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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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koreanischem Einschlag, härter geworden durch zwei Kinder und fünfundzwanzig Jahre Ehe. Und als er sich zu Markham und Cathy im hinteren Teil des FB I -Überwachungswagens gesellte und die halbasiatischen Züge der hübschen Professorin im weichen Licht der Computermonitore sah, verwandelte sich sein Schuldgefühl, weil er die Campbells im Stich gelassen hatte, urplötzlich in Sehnsucht nach seiner Frau.
    Ja, mit fünfzig wurde Bill Burrell weich.
    »Sagen Sie mir, wo wir stehen.« Burrell stieß eine Wolke Zigarettenrauch aus.
    »Nun«, fing Markham an, »unseren Agenten ist es gelungen, eine Sammlung von Michelangelos Gedichten in der Bibliothek von Westerly aufzutreiben, außerdem ein Exemplar von Dr. Hildebrants Die im Stein schlafen. «
    »Und?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir ihr Buch anzusehen, aber Dr. Hildebrant hat das Gedicht und die beiden Zitatzeilen identifiziert.«
    »Die, von denen mir Sullivan erzählt hat? Die vor fast sechs Jahren unter Dr. Hildebrants Tür durchgeschoben wurden?«
    »Ja«, sagte Markham und sah auf ein Blatt Papier hinunter. »Wir haben die drei Zitate im Netz gefunden. Und auf den ersten Blick scheinen sie das zu sein, als was Dr. Hildebrant sie aufgefasst hat – Worte der Weisheit und Unterstützung anlässlich des Tods ihrer Mutter. Das verrät uns zumindest, dass die Person, von der sie stammen, über ihr Privatleben Bescheid wusste. Die Zitate trafen in folgender Reihenfolge ein: ›Wenn wir uns des Lebens erfreut haben, sollten wir uns über den Tod nicht grämen, denn er stammt aus der Hand desselben Meisters.‹ Dann: ›Die Versprechen dieser Welt sind zum größten Teil leere Phantome‹ und schließlich: ›Auf sich selbst zu vertrauen und zu jemandem mit Wert und Würde zu werden ist der beste und sicherste Weg.‹«
    »Und was fällt Ihnen dazu ein, Sam?«
    »Es ist auf jeden Fall ein Versuch, Vertraulichkeit herzustellen, würde ich sagen, außerdem drückt der Verfasser implizit sein Verständnis für den Kummer aus, den Dr. Hildebrant zu dieser Zeit durchmachte. In diesem Licht fällt dann das letzte Zitat ein wenig aus der Rolle, da die ersten beiden vom Tod und dem Leben danach handeln und diese Welt im Grunde der nächsten gegenüberstellen. Durch weitere Recherchen haben Dr. Hildebrant und ich jedoch festgestellt, dass das dritte Zitat häufig als Fortsetzung des zweiten genannt wird. Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, aber im Kontext mit dem Sonett, das sie als letzte Botschaft erhielt, bedeutet es vielleicht nicht nur einen Rat, wie sie mit ihrem Verlust umgehen soll, sondern auch eine Veränderung des Fokus – beides im Hinblick darauf, worauf Dr. Hildebrant nun ihre Energie konzentrieren sollte und worauf ihr Bewunderer seine konzentrieren sollte.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Das Sonett, das als Nächstes kam«, sagte Markham und blätterte in dem Gedichtband. »Das ursprünglich für den jungen Tommaso Cavalieri geschrieben wurde. Es handelt sich um eine sehr viel intimere Korrespondenz als die vorangegangenen Mitteilungen. Wie die ersten beiden Zitate impliziert es zwar ein unausgesprochenes und privates Wissen vom anderen, aber diesmal scheint der Absender sowohl von seinem als auch von Dr. Hildebrants Standpunkt aus zu sprechen.«
    »Wie das?«
    »Die ersten vier Zeilen lauten wie folgt:
    ›Du weißt, Herr, dass ich weiß, wie sehr du weißt,
    dass ich, um dich zu fühlen, dich erreiche
    und weißt, ich weiß, du weißt, ich bin der Gleiche:
    was ist’s, das uns im Gruße zögern heißt?‹
    Wie Dr. Hildebrant mir erklären musste, war Michelangelo homosexuell, und seine Beziehung zu Cavalieri – eine Beziehung, die nie körperlich vollzogen wurde, aber nichtsdestoweniger wechselseitig war – verursachte dem Künstler und vermutlich auch Cavalieri große Qualen. Michelangelo spricht also für sie beide und sagt, er wisse, dass beide einander liebten, und er will deshalb, dass auch Cavalieri es anerkennt. Dieses Wissen vorausgesetzt – also die Geschichte hinter dem Sonett – haben wir folglich ein offenes Statement von Dr. Hildebrants Bewunderer vorliegen, der praktisch sagt: Nicht nur weiß ich, was Sie denken, ich weiß außerdem, dass Sie wissen, was ich denke.«
    »›… dass ich, um dich zu fühlen, dich erreiche‹«, wiederholte Burrell. »Die Person, die das geschrieben hat, gibt also zu, dass sie Dr. Hildebrant körperlich nahe gekommen ist?«
    »Vielleicht«, sagte Markham. »Aber
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