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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Achtung! Sprachvermögen nahe null! Charismaspeicher leer!!!
    Das ist schlecht, denn nun stehe ich direkt vor ihr. Game over. Insert new coin. 0 mein Gott! Sie lächelt! Hab ich noch eine Münze? Statt ihr einen Kuss auf die Backe zu geben, reiche ich ihr meine schweißnasse Schlabberhand.
    »Ein Euro? Ist der für mich?«
    »Für dich!«, sage ich, ohne zu stottern. Sind ja nur zwei Wörter.
    »Danke, das ist ja lieb!«, schmunzelt sie und gibt eine Reihe makelloser, weißer Zähne frei. Auch das noch! Schon eine winzige Zahnlücke hätte mir geholfen, nicht ganz so knilchig vor ihr zu stehen. Hat sie aber nicht. Ich glaube, sie macht das absichtlich. Entweder ich hole jetzt eine weiße Fahne hervor und ergebe mich mit den Worten »Du bist zu gut für mich!«, oder ich küsse sie einfach. Ich könnte ihr die kleine schwarze Locke von der Stirn streichen, ihren Vanilleduft atmen und dabei ihrem herrlich großen Mund immer näher kommen.
    »Du ... bist doch der Typ mit der Karte?«, fragt sie mich.
    »Bin ich! Der Typ mit der Karte. Genau.«
    Das sage ich, weil ich der Typ mit der Karte bin. Seltsam. Es war nicht unbedingt viel Liebe in ihrer Frage. Ja, nicht mal Interesse.
    »Sagst du mir noch mal, wie du heißt, sorry, hab's voll vergessen!«
    Kawumm. Noch ein Treffer auf die Milz. Liebt sie mich gar nicht? Das hatte ich mir aber anders vorgestellt! Auch Akzent und Gestus haben plötzlich viel von der Schnoddrigkeit überforderter Oliver-Geissen-Talkshowgäste.
    »Deinen Namen! «
    »Oh ... sorry. Simon!«
    »Wie?«
    »Siiiiimoooon! «
    »Ah ... Simon. Genau!«
    Das ist der traurige Beweis! Sie hat meinen Namen vergessen. Schlimmer noch: Sie hat ihn sich nie gemerkt! Wie konnte ich auch nur im Traum glauben, dass ich Chancen hätte bei einer Frau, die zwölf Monate hintereinander die Titelseiten des Playboy schmücken könnte. Ich, die verbrühte Dreitagebarthackfresse mit meiner kackbraunen Schulhofjacke, und Miss Januar bis Dezember! Ein sensationelles Paar!
    »Was hast'n mit deinem Gesicht gemacht? Voll rot!«, fragt mich mein Playmate und zündet sich mit einem schmalen Silberfeuerzeug eine lange, weiße Cartierzigarette an. Es gibt sympathischere Raucherutensilien.
    »Kleiner Kochunfall ...«
    »Ahhh ...«
    »Ich wollte mir Spaghetti machen und ...«
    Kaum, dass die Zigarette brennt, zieht sie ein kleines, eiförmiges Modehandy aus einem kleinen Pelztäschchen und schaut aufs Display. Muss ja ein echter Schenkelklopfer gewesen sein, meine Spaghettigeschichte!
    »Gehen wir?«, fragt sie mich.
    Das ist nicht gerade das, was man Interesse an der anderen Person nennt, aber immerhin ist es eine Frage, auf die man antworten kann. Dinge wie Ja, Nein oder aber auch Wir müssen nur gerade noch auf meine Putzfrau warten. Ich entscheide mich für Ja. Aber auch in diesem Falle bin ich mir nicht wirklich sicher, ob sie es hört, denn jetzt tippt sie eine SMS.
    »Sorry«, sagt sie, und »Kein Problem!«, sage ich.
    Es bricht mir das Herz, Lala mit ihren beiden Bieren vor der Halle stehen zu sehen, aber es gibt Dinge, die passen einfach nicht zusammen. Brasilien und Pünktlichkeit zum Beispiel oder die Post und Kundenservice und ganz bestimmt Putzfrau und Traumdate. Abgesehen davon: Was will ich denn jetzt mit Bier, so kurz bevor sich meine Bauchmuskeln definieren? Als wir uns in die Schlange für den Einlass einreihen, wage ich einen weiteren Gesprächsvorstoß.
    »Wie läuft's bei Starbucks?«
    »Gut!«
    »Das freut mich für dich!«
    Ich warte auf die Gegenfrage, doch es kommt keine. Stattdessen fiept ihr Handy.
    Ich versuche galant wegzuhören, kriege natürlich trotzdem jedes Wort mit. Sie erzählt irgendeiner Person von Nadine, Jessy und Sandy und dass das alles Schlampen wären, das wäre ja wohl klar. Und die Sandy könne sowieso mal schön die Klappe halten, mit ihrem Brauereiarsch.
    »Die Sandy ist voll die Schlampe, weißte!«, klärt mich Marcia auf, als sie endlich ihr Handy wegpackt.
    »Hab ich mir immer gedacht!«, scherze ich.
    »Du kennst doch die Sandy gar nicht, oder kennste die?« Nächstes Problem. Sie hat keinen Humor. Oder einen anderen als ich.
    »Die Sandy, ist das eine Starbucks-Kollegin?«
    »Nee, die is doch bei der KVB in der Verwaltung! Und jetzt macht se sich an den Chris ran, obwohl die genau weiß, dass der mit der Iris is, weißte?«
    »Die blöde Schlampe!«, entrüste ich mich, und Marcia nickt. Wir sind am Eingang.
    Ein dümmlich dreinblickender Kerl mit quadratischem Kopf, kurzen Haaren,

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