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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Die untere Hälfte scheint das Hinterteil einer Ziege zu sein.«
    »Du lieber Himmel«, stöhnte Cathy. Und trotz einer leichten Übelkeit, trotz der Tränen, die ihr in die Augen stiegen, brachte sie die Frage heraus: »Wer ist es?«
    »Das wissen wir noch nicht – ein Agent geht im Augenblick gerade alle Vermisstenmeldungen durch, aber es könnte eine Weile dauern, bis wir ihn identifiziert haben. Anders als bei Campbell scheint das Gesicht des Kinds nämlich beträchtlich … verändert worden zu sein – entstellt, um dem Gesichtsausdruck von Michelangelos Satyr zu entsprechen.«
    Cathy spürte, wie ihr Magen rebellierte.
    »Möchten Sie sich noch umziehen, bevor wir fahren?«, fragte Markham. »Es ist ein bisschen kalt für April, und unten am Wasser ist es noch kühler.«
    »Wieso ich?«, fragte Cathy plötzlich. Sie war wie benommen, und ihre Stimme schien einer fremden Person zu gehören. »Sie haben offenbar Ihre eigenen Experten zu dem Thema – Leute, die die Statue erkannt und sie Michelangelo zugeordnet haben. Ich meine, was kann ich Ihnen wohl sagen, was nicht einer Ihrer Agenten in dem gottverdammten Internet findet?«
    Wortlos schob Special Agent Markham das letzte seiner Polaroidbilder über den Tisch. Cathy sah mit Entsetzen die Nahaufnahme einer Inschrift, die ordentlich in den Steinsockel gemeißelt worden war, auf dem Tommy Campbells mumifizierte Leiche stand. Sie lautete schlicht:
    FÜR DR. HILDEBRANT
3
    D ie äußere Hülle des Kutschhauses bestand noch aus den ursprünglichen Ziegeln – so wie es in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts von einer wohlhabenden Textilfamilie im damals noch ländlichen East Greenwich, Rhode Island, erbaut worden war. Es stand etwa dreißig Meter vom Haupthaus entfernt, und man erreichte es über einen Pflasterweg, der von der hinteren Veranda wegführte, oder über eine ungepflasterte Zufahrt, die zwischen den Bäumen am westlichen Rand des stark bewaldeten Grundstücks verlief.
    Das Haus selbst war ein weitläufiger, dreistöckiger Bau, geschmückt von einer langen, ovalen Zufahrt mit einem wasserlosen Brunnen in der Mitte. Die »Vordertür« lag eigentlich an der Seite des Hauses und ging auf eine Baumreihe im Osten hinaus. Deshalb stiegen die meisten Besucher – von denen es dieser Tage nur noch sehr wenige gab – die Stufen zum Durchgangsraum hinauf, der gleich hinter den auf die Zufahrt hinausgehenden Fenstern der Bibliothek lag.
    Der Bildhauer benutzte jedoch in der Regel die Hintertür, denn er hatte fast immer etwas im Kutschhaus zu erledigen, ehe er zu seinem Vater ins Haus seiner Kindheit ging. Die Familie des Bildhauers lebte seit 1975 hier – sie war kurz nach der Geburt des Bildhauers eingezogen. Das Kutschhaus war zu dieser Zeit längst in eine Garage für zwei Autos umgewandelt worden, mit einem Raum darüber, in dem der Hausverwalter des Vorbesitzers gewohnt hatte. Und als Junge hatte der Bildhauer oft stundenlang allein in dem leer stehenden Dachgeschoss gespielt. Die meiste Zeit hatte er sich jedoch einfach nur dort versteckt, wenn seine Eltern stritten oder wenn seine Mutter betrunken war und ihn schlug.
    Der Bildhauer hatte als Kind ziemlich viele Schläge von seiner Mutter bekommen, wenn sein Vater auf Geschäftsreisen gewesen war oder im Country Club Golf gespielt hatte. Und wenn er superböse gewesen war, füllte seine Mutter manchmal die Badewanne mit Eiswasser und tauchte ihn unter, bis er keuchte. Manchmal sperrte sie den Bildhauer ins Badezimmer, goss Bleiche auf dem Boden aus und zwang ihn, die Dämpfe einzuatmen. Aber meist schlug sie ihn nur – immer auf den Hinterkopf, damit die Abschürfungen und Beulen unter seinem dunkelbraunen Lockenschopf nicht zu sehen waren. Die Mutter des Bildhauers erklärte ihm, falls er bei jemandem petzte, würde sie sterben und sein Vater würde sich umbringen. Und lange Zeit glaubte ihr der Bildhauer – immerhin liebte der Bildhauer seine Mutter und seinen Vater sehr und hätte alles getan, um sie zu beschützen. Der Vater des Bildhauers nannte ihn damals Christian – er konnte sich seinen Namen mühelos merken. Aber das war sehr, sehr lange her, und inzwischen nannte Christians Vater ihn nie mehr Christian.
    Christian nannte sich selbst ebenfalls so gut wie nie Christian. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, jemals etwas anderes als »der Bildhauer« gewesen zu sein, und benutzte seinen Namen nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ – wenn er für die Medikamente seines

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