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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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einmal lauter und schließlich sehr, sehr laut. Immer noch nichts. Schläft wie ein Granitblock! Dass ich inzwischen sehr eindeutige Geräusche aus dem Wohnzimmer höre, macht es mir nicht wirklich leichter. Hat meine Wohnung wenigstens auch mal wieder Sex. So eine Scheiße! Ich mache das Licht aus, lege eine Decke über Pulp-Katja und mich selbst auf die vierzig Zentimeter, die sie mir frei gelassen hat. Toll! Ich bekomme also nicht nur keinen Sex, ich muss auch noch Economy übernachten. Aber was soll's! Ich ruckel mich ein wenig an sie ran und flüstere ihr ein zärtliches »Gute Nacht« ins Ohr, gefolgt von einem »und träum irgend'ne Scheiße mit hässlichen Monstern, bei der du höllische Angst bekommst und schweißgebadet aufwachst«!
    Dann drehe ich mich wieder auf meinen Übernachtungsstreifen und schiele auf den Wecker. Es ist kurz vor vier. Ich könnte meinen Kollegen Flik anrufen, mich wieder mit ihm ins Dorint setzen und warten, bis uns Nutten ansprechen. Dann aber denke ich an Dale Carnegies »Du bist, was du denkst!« und verwerfe die Idee. Denk positiv, Simon! Das Mädchen neben dir vertraut dir, denn sie schläft halb nackt im Bett eines fremden Typen. Also: Ist es nicht toll, ein echter Gentleman zu sein?
    Irgendwas stöhnt aus dem Wohnzimmer.
    Nein! Es ist nicht toll, ein Gentleman zu sein. Eine Mischung aus Neid und blankem Hass steigt mir bis in die Haarwurzeln. Als wäre dies alles nicht schlimm genug, taucht vor meinem inneren Auge ein baumhohes Regal mit der Aufschrift 30 C auf. Dieser dumme Zwerg! Er hätte die Regalnummer aufschreiben müssen! Ich drehe mich nach links und nach rechts, nach oben und nach unten. Irgendwann höre ich ein Kichern, und dann schlägt die Wohnungstür zu. Ich knipse das Licht wieder an und packe meinen Koffer für den Urlaub.
    DAS KATZENMÄDCHEN
    »Bist du total bekloppt? Du kannst doch nicht einfach so weit raussegeln!«, staucht mich das sensationellste Blond des Ferienclubs zusammen und wirft mir ein Seil zu.
    »Hier! Fang! Ich zieh dich zum Boot!«
    Wie lange ich schon hilflos im Atlantik herumpaddele, weiß ich nicht. Ebenso wenig, wie oft ich versucht habe, wieder auf mein Surfbrett zu kommen, um mein tonnenschweres Segel aufzurichten. Ich weiß nur, dass der Strand sich immer weiter entfernt hat. Trotzdem war ich irgendwie froh, als sich mit einem sonoren Yamaha-Außenborder-Brummen ausgerechnet die schärfste Animateurin des Clubs genähert hat. In ihrem schwarzen Wetsuit sieht sie aus wie ein Bond-Girl. Leider habe ich keine Lizenz zum Vögeln, sondern nur zum Schnauzehalten und Gerettetwerden. Ich kralle mich an mein Schulungs-Surfbrett und halte ausnahmsweise mal die Klappe.
    »Das Seil nehmen, nicht rumgucken!«
    Wer denkt, dass einen alle Ferienclub-Animateurinnen ständig nur anlächeln, der irrt. Einige schreien einen auch an. Besonders die in den hautengen Surfanzügen!
    »Wir haben doch gesagt, dass ihr nicht so weit raussegeln sollt!«
    Mann, ist die sauer!
    »Ich bin nicht gesegelt, ich bin abgetrieben!«, rechtfertige ich mich und ziehe mich am Seil in Richtung Boot. Dabei schaue ich ein bisschen so wie ein japanischer Kugelfisch kurz vor dem Servieren. Nicht, dass ich schon mal so einen Fisch kurz vor dem Servieren gesehen hätte, aber ich bin mir relativ sicher, dass er so gucken würde wie ich.
    »Komm ins Boot!«, faucht mein Bond-Girl. Als ich, überhaupt nicht agentenlike mit einer akrobatischen Balancenummer vom Surfbrett ins Schlauchboot taumle und dabei fast wieder ins Wasser falle, meine ich, Applaus vom Clubstrand vernehmen zu können. Widerwärtiges, ekelhaftes Pauschalpack!
    »Danke! Du hast mir das Leben gerettet!«, stammle ich.
    »Das ist vielleicht gar nicht sooo falsch. Siehst du die Klippen da drüben?«
    »Die hätten schon aufgepasst!«
    Statt zu lachen, schmeißt sie den Außenborder an und bringt mich, mein 3,7 Quadratmeter großes Segel und mein Schulungs-Surfbrett zurück an den Strand.
    Vorbei an den grölenden Clubgästen ziehen wir das Motorboot über einen Holzsteg hoch zur Wassersport-Station. Die Kommentare der Clubgäste, die sich auf ihren schlecht gewaschenen Clubstrandtüchern ihre quarkfarbenen Großstadtrücken rösten, überhöre ich dabei einfach. Ich will nur noch duschen und mich ein bisschen ausruhen. Denn wenn es nicht mal am letzten Abend klappt, dann weiß ich auch nicht mehr. Ich hab doch keine 899 Euro für eine Woche Single-Club ausgegeben, ohne einen einzigen Pikser gemacht zu haben!
    Drei

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