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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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meine, von unserem
    Standpunkt aus betrachtet. Wir müssen die Medien nicht anflehen, die Story zu bringen. Sie haben sie schon
    gebracht.«
    Kelvin stimmte zu. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis alles aufgedeckt wird.«
    »Das ist nic ht das Entscheidende«, sagte ich. »Die
    Katastrophe schreitet fort. Darüber sollten wir uns
    Gedanken machen. Publizität killt die Bakterien nicht.«
    »Hast das wirklich du gesagt?« fragte Boone. »Wie killen wir die Bakterien, Kelvin?«
    »Die chlorumwandelnde Bakterie ist anaerob«, sagte
    Kelvin und fügte dann zu Boones besserem Verständnis hinzu: »Das heißt, sie braucht eine Umwelt, in der es keine Luft gibt.«
    »Unmöglich«, sagte ich. »Im Wasser ist Sauerstoff
    enthalten. Da kann sie nicht leben.«
    »Genau. Deshalb haben sie nicht nur eine Bakterie
    produziert, sondern zwei. Die eine ist aerob - sie braucht ein bißchen Luft. Ihr Metabolismus tut niemandem was.
    Sie verbraucht nur Sauerstoff und schafft auf diese Weise lokal begrenzte sauerstoffarme Zonen, in denen ihr
    salzfressender Kumpel existieren kann. Die
    Killerbakterie ist ein Parasit der aeroben Bakterie. Oder sie lebt in Symbiose mit ihr - ich hasse diese
    biologischen Begriffe.«
    »Ich bin kein Experte«, sagte Boone, »aber jeder
    Umweltschützer weiß doch, daß es eine Menge Wasser
    gibt, aus dem die Luft raus ist. Stimmt's? Verdrecktes Wasser, in dem Müll oder Scheiße drin ist, enthält keine Luft.«
    »Richtig«, sagte Kelvin, »weil die Organismen, die das Zeug abbauen, die ganze Luft verbrauchen. Je mehr
    Dreck im Wasser ist - je höher der BOD ist, der
    biochemische Sauerstoffbedarf
    -, desto weniger
    Sauerstoff ist da. Als Dolmacher und seine Freunde diese Bakterien entwickelt haben, haben sie eine ozeanische Umwelt simuliert. Wahrscheinlich haben sie ein
    Aquarium mit sauerstoffangereichertem Meerwasser
    dafür genommen oder irgendwas in der Richtung. Und da funktionierte die Symbiose auch ganz prächtig.
    Aber sie haben nicht bedacht, daß ihre Bakterien mal in einer Umwelt landen könnten, in der es keinen Sauerstoff gibt. Wahrscheinlich hatten sie nicht vor, sie völlig unkontrolliert einzusetzen, in ungeklärten Abwässern zum Beispiel - und falls doch, haben sie den BOD
    vergessen. Aber selbst wenn sie sich des Problems
    bewußt waren, spielte das keine Rolle, weil sich das Management die Bakterien unter den Nagel gerissen hat, bevor sie sie unter diesen Bedingungen testen konnten.
    Und so wurden die Dinger im Hafen ausgesetzt.«
    »In einem Teil des Hafens, in dem es keinen Sauerstoff gibt - wegen der ungeklärten Abwässer«, sagte ich.
    »Und wegen Spectacle Island. Das muß ein richtiger
    Sauerstofffresser sein«, sagte Boone.
    Kelvin nickte. »Was bedeutet, daß in den stark
    verschmutzten Teilen des Hafens die meisten aeroben
    Bakterien tot sind. Die Chlorbakterien dagegen sind
    prächtig gediehen, weil sie die aeroben in dieser
    speziellen Situation nicht brauchen. Aber wenn man nun in ihre Umgebung viel Sauerstoff pumpen würde, würden sie alle eingehen.«
    »Und wie willst du so große Flächen des Hafengrunds
    mit Sauerstoff anreichern? Mit Hunderttausenden von
    diesen Aquarium- Blubberdingern?« fragte ich. Ich war müde, und ich war happy. Ich war stocksauer, und ich hätte vor Freude an die Decke springen können. Kelvin stand ganz gelassen da.
    »Ozon. Das nehmen sie auch in den Kläranlagen. Boote werden mit Ozoncontainern bestückt. An die Container werden Rohrleitungen angeschlossen, die zum
    Hafengrund führen. Und der bekommt eine Ozondusche
    verpaßt. Das kann GEA natürlich nicht machen, da muß sich der Staat reinknien. Trotzdem - es ist machbar. Der Hafen wird ein paar Wochen wie ein Plumpsklo stinken, aber dann sind die Bakterien weg.«
    Wir genossen einen Augenblick goldenen Schweigens.
    Dann sagte Boone: »Da gibt's für uns nicht mehr viel zu tun, wie?«
    Kelvin zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich nicht. In diesem Fall könnte der Staatsapparat tatsächlich mal funktionieren.«
    Boone und ich schauten uns an und lachten.
    »Mensch, Kelvin«, sagte Boone, »die schaffen es doch nicht mal, die Bostoner Abwässer aufzubereiten.«
    »Ich habe eben beim Center for Disease Control in Atlanta angerufen«, sagte Kelvin, »und denen die ganze Geschichte mit den genmanipulierten Bakterien erzählt.
    Ich glaube, sie haben's kapiert. Und mit denen im Rücken werden wir auch die Regierungsstellen auf Trab
    kriegen.«
    Ich bin ein Arschloch, bin es von Beruf, und

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