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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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und das meiste am Everett River. Wenn man vom Bankett des
    Parkway runterging, war man scho n auf ihrem Gelände.
    Dann lösten sich auch die Schuhe von einem auf.
    »Guten Morgen«, sagte der Schmalspurcop, der so jung und mager war wie Gomez. Diese Typen hatten nie die
    Autoritätswampe des echten Bostoner Cops.
    »Mojn«, sagte ich und ließ es klingen, als wäre ich in Eile. »Kann ich was für Sie tun?«
    Er betrachtete ein Bild von mir, das in ein Ding
    eingeklebt war, das verdammt nach Dossier aussah. Da waren außerdem Fotos von meinem Boß drin sowie von
    einem Rindvieh namens Dan Smirnoff und einem Mann
    auf der Flucht namens Boone.
    »Sind Sie Sangamon Taylor?«
    »Haben Sie vielleicht einen Haftbefehl? Sie sind doch gar kein richtiger Cop, oder?«
    »Ich habe Zeugen. Ein paar von uns waren drüben beim Hauptgebäude und haben Sie beobachtet. Wir kennen
    diesen Transporter.«
    »Ich weiß, wir sind alte Freunde.«
    »Genau. Deswegen haben wir den Transporter sofort
    erkannt, als er gestern abend hier gestoppt hat. Wir haben beobachtet, wie Sie ihn ausgeschlachtet haben. Und
    vielleicht sogar an den Seriennummern rumgemacht
    haben, was?«
    »Hören Sie. Bevor Sie hier Ärger machen, gehen Sie erst mal zu Ihrem Boß und sagen Sie ihm >pH<. Nichts weiter. Einfach >pH<.«
    »Ist das nicht das, was ins Shampoo reinkommt?«
    »Da liegen Sie ziemlich dicht dran. Also, sagen Sie ihm
    >pH 13<. Und tun Sie sich selbst einen Gefallen und suchen Sie sich einen anderen Job. Bleiben Sie weg von der Schlammzone, laufen Sie da nicht rum. Verstehen Sie mich? Da ist es gefährlich.«
    »Jaja«, sagte er und schien sich königlich zu amüsieren,
    »da sind unheimlich kriminelle Elemente am Werk.«
    »Richtig. Der Vorstand von Basco und die Familie
    Pleshy. Lassen Sie es nicht zu, daß die weiter die Leute umbringen.«
    Als ich wieder im Omni saß, fragte Gomez: »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ihren pH-Wert. Ich war letzte Woche hier und hab' ihn gemessen. Er lag bei dreizehn.«
    »Und?«
    »Acht sind ihnen maximal erlaubt. Das heißt, die leiten hier den Dreck in einer Konzentration in den Fluß, die mehr als doppelt so hoch ist wie gesetzlich gestattet.«
    »O Scheiße, Mann«, sagte Gomez empört. Das war eine
    weitere gute Eigenschaft von ihm. Er wurde nie
    gleichgültig.
    Dabei hatte ich ihm nicht mal die volle Wahrheit gesagt.
    Tatsächlich hatte die Giftbrühe, die aus Bascos Abflußrohr kam, eine hunderttausendfach höhere Konzentration, als es erlaubt war. Die Differenz
    zwischen pH 13 und pH 8 war zwar 5, aber in
    Wirklichkeit war pH 13 105 mal, also 100 000mal
    alkalihaltiger als pH 8. Diese Dinge passieren ständig.
    Aber egal, wieviel Diplome du an der Wand hängen hast, wenn du den Leuten so eine Zahl nennst, halten sie dich für verrückt. Die meisten wollen einfach nicht
    wahrhaben, wie wild gegen die Umweltgesetze verstoßen wird. Aber wenn ich sage: »Mehr als doppelt so hoch wie gesetzlich gestattet«, dann entrüsten sie sich, daß es eine wahre Freude ist.

3
    Ich ließ mich von Gomez am Harvard Square absetzen,
    um dortselbst mit einer Reporterin von der Weekly etwas Körnerfutter und Tofu zu speisen. Ich schmiß meine
    Zigarre weg, dann betrat ich das ein kleines Stück seitab vom Platz gelegene Restaurant, eine Orgie aus Naturholz, ließ mir von der Geschäftsführerin deren Nasenlöcher zeigen und entdeckte schließlich Rebecca, die in der hintersten Ecke saß.
    »Wie geht's dem Müsli-James-Bond?«
    Ich hätte ihr um ein Haar meine Toxin-Spiderman-Arie vorgesungen, besann mich dann aber darauf, daß manche Leute mich aufrichtig bewunderten, unter ihnen Rebecca, und daß wir dank Bewunderung und James-Bond-Legenden Dinge wie Gratiswagen und anonyme
    Hinweise auf Umweltverschmutzer bekamen. Also ließ
    ich es bleiben. Rebecca hatte sich den sonnigsten Teil des Raumes ausgesucht, und das Licht brachte ihre grünen Augen zum Leuchten wie Verkehrsampeln. Sie und ich
    waren ein paarmal miteinander ins Bett gesprungen. Die Tatsache, daß wir das in absehbarer Zeit nicht wieder tun würden, machte sie hunderttausendmal - nein, stop -
    mehr als doppelt so schön. Um mich abzulenken, knurrte ich dem Kellner zu, daß ich ein Bier wolle, und setzte mich.
    »Wir haben …«, sagte der Kellner und holte
    erschreckend tief Luft.
    »Rauchbier.«
    »Nein, das haben wir nicht.«
    »Dann ein Beck's.« Ich ging davon aus, daß Rebecca
    zahlen würde.
    »Die Spezialität des Hauses ist linksdrehendes
    Bitzelwasser«,

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