Volles Rohr
den Everett River. Sollte jeden Moment abgeschleppt
werden. Ich legte auf, als sie nach meinem Namen
fragten, schnappte mir meinen Werkzeugkasten und
machte mich auf den Weg.
Gomez hörte die Schraubenschlüssel im Kasten klappern, feuerte die letzte Hälfte seines Vollkorn-Croissants in den Abfalleimer mit der Aufschrift »Nicht für
Kompostierung und Recycling geeignet«, wo es auch
hingehörte, und fing mich an der Treppe ab. »Hast du was für mich zu tun?«
»Ja. Komm mit.«
Viele Leute draußen in der Welt bewundern GEA ganz
einfach. Einer, beziehungsweise eine von diesen Leuten, hatte uns ein Auto gestiftet. Besser noch. In
Massachusetts kann die Kfz-Versicherung gut und gerne über tausend Dollar im Jahr kosten, und so hatte uns diese prachtvolle Lady den Omni leihweise zur
Verfügung gestellt und zahlte auch noch die
Versicherung. Wir wußten nicht mal, wer sie war.
Normalerweise ist ein Omni der letzte Scheiß, eine
Rappelkiste mit 1,6-Liter-Motor. Aber für einen kleinen Aufpreis kann man einen Omni FWT kriegen, der
aerodynamisch aufgemotzt ist und 2,2 Liter hat. Und
wenn man noch ein paar Hunderter drauflegt, bekommt
man einen Omni FWT Turbo, der obendrein ein
Turbogebläse hat. FWT steht übrigens für »Fährt wie der Teufel«. Ehrlich. Wenn das Gebläse singt, entwickelt der Omni FWT Turbo eine geballte Power wie ein kleiner
Rennwagen. Jetzt braucht man bloß noch dicke fette
Rennreifen mit Sportfelgen, und fertig ist der Porsche des kleinen Mannes, die tödlichste Waffe, die je für die Bostoner Verkehrskriege entwickelt wurde. Sicher, wenn man dreimal soviel ausgibt, kann man einen Wagen
kriegen, der ein bißchen mehr fetzt, aber wer wird ein Auto zu Schrott fahren, das so teuer ist? Wer wird da auch nur eine Delle riskieren? Aber wenn's bloß ein
Omni ist, kratzt es niemand.
Ich setzte die Verteilerkappe wieder ein - eine Feinheit, die Gomez durchaus zu würdigen wußte -, und wir
düsten los. Erst mußten wir einen Haufen Plunder aus dem Laderaum schmeißen, um Platz für das zu schaffen, was wir aus dem Transporter ausbauen würden. Die zwei Säcke hydraulischer Zement mußten raus. Wenn ich das dringende Bedürfnis bekommen würde, zwischen hier
und dem Everett ein Abflußrohr dichtzumachen, würde
ich es später befriedigen müssen. Die große, lange Rolle Nylon für Transparente, den Bergsteiger-Sicherungsgurt und die Kletterseile, einen Reservekanister, einen
Zodiac-Blasebalg und das mobile Chemielabor warfen
wir ebenfalls über Bord. Dann den Mikrocomputer, mit dem wir die Datenbanken von GEA International
anzapfen konnten. Den Gaschromatographen für 5000
Dollar. Meine großen Magneten. Den Darth-Vader-
Tauchanzug. Wir packten alles in den Kofferraum von
Gomez' Impala, damit wir es nicht in den vierten Stock schleppen mußten.
GEA hatte Gomez einen neuen Job gegeben, nachdem
ich unabsichtlich dafür gesorgt hatte, daß er aus seinem bisherigen Job als unterbezahlter Wachmann bei der
Verwaltung geflogen war. Zum Pech von seinesgleichen verdiene ich mir mein Geld damit, daß ich Leute wie ihn ziemlich alt aussehen lasse.
Wir hatten damals wochenlang versucht, bei einem
Bonzen von der staatlichen Umweltbehörde einen
Termin zu kriegen, und er hatte nicht mal reagiert. Kurz vor dem Frohe n Fest verkleidete ich mich als
Weihnachtsmann und sagte Tricia und Debbie (einer von unseren Praktikantinnen), sie sollten sich als Elfen kostümieren. Ich fälschte einen Personalausweis,
komplett mit Paßbild vom Weihnachtsmann und einer
Adresse am Nordpol, stopfte meinen Gabensack mit
GEA-Flugblättern voll, und wir kamen ungeschoren an
Gomez vorbei; er war so richtig in Weihnachtsstimmung.
Wir trafen auf eine Untersekretärin, die uns an eine Obersekretärin weiterreichte. Die wiederum reichte uns drei Stockwerke höher an eine Hauptsekretärin weiter, die uns ihrerseits zehn Stockwerke höher an eine
Oberhauptsekretärin weiterreichte, an Thelma, und diese wackere Frau zuckte nicht mal mit der Wimper. Sie
führte uns direkt in Corrigans Büro, den Ort, an den wir drei Monate lang hatten vorgelassen werden wollen, ohne daß man wenigstens den Anstand besessen hätte, uns
eines fiesen Briefs zu würdigen.
»Ho ho ho!« sagte ich, und es war mir ernst.
»Na so was, der Weihnachtsmann!« sagte Corrigan, der alte Esel. »Was führt Euch hierher?«
»Bist nicht artig gewesen! Ich habe eine Überraschung für den bösen Buben! Ho ho ho!« Aus den Augenwinkeln sah
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