein, als Meghan O’Neill ihre Kamera auf die andere Straßenseite zu Dodds Eingangstor dirigierte, tauchten genau in dem Moment, in dem es aufging, drei Chevy Trailblazer hinter der hohen Hecke auf. Und der Bildhauer war überzeugt, für einen winzigen Augenblick Cathy Hildebrant hinter der Windschutzscheibe des vorausfahrenden Fahrzeugs erkannt zu haben. Und trotz seiner Aufregung, trotz seiner Freude darüber, dass Dr. Hildy endlich sein Werk gesehen hatte, kam dem Bildhauer im gleichen Augenblick eine Idee.
    Er würde den Anruf von seinem Handy aus machen, mit einer Telefonkarte von WalMart, auf der noch ausreichend Guthaben war. Seine Nummer würde ohnehin unterdrückt sein, das war noch eine kleine zusätzliche Sicherung. Und natürlich brauchte er sich wegen des Signals vom örtlichen Sendemast keine Sorgen zu machen. Nein, er hatte die Verschlüsselung für alle ein- und ausgehenden Gespräche vom Kutschhaus für alle Fälle selbst entworfen. Denn sosehr der Bildhauer Technik hasste, er hatte sich längst damit abgefunden, dass er sie beherrschen musste, um seine Werke vollenden zu können. Und so stellte der Bildhauer nach einer raschen Onlinesuche – natürlich mit umgeleiteter I P -Adresse – den Ton des Fernsehers leise und machte seinen Anruf.
    » Danke, dass Sie die Hotline von WNRI Channel 9 Eye-Team anrufen«, leierte eine Stimme vom Band am anderen Ende. » Ihr Anruf ist uns wichtig, aber aufgrund des starken Gesprächsaufkommens im Augenblick beträgt die Wartezeit, bis Sie mit einem unserer investigativen Reporter sprechen können, etwa – sie-ben Mi-nu-ten.«
    Der Bildhauer belebte seine Computerbildschirme neu; er pfiff Scarlattis Sonate in d-Moll, während er die Schlagzeilen von
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