Vollendung - Thriller
Drudge Report und CNN .com las. Als er sein Atelier aufgeräumt hatte, hatte ein Sprecher des FBI gegenüber AP bestätigt, dass die Leiche des verschwundenen Wide Receivers der Boston Rebels, Tommy Campbell, sowie einer weiteren nicht identifizierten Person auf dem Grundstück eines wohlhabenden Geschäftsmanns in Campbells Heimatstadt Watch Hills, Rhode Island, gefunden worden sei – bla, bla, bla, weitere Einzelheiten bei einer Pressekonferenz um 17.00 Uhr.
Das ist gut, dachte der Bildhauer. Etwas mehr als zwei Stunden, um die Saat zu legen; etwas mehr als zwei Stunden, um dafür zu sorgen, dass die Presse auf der Konferenz die richtigen Fragen stellte.
Der Beitrag auf Fox News wechselte zu einer Luftaufnahme von Dodds Anwesen, in der Zufahrt stand die Schlange der FB I -Fahrzeuge, und der Bildhauer konnte die Handvoll Agenten und Bundespolizisten ausmachen, die immer noch über den Fundort verstreut waren. Sein Bacchus hingegen war fort – ohne Frage bereits auf dem Weg zum amtlichen Leichenbeschauer. Der Bildhauer schauderte vor Erregung, spürte, wie seine Brustwarzen hart wurden beim Gedanken daran, wie das FBI sein Werk analysierte, wie sie sein Ausstellungsstück auseinandernahmen und die Verbindung zwischen seinem Bacchus und Dr. Hildys Die im Stein schlafen entschlüsselten. Ja, es war nur eine Frage der Zeit, bis alle Leute die Botschaft hinter seiner Arbeit verstehen würden, nur eine Frage der Zeit, bis alle aufwachen würden.
Der Bildhauer wusste natürlich, dass die Medien und das FBI ihn bald als Serienmörder brandmarken würden, denn wie bei Michelangelo selbst hatten seine Zeitgenossen keinen Namen für das, was er wirklich war, sie konnten nicht annähernd die Tiefe seiner gequälten Seele begreifen, diesen Brunnen der Liebe und Pein, der Schönheit und göttlichen Einsicht, aus dem sein Genie floss, und aus dem sein Künstlertum ans Licht drängte. Ja, sie würden ihn als ein Ungeheuer ansehen, würden ihn in eine Reihe mit anderen Ungeheuern stellen und seine Arbeit fälschlicherweise als geisteskrankes, selbstsüchtiges Streben in der Art eines Dahmer, Gacy oder Nilsen deuten. Das war dem Bildhauer von Anfang an klar gewesen; längst hatte er sich damit abgefunden, dass man erst nach seinem Tod – vielleicht Hunderte von Jahren danach – das wahre Wesen seiner Kunst allgemein verstehen würde.
Mit Ausnahme von Dr. Catherine Hildebrant, natürlich.
Ja, hier in der Gegenwart verfügte nur ein Mensch über ein Verständnis, ein Genie, das seinem eigenen gleichkam. Und dieser Mensch würde bald zu seinem Sprachrohr werden, zu seinem Vehikel, mit dem er seine Botschaft in die Welt hinaustragen konnte, das Vehikel, mit dessen Hilfe der Bildhauer sie alle aus ihrem Schlaf wecken würde.
»Eye-Team Hotline«, ertönte die Stimme am Telefon – eine tiefe, männliche Stimme, die der Bildhauer auf Anhieb anziehend fand.
»Ich grüße Sie«, sagte der Bildhauer. »Und ich gratuliere dazu, dass WNRI und das Eye-Team als Erste die Nachricht von der Entdeckung Tommy Campbells verbreitet haben. Der Zeit nach zu urteilen, die ich in der Warteschleife zubringen musste, dürfte Ihr Unternehmen da unten in Providence mit Anrufen zu dem Fall überschwemmt werden, habe ich recht?«
»Was kann ich für Sie tun, Sir?« Ein wenig Ungeduld schwang in der Stimme mit – eine Ungeduld, die der Bildhauer süß fand.
»Vielleicht sollten Sie lieber fragen, was ich für Sie tun kann«, sagte der Bildhauer freundlich. »Es ist nämlich so, mein Freund, dass ich Ihnen als Belohnung für WNR I s Hartnäckigkeit Informationen den Fall betreffend anbieten möchte – einen Tipp , wie man in Ihrer Branche wohl zu sagen pflegt.«
»Darf ich Ihren Namen erfahren?«
»Wenn es Ihnen recht ist, mein Freund, würde ich gerne anonym bleiben. Das ist an einem Tag wie heute sicher ganz normal – einem Tag, an dem eine Menge ängstlicher Naturen die Leitungen da unten bei W-N-R-I verstopfen müssen.« Die Art, wie der Bildhauer im Stile eines schmierigen Radioansagers die Initialen des Senders trällerte, hatte den unbeabsichtigten Effekt, den Mitarbeiter am anderen Ende zu verärgern.
»Hören Sie, Kumpel, hier ist gerade eine Menge los. Ich habe heute keine Zeit, mir Unsinn …«
»Na, na, na, nicht gleich so empfindlich. Ich könnte immer noch einen Ihrer Konkurrenten anrufen, und überlegen Sie mal, was Ihre Vorgesetzten wohl sagen würden, wenn sie erführen, dass Sie die vielleicht größte Story in der
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