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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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ich, wie Strahlen hochenergetischen Lichts den Flur entlanghuschten. Das Kamerateam vom Fünften Kanal
    stürmte an Thelmas leerem Schreibtisch vorbei.
    »Was für eine Überraschung?« fragte Corrigan. Ich
    drehte den Kopfkissenbezug um und ließ ihn genau in
    dem Moment in den Genuß eines Propaganda-Blizzards
    kommen, in dem der Kameramann die Linse auf ihn
    richtete. Wir bekamen ihn nicht nur dazu, sich mit einem Treffen einverstanden zu erklären, sondern die
    Einverständniserklärung wurde auch noch per Glotze in ganz Massachusetts verbreitet - was so ziemlich die einzige Möglichkeit ist, einen Umweltbeamten dazu zu vergattern, daß er sein Wort hält. Corrigan ist seitdem nicht gerade nett zu mir gewesen, aber ich habe den
    Sprung auf Thelmas Weihnachtskartenverteiler geschafft.
    Wie auch immer, Gomez wurde gefeuert, weil er meinen falschen Personalausweis hatte durchgehen lassen. Wir beschäftigten ihn schließlich als freien Mitarbeiter, und er erledigte da und dort Arbeiten im Büro für uns. Nichts Illegales. Wenn es darum ging, Dinge zu finden, die
    repariert oder frisch gestrichen werden mußten, war er ein Mann der Initiative. Wenn man beobachtete, wie er wacklige Treppenstufen und abblätternde Farbe
    aufspürte, sah man den guten alten Unternehmungsgeist in voller Aktion. Nicht viel anders als bei mir.
    Der Transporter stand genau da, wo Wyman ihn hatte
    stehenlassen, in der dreckigsten, der gefährlichsten, der kriminellsten Ecke von Boston. Ich spreche nicht von Crack-Dealern, Slums und Minderheiten. Ich spreche
    nicht von Roxbury. Sondern von dem Gebiet um den
    Mystic River, in dem der größte Teil der Schwerindustrie von Neuengland sitzt. Es ist fifty- fifty zwischen Everett und Charlestown aufgeteilt. Ich bin da recht oft. Die meisten »Flüsse«, die in den Mystic münden, sind
    Abwasserkanäle, nicht länger als ein paar Kilometer. Die Giftmischer der Nation versammeln sich an diesen
    Flüssen und pissen rein. Ich habe sie persönlich mit meinem Zodiac besucht, ihre gelben, braunen, weißen
    und roten Wässerchen gerochen und festgestellt, woraus sie sich zusammensetzen.
    Wir konnten Wymans Fußspuren sehen, die durch die
    Schlammzone am Everett River zu einer Seitenstraße
    führten, in der es vielleicht irgendwo eine Telefonzelle gab. Ich wußte bereits, wie die Straße hieß: Alkali Lane.
    Wir sahen die Stelle, an der ihm chemische Dünste um die Nase geweht waren oder er nah genug dran war, um das Straßenschild lesen zu können. Jedenfalls war er dort herumgewirbelt und zum unverseuchten Bankett
    zurückgesprungen und hatte seine Schuhe wie verrückt am verdorrten Gras abgewischt. Dann war er getrampt.
    Gomez schlachtete den Transporter aus wie ein Sioux, der einen Bison zerlegt. Ich konzentrierte mich auf die Räder mit den brandneuen Gürtelreifen für 600 Dollar, die Wyman glatt zurückgelassen hätte - ein Geschenk von GEA an einen x-beliebigen Autofriedhof. Ich sorgte auch dafür, daß wir unseren Kanaldeckelheber nicht
    vergaßen. Für mich ist der so wichtig wie der
    Universalschlüssel für einen Hausmeister. Gomez stellte die Batterie sicher, die Zündung, den Kassettenrecorder, die Autodecke, den Wagenheber, die Schraubenschlüssel, die Schneeketten, eine halbe Dose Schmierstoff, den
    Ersatzkeilriemen und drei Gallonen Benzin. Er machte sich gerade an den Starter ran, als ich den Transporter offiziell für tot erklärte.
    Wir nahmen die Nummernschilder an uns, damit wir der Versicherung beweisen konnten, daß wir den Wagen
    nicht mehr fuhren, und dann holte ich das Thermit aus dem Handschuhfach. Es ist immer klug, welches in
    greifbarer Nähe zu haben. Kann ja sein, daß man ein paar Eisenbahnschienen verschweißen muß. Die
    Seriennummer des Transporters war an drei Stellen in die Karosserie und das Fahrgestell eingestanzt, und darauf tat ich jetzt Thermit. Dann zündete ich es mit meiner Zigarre
    an. Sofort Schlacke. Wie ein Mafia-Killer, der einer Leiche die Finger abhackt.
    Die Seriennummern rauchten noch, als wir wieder in den Omni stiegen. Aber dann hielt gleich ein Wagen hinter uns an, ein Bronco II mit zuviel Antennen und Blinklicht auf dem Dach.
    »Scheiß-Schmalspurcop«, sagte Gomez. Da er selbst
    einer gewesen war, war er sensibilisiert für das ganze absurde Konzept.
    Ich ging zu dem Bronco, um die Schrift auf der Tür lesen zu können. BASCO SECURITY. Also der
    Sicherheitsdienst von Basco. Ich kannte diese Firma nur zu gut. Ihr gehörte alles in der Alkali Lane

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