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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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verschwunden, bis wir das letzte Reiskorn aufgepickt hatten.
    Während wir aßen, unterhielten wir uns noch mal über Pleshy und die Ereignisse der letzten Stunden. Boone hatte Pleshy heute vormittag ein bißchen geschwächt; aber wir hatten ihn noch lange nicht erledigt. Deshalb mußten wir ihm heute nacht den Pfahl durchs Herz
    treiben, sonst erholte er sich, wurde Präsident, ernannte Laughlin zum Innenminister und verwendete Dolmachers Wunderbakterie dazu, uns alle mit kovalentem Chlor zu vergiften.
    Bei dem Gedanken an sein ruhmloses Ende konnte einem Pleshy fast schon wieder leid tun. »Ich glaube«, sagte ich daher in einem Anfall von Mitgefühl, »daß Pleshy
    persönlich gar nicht mal so fies ist.«
    »Stimmt«, meinte Boone. »Persönlich ist er eher ein
    Schlaffi.«
    »Was hat er eigentlich zu dir gesagt? Ich hab's nicht mitgekriegt.«
    »Oh, er hat große Töne gespuckt. >Die Bakterien, von denen Sie sprechen, gibt es nicht<, hat er gesagt.
    >Untersuchen Sie den Hafen. Stellen Sie mich auf die Probe. Sie werden nichts finden.<«
    »Und was schließt du daraus?«
    »Daß er von seinen Hiwis im Ungewissen gelassen
    worden ist. Daß er nicht gewußt hat, was läuft.«
    »Wie freundlich von dir.«
    Ich ging davon aus, daß Bart seinen Transporter während des Konzerts nicht brauchen würde, und so nahmen wir ein Taxi zum Boston Garden und suchten die Parkplätze ab, bis wir ihn gefunden hatten. Ich rutschte unter den Wagen und holte mir den Reserveschlüssel. Wir stiegen ein und inhalierten ein bißchen Lachgas. Dann fuhren wir zu Debbies Wohnung in Cambridge. Sie war nicht da,
    also warf ich ihr einen Zettel in den Briefkasten: Wir seien nachher im Hafen, und wenn sie mich sehen wolle, solle sie zum Castle Island Park kommen und ein Feuer machen oder so was, und wir würden sie dann abholen.
    Dann fuhren wir zum GEA-Büro. Rafften alles
    zusammen, was nützlich sein konnte - Tauchgerät,
    Probengefäße, Magneten, Elektronenblitze,
    Seenotraketen, Walkie-talkies -, luden es in den
    Transporter und kehrten zum Garden zurück. Wir kamen genau in dem Moment an, als sich die Türen öffneten und einen Schwall schwarzgekleideter Pöyzen-Böyzen-Fans
    auf die Straßen des Nordends erbrachen.
    In Barts Parklücke stand jetzt ein anderer Wagen, also drehten wir ein paar Runden und nervten die Leute, bis er mit einer ziemlich schrägen Frau aufkreuzte.
    »He, S. T.«, sagte er, »tausend Dank dafür, daß du mich mit Roscommons Kanone ausgeknockt hast.«
    »Tut mir leid, Bart, aber …«
    »Das ist Amy.«
    »Nett, dich endlich mal persönlich kennenzulernen.«
    »Hi, S. T.«, sagte Amy und ließ ihren Kaugummi mit
    explosivem Knall platzen.
    »Steigt ein«, sagte ich.
    Boone stellte sich vor. Die beiden nahmen kaum Notiz von ihm. Amy fragte, wohin wir wollten.
    »Wir wollen nach Spectacle Island«, sagte ich. Mit »wir«
    meinte ich eigentlich Boone und mich, aber Bart und
    Amy faßten es wesentlich allgemeiner auf.
    »Okay«, sagte Bart. »Das wird echt brutal.«
    »Das fürchte ich auch«, sagte ich. »Sind da viele Pöyzen-Böyzen-Fans draußen?«
    »Heute ja, Mann. Wir machen die Nacht durch. Ich kenn'
    jemand, der hat ein Boot.«
    »Christopher Laughlin?«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Ist doch egal. Wir haben auch ein Boot.«

32
    »Ziemlich verboten, die Crew hier«, bemerkte Bart, als wir über die Piers zum GEA-Liegeplatz gingen.
    Da hatte er nicht ganz unrecht. Wir trugen weder
    Segeltuchschuhe noch Schiffermützen. Und statt Brie
    und Baguettes hatten wir Walkie-talkies und
    Silikonschutzmittel dabei. Wenn in der Region noch ein Cop frei gewesen wäre, hätte er uns sofort verhaftet.
    Aber zum Glück waren sie alle auf den Straßen von
    Boston und spritzten die Pöyzen-Böyzen-Fans mit
    Feuerwehrschläuchen naß.
    Amy fand es ungeheuer spannend, über die Strickleiter in das Zode zu klettern. Bart mußte ihr helfen, wobei er sich einiger Griffe bediente, die er als High-School-Ringer in Oklahoma gelernt hatte. Unterdessen waren Boone und
    ich mit dem 10-PS-Motor beschäftigt. Wes hatte die
    Zündkerzen ausgebaut. Wir wußten nicht, was für
    Zündkerzen das Ding brauchte, also hatten wir
    vorsichtshalber alle handelsüblichen Fabrikate gekauft, und sieh da, die passenden waren darunter. Jetzt mußten wir nur noch den Abstand der Elektroden bestimmen und sie dementsprechend biegen.
    Das Resultat war, daß der Motor beim ersten Versuch
    ansprang. Inzwischen hatte sich Amy am Bug etabliert wie eine

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