Vollendung - Thriller
Wasserfläche verschleppt wurden, aber dann wurde mir klar, dass alle drei Gegenden einschließlich der Farm in Burrillville ungehindert von mindestens einem relativ weit entfernt liegenden Aussichtspunkt einsehbar sind: die Veranda der Campbells vom gegenüberliegenden Ufer von Foster Cove, die Stelle im Wald, wo Wenick entführt wurde, von der anderen Seite des Blackamore Ponds und die Koppel, in der die Ziegen gehalten werden, von einem nahen Hügel. Das bedeutet, der Michelangelo-Mörder könnte seine Opfer unbemerkt über einen längeren Zeitraum beobachtet haben. Und das heißt, er könnte sie studiert und seine Schritte entsprechend geplant haben.
Nachdem wir auf Banford gestoßen waren, habe ich also die Lage seiner alten Wohnung auf der East Side überprüft. Und was glauben Sie, habe ich festgestellt? Richtig, dieselbe Geschichte, ein ungehinderter Aussichtspunkt einige Blocks entfernt, mit einem freien Blick auf Banfords altes Eckzimmer im obersten Stock des dreistöckigen Gebäudes ohne Fahrstuhl. Das bedeutet, der Michelangelo-Mörder könnte gewusst haben, wann Banford in seinem Zimmer war oder – vielleicht noch wichtiger – wann er nicht in seinem Zimmer war.«
»Sie meinen, der Mörder ist eingebrochen, während er fort war? Sie meinen, er hat auf Banford gewartet, als dieser nach Hause kam?«
»Ich habe keine Ahnung, Cathy, aber die Zufälle mit dem Epinephrin und dem Material über Michelangelo sind einfach zu verblüffend, als dass ich sie ignorieren könnte. Und wenn man darüber nachdenkt, ergibt es eigentlich mehr Sinn, wenn der Michelangelo-Mörder von Ihnen und Ihrem Buch erst erfahren hat, nachdem er bereits beschlossen hatte, Banford zu töten – ich meine, nach allem, was wir bisher über ihn wissen, ist er sehr wählerisch, was die Auswahl seiner Opfer nicht nur in Bezug auf Ihr Buch, sondern auch im Hinblick auf seinen größeren Zweck angeht. Und die Art und Weise, wie der Mord an Banford ablief – der Umstand, dass er die Leiche liegen ließ, dass sie keine bestimmte Pose einnahm, deuten darauf hin, dass ihm sein Zweck zu diesem Zeitpunkt möglicherweise noch nicht völlig klar war.
Was Banford als Bindeglied zwischen Ihnen und dem Michelangelo-Mörder angeht, läuft es höchstwahrscheinlich also auf eines von zwei möglichen Szenarios hinaus. Das erste ist, dass Banford seinen Mörder kannte und dass sie eine Art Beziehung hatten, und Banford hat ihm von dem Buch erzählt oder vielleicht, dass Sie seine Professorin waren. Das andere Szenario ist, dass der Michelangelo-Mörder irgendwann in Banfords Zimmer war, bevor er ihn getötet hat, und dass es zu einer Art Erweckungserlebnis kam. Dass er die DVD und Ihr Buch rein zufällig sah, dass er, indem er sich in der Welt seines Opfers aufhielt, plötzlich verstand, warum die Hand des Schicksals ihn und sein Opfer zusammenbrachte. Er hatte Glück in dem Sinn, wie wir Glück hatten, als wir bei der Überprüfung Ihrer Studentenlisten auf Verdächtige über Banford stolperten. Dass Banford bei Ihnen studiert hat und im Besitz eines Exemplars von Die im Stein schlafen waren, könnte ein Detail sein, von dem der Mörder gar nichts wusste.
Dann die Nacht, in der er starb. Wenn Banford high von Drogen war, könnte der Michelangelo-Mörder ohne Weiteres die Feuertreppe hinaufgestiegen sein und den Jungen kampflos überwältigt haben. Wer weiß, vielleicht hat ihm Banford in seinem benebelten Zustand sogar das Fenster aufgemacht und ihn in sein Zimmer gelassen, weil er ihn für die Zahnfee oder so hielt. Aber worauf ich hinauswill, ist: So wie ich überzeugt bin, dass es Banford war, der den Michelangelo-Mörder irgendwie auf Sie aufmerksam gemacht hat, bin ich ebenso überzeugt, dass der Michelangelo-Mörder nicht nur in der Nacht, in der der Junge starb, in dessen Zimmer war, sondern ihm auch das Adrenalin gespritzt hat, während er ihn zwang, sich die DVD über Michelangelos Leben anzusehen.«
»Aber warum sollte er Banford zwingen, sich die DVD anzusehen?«
»Um ihn aus seinem Schlaf zu befreien, natürlich. Aus demselben Grund benutzt der Michelangelo-Mörder Adrenalin, um seine Opfer zu töten.«
Cathy sah Markham verständnislos an.
»Wann produzieren wir als Menschen das meiste Adrenalin?«, fragte er.
»Wenn wir aufgeregt sind – nein, wenn wir uns fürchten, natürlich.«
»Und was fürchten die meisten Menschen mehr als alles andere?«
»Den Tod, würde ich sagen.«
»Vielleicht. Aber man könnte auch das
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