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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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immer gut in Form gehalten. Mit seinen eins dreiundneunzig, seit er siebzehn war, hatte er sich vor dem Unfall sowohl im Football als auch im Lacrosse für die Phillips Exeter Academy hervorgetan. Seit dem Unfall jedoch hatte er sich einzig auf Bodybuilding konzentriert – was er von Beginn an als notwendigen Bestandteil zur Pflege seines Vaters angesehen hatte. Der Unfall war die Schuld seiner Mutter gewesen. Christian würde die genauen Umstände nie erfahren – er war im Internat gewesen, als alles passierte. Aber seinen Erkenntnissen zufolge hatte es einen Zwischenfall im Country Club gegeben. Der Anwalt seines Vaters erzählte Christian eine Woche nach der Beerdigung – in derselben Woche, in der er achtzehn und damit rechtmäßiger Verwalter des Familienvermögens wurde –, dass seine Mutter ihren Mann mit einem jungen Tennisprofi, nicht viel älter als Christian selbst, betrogen hatte. Es hatte eine Szene gegeben, einen Faustkampf im Country Club – Christians Vater hatte den Tennisprofi niedergeschlagen und seine Frau an den Haaren aus dem Klub geschleift. Sie waren gerade auf die Route 95 gebogen, als ein Sattelschlepper sie seitlich rammte. Seine Mutter war sofort tot gewesen, aber sein Vater überlebte – von der Hüfte abwärts gelähmt, der linke Arm unbrauchbar, das Gehirn irreparabel geschädigt.
    Christian hatte eine vorzeitige Aufnahme an der Brown University zugesichert bekommen, aber nach Ende seines Abschlussjahrs an der Phillips entschied er sich für eine Ausbildung an einer Pflegeschule, um sich besser um seinen Vater kümmern zu können. Gegen das Transportunternehmen war in Christians Namen ein Prozess angestrengt worden. Der Fahrer des Sattelschleppers hatte getrunken gehabt, als er in den Wagen von Christians Eltern krachte, und ein außergerichtlicher Vergleich billigte Christian sowohl eine Entschädigung für den Tod seiner Mutter zu als auch genügend Geld, damit er seinen Vater für den Rest dessen Lebens pflegen konnte. Der Vergleich spendete Christian nur wenig Trost, da der junge Mann das Geld ohnehin nicht gebraucht hätte. Nein, sein Vater hatte genug Geld verdient, um ein Dutzend Invaliden ein Dutzend Leben lang zu pflegen. Und zuerst brachte Christian seinen Vater in einer Pflegeeinrichtung für Erwachsene unter, aber nach seinem Abschluss an der Pflegeschule nahm er die Last, sich um seinen Vater zu kümmern, ganz allein auf sich.
    Abgesehen davon wusste Christian, dass er nie für Geld würde arbeiten müssen.
    Nein, Christians Arbeit würde von anderer Art sein, würde einem anderen Zweck dienen. Dieser Zweck war ihm erst in den letzten Jahren klar geworden, nachdem er zu verstehen begonnen hatte, warum seine Mutter ihn geschlagen und seinen Vater betrogen hatte. Ja, sein eigenes Leben, seine persönliche Tragödie war nur ein Symptom für eine viel größere Krankheit. Und nun, da er zum Bildhauer geworden war, nun, da er seinen Zweck im Leben erkannt hatte, verstand der Mann, der sich früher Christian genannt hatte, auch, dass die Krankheit heilbar war. Dass er anderen mithilfe seiner Erkenntnis helfen konnte. Und dass er auf diesem Planeten war, um die Menschheit vor ihrer spirituellen Zerstörung zu retten. Und so, wie er sich selbst aus einem lebenslangen Schlaf erweckt hatte, würde der Bildhauer dafür sorgen, dass auch andere erwachten.
    Der Bildhauer stieg von der Veranda und ging über den Pflasterweg zum alten Kutschhaus. Er begann in sich hineinzulachen, denn obwohl er das Internet hasste, wurde er unwillkürlich aufgeregt, wenn er daran dachte, was ihn erwarten würde.
    Ja, der Bildhauer war vollkommen überzeugt davon, dass sein Plan gelingen würde.
    Und Dr. Catherine Hildebrant würde ihm dabei helfen.
4
    » Geht es Ihnen jetzt wieder besser?«, fragte Special Agent Markham.
    »Ja, danke«, log Cathy, die nach wie vor erschüttert war. Sie hatte vor sich hin aus dem Fenster gestarrt, während eine Reihe namenloser Gebäude an ihr vorbeirauschte. Dann war ihr plötzlich klar geworden, dass sie trotz der Ereignisse des Morgens unbewusst nach dem großen blauen Insekt auf dem Dach der New England Pest Control gesucht hatte. Cathy hasste diese blaue Wanze – eine monströse, geschmacklose Skulptur, die aussah, als stammte sie von einem Vierjährigen – sah aber jedes Mal unwillkürlich zu ihr hinauf, wenn sie von Süden nach Providence hineinfuhr.
    »Und danke für den Kaffee«, fügte sie nach einem Augenblick hinzu.
    »Nicht der Rede wert.«

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