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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Chance, Mann. Du bist ein Held der Nation. Du kannst dich rehabilitieren, deine Geschichte erzählen - die wahre Geschichte.«
    »Daran hab' ich auch schon gedacht«, gestand Boone.
    »Dann tu's. Ich komm' auch ohne dich klar.«
    »Ich weiß. Aber das hier ist interessanter.«
    »Wie du meinst.« Diese nützliche Wendung hatte ich von Bart entlehnt.
    »Ich bleib' noch eine Weile dabei und sehe, was
    passiert.«
    »Wie du meinst.«
    Ich hatte eine Menge Abführmittel genommen, damit
    meine Gedärme tüc htig durchgeputzt wurden. Es schien zu funktionieren. Die Übelkeit und die Krämpfe hatten nachgelassen. Vielleicht konnte ich mir bald einen Big Mac reinschieben. Oder, wenn wir zu Hoa kamen, Reis
    mit Gemüse essen.
    Wir schneiten bei Kelvin exakt zwölf Stunden nach
    unserem ersten Besuch rein. Da es Tag war, gingen wir durch die Vordertür und erlebten eine vollständige
    Familienbegrüßung: Hunde, die mit ihren Nasen unsere Eier knufften; Kinder, die uns ihr neues Spielzeug
    zeigten; Kelvins Frau, Charlotte, die uns randvolle Riesenbecher Preiselhim brachte. Die Kinder liefen
    entweder nackt oder in Windelhöschen rum, und ich tat es ihnen bald gleich, weil mich Charlotte nicht aus dem Flur ließ, bevor ich meine Jeans ausgezogen hatte. Ich durfte nur meine Unterhose - bunt, zum Glück - und mein T-Shirt anbehalten. Boone mußte seine Socken und sein Hemd rausrücken. Alles kam sofort in die Wäsche.
    Halbnackt stiegen wir in den Keller.
    Charlottes Schwester hatte Kelvins Büro im zweiten
    Stock genau nach seinen Wünschen eingerichtet -
    ergonomische Möbel, Stereoanlage, Kaffeemaschine,
    gemütliche Wandtäfelung. Da ging er ungefähr eine
    Stunde pro Woche rauf, um an seine Mutter zu schreiben und sich einen Überblick über die Familienfinanzen zu verschaffen. Hundert Stunden pro Woche verbrachte er in diesem feuchten, dunklen, mit Sperrmüll
    vollgestopften Keller. In der Ecke eine Werkbank, an der er dies und das herstellte. In der Mitte ein
    Poolbillardtisch, an dem er sich entspannte. An der einen Wand ein alter Wäschetrog aus Beton, den er als
    Pißbecken benutzte. An zwei weiteren alte Schultafeln, die er auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Denn er konnte nur an einer Tafel und im Stehen denken. Manchmal
    arbeitete er an langen, schweißtreibenden algebraischen Gleichungen, manchmal an Flußdiagrammen aus dem
    Softwarebereich. Heute standen Fünf- und Sechsecke an der Tafel. Kelvin war mit organischer Chemie
    beschäftigt, malte Strukturformeln von polyzyklischen Verbindungen. Wahrscheinlich versuchte er, das
    Energiegleichgewicht der Bakterien auszutüfteln.
    »Habt ihr's schon gesteckt?« fragte er, ohne sich
    umzudrehen.
    »Nein«, sagte ich. »Wir haben ihn gefunden. Aber dann ist er uns blöderweise doch durch die Lappen gegangen.
    Die Cops haben ihn in die Klauen bekommen.«
    »Was machen wir jetzt?« fragte Boone. »Ohne
    Dolmacher sind wir genauso klug wie zuvor. Wie sollen wir diese gottverdammten Bakterien wieder aus dem
    Meer kriegen?«
    Kelvin blickte uns eine Weile nachdenklich an, dann
    lächelte er. »Macht euch keine Gedanken«, sagte er und zeigte mit ausladender Handbewegung auf die beiden
    Tafeln. »Ich bin inzwischen ein bißchen
    weitergekommen und habe schon ein paar Ideen.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Aber erst eine Frage. Habt ihr die Nachrichten
    verfolgt?«
    »Du bist gut«, sagte ich. »Hast du nichts von der Sache mit Pleshy gehört?«
    »Wir haben für die Nachrichten gesorgt«, sagte Boone.
    »Ich meine die Bostoner Nachrichten.« Kelvin schnappte sich den Herald, der auf dem Billardtisch lag, und zeigte uns die ganzseitige Schlagzeile.
    TODESHAFEN!
    MIT-Professor: Gift kann alles Leben vernichten
    Dazu das Foto eines bulligen Weißen mit nacktem
    Oberkörper und einer wüsten Chlorakne.
    »Sie wissen also über die Bakterien Bescheid«, sagte ich.
    »Nicht ganz«, sagte Kelvin. »Einige Leute wissen
    Bescheid, aber davon steht nichts im Herald. Und im Globe wird es eher am Rande erwähnt, als ziemlich weithergeholte Spekulation. Die Allgemeinheit glaubt, es sei nichts weiter als eine illegale Einleitung.«
    »Warum schreiben sie dann im Globe, das Gift könnte alles Leben vernichten?«
    »Damit er sich besser verkauft. Wenn du den Artikel
    liest, wirst du feststellen, daß das Zitat aus dem
    Zusammenhang gerissen ist. Der Prof hat gesagt, das Gift könne alle Lebewesen im Hafen vernichten, die große
    Mengen davon mit der Nahrung aufnehmen.«
    »Exzellent«, sagte Boone. »Ich

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