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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Studentenpack. Hat er mich überhaupt gehört?
    »Nimmst du mich mal mit in dein Fitnessstudio?«
    Er hat mich gehört.
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil die dann alle denken, wir wären auch schwul. Du weißt doch, wo ich trainiere!«
    Flik muss grinsen. Na endlich.
    »Aber ein bisschen shoppen gehen könnten wir doch, oder? 'ne neue Jeans oder ein paar Hemden?«
    »Das können wir gerne machen! «
    Flik nickt zufrieden. »Das ist gut!«
    Ich bin erleichtert. So erleichtert, dass ich ihm nach einer Weile meine Geschichte erzähle. »Wenn du glaubst, du hättest Pech gehabt heute: Mich haben die heute so richtig gefickt! «
    »Echt? Wieso?«
    Ich erzähle ihm alles, angefangen vom Paula-Date im Café über die Verbrühnummer bis hin zu Lala, Marcia und dem Zwischenfall mit Marcias stumpfen Prügeltonis.
    »Und das alles an einem Tag?«, schmunzelt Flick.
    »Und das alles an einem Tag!«, ächze ich, leere meinen Wodka Tonic und winke dem Barkeeper, um noch einen zu bekommen. Auch Fliks chronische Magenverkrampfung scheint sich für eine Sekunde zu lösen, denn er bestellt den ersten Mai Thai seines Lebens.
    »Im Vergleich dazu hatte ich ja einen voll langweiligen Tag. Ich meine, bei mir hat einfach nur 'ne Frau Schluss gemacht! «
    »Fast schon belanglos«, ergänze ich.
    Der DJ spielt einen Remix der Titelmelodie aus der Zeichentrickserie Captain Future. Musik nicht nur aus den 80ern, sondern vor allem aus der vierten Dimension.
    »Geil!«, sagt Flik und nickt im Takt.
    »Jo!«, sage ich. Captain Future hab ich immer gerne gesehen, weil ich Kimba, der weiße Löwe was für Weicheier und Mädchen fand. Erst sehr viel später wurde mir klar, dass sämtliche Zeichentrickserien was für Mädchen sind, aber das war egal, weil da schaute ich schon richtige Männerserien wie Ein Colt für alle Fälle und Ein Trio mit vier Fäusten.
    »Warum hieß das eigentlich Ein Trio mit vier Fäusten?«, will ich von Flik wissen, der gerade eine beeindruckende Glasschale Mai Thai in Empfang nimmt.
    »Weil ... hu ... ist der riesig! Weil der eine doch nicht hauen konnte, weil er den Daumen immer in die Faust genommen hat. So ein Computerexperte war das.«
    »Stimmt. Jetzt, wo du's sagst! Klar, der Typ mit der Brille! «
    Es ist schon bizarr. Da schaut man jahrelang seine Lieb-lingsfernsehserie, und erst zwei Jahrzehnte später erschließt sich einem der Sinn des Titels. Drei Leute, vier Fäuste, weil einer nicht hauen kann. Is doch klar! Bin ich beknackt! Flik kämpft weiterhin tapfer mit seinem Mai Thai, ich bleibe bei Wodka Tonic. Es dauert gar nicht lange, da haben wir uns beide ordentlich den Helm verdreht. Aus Angst, dieser wunderbare Zustand könne sich urplötzlich wieder in Luft auflösen, bestellen wir eine weitere Runde Giggelwasser und reden totalen Mist, selbstverständlich unter strengster Vermeidung der Worte »Marcia« und »Daniela«. Es gibt eben für alles seine Zeit. Kurz nach ein Uhr frage ich Flik, ob wir noch woanders hinwollen.
    »Und wohin?«
    »Ich hab da 'ne Idee! Genau das Richtige für uns!«
    Flik ist einverstanden. Ich bin erstaunt, wie betrunken ich bin, als ich mich zum ersten Mal vom Barhocker erhebe. Auch egal. Der Abend läuft ohnehin schon auf Autopilot. Die Dinge passieren jetzt, wie sie passieren.
    Vor den beiden Kölner Groß-Puffs ist die Hölle los. Fast so, als wären heute zehntausend Männer gleichzeitig von ihren Ehefrauen verlassen worden. Würde man sich an albernen Wortspielen erfreuen, die es schon Dutzende Male gegeben hat, würde man zu dem Auflauf »Stoßzeit« sagen und sich beömmeln über diesen ach so tollen Witz. Ich beiße mir gerade noch rechtzeitig auf die Zunge, denn mit unserem Taxifahrer ist nicht zu spaßen, das kann man schon am verblichenen gelben Ausweis mit dem grimmigen Foto in der Mitte des Armaturenbretts sehen. Jupp Kreuzfeld steht da nämlich. Fehlt nur noch der Warnhinweis »Achtung, kölsches Original!«.
    Im Schneckentempo rollen wir ans Ende einer Taxi-Warteschlange. Ich bin dankbar, dass sich unser kölsches Original bisher in keinster Weise abfällig über unser Fahrziel geäußert hat.
    »Können Sie irgendwie diskret hier halten?«, frage ich. »Dat sin die zwei größten Puffs in NRW. Hier kamma nit diskret halten. 13 Euro 60!«
    Da hat Jupp Recht. Ich gebe ihm fünfzehn, quäle mich aus dem Wagen und stelle mich neben Flik, der mit weit aufgerissenen Augen und hochrotem Kopf die Umgebung mustert.
    »Das ist ja der Wahnsinn!«, keucht er. »Das is ja

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