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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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wie auf dem Rummel! «
    »Ganz schön was los, wie?«, bestätige ich ihm weltmännisch, als wäre ich jede Woche hier. Tatsache ist, dass ich bisher ein einziges Mal hier war. Voll wie ein Eimer habe ich damals 50 Mark dafür hingeblättert, keinen hochzukriegen, um mich kurz darauf von einer angewiderten Taxifahrerin nach Hause bringen zu lassen. Das ist allerdings Jahre her. Heute ist meine zweite Chance. Flik hat sich offenbar bereits für eines der beiden Bordelle entschieden und schaut auf ein weißes Plastikbanner mit der Aufschrift All you can fuck! 99 Euro.
    »Simon!«, ruft er. »Komm doch mal!«
    Warum sollte ich? Das Banner ist groß genug. Man muss nicht näher kommen, um es besser zu lesen. »Jaha ...!«, lalle ich und stelle mich neben Flik.
    »Was heißt das denn?«, fragt er ungläubig.
    »Ich denke mal, dass die das so meinen, wie die das schreiben! «
    »Echt?«
    »Glaub schon!«
    Kichernd wie thailändische Cocktailkellner torkeln wir rein. Seltsam. Ich hätte schwören können, dass ich mindestens eine halbe Stunde brauchen würde, um Flik zu überreden. Jetzt geht er sogar vor. Ein bulliger Türsteher mit Knopf im Ohr hält uns die Tür auf. Drinnen ist es stickig, der Teppich erstrahlt erwartungsgemäß in einem puffigen Rot. An der Kasse kann ich mich kaum konzentrieren, weil ein paar Meter dahinter schon das erste Mädchen auf einem Barhocker sitzt – in weißen Dessous! Wir zahlen beide 99 Euro und bekommen ein gelbes Plastikbändchen um die Hand. Ich lege meinen Arm um Fliks Schulter, was ihn aus dem Gleichgewicht bringt. Fast fallen wir gegen die Wand. Das Mädchen auf dem Barhocker kichert, der Türriese schaut uns ein weiteres Mal prüfend an. Wir wagen uns ein paar Meter weiter, vorbei an halb nackten Mädchen, von denen aber nur eine gut aussieht. Die Mädchen mustern uns, ja, sie ziehen uns fast aus mit ihren Blicken. Das ist doch männerfeindlich, oder nicht? Irgendwie hab ich plötzlich gewaltigen Bammel, ja fast Schiss. Ich ziehe Flik in eine kleine Bar, in der exakt drei Männer und drei Mädchen sitzen. Hinter dem Tresen raucht eine alte Barkeeperin einen Zigarillo. Aus billigen Baumarkt-Lautsprechern quäkt Nik Kershaws Wouldn't it be good. Nein, wäre es nicht!
    »Erst mal 'ne Pause!«, schnaufe ich, als wäre ich gerade mit hundert Touristen die Treppen zum Kölner Dom hochgestiegen.
    »Aber wir haben doch noch gar nix gemacht!«, protestiert Flik.
    »Trotzdem! Lass uns erst mal ankommen!«
    »Von mir aus ...«
    Da sitze ich nun im Warteraum zur Grenze meiner eigenen Coolness. Die Papiere sind vorhanden, der Grenzübertritt wäre theoretisch jede Sekunde möglich, und doch habe ich einen gehörigen Respekt vor heimtückisch erkauftem Geschlechtsverkehr mit fremden Frauen. Es ist keine schöne Sache, wenn man besoffen feststellt, dass nicht mal das Image stimmt, das man von sich selbst hat. Nicht mal Simon Peters nimmt sich mal eben so ein Taxi in den Puff und pikst drei Minuten später auf einer schäbigen Leih-Blondine herum.
    Ich bestelle zwei Bier und zahle 16 Euro. Ich reiche Flik sein Glas und ziehe meines in zwei gigantischen Schlucken weg. Mir wird klar, dass ich, den Eintritt mitgerechnet, bisher 107 Euro für ein Kölsch bezahlt habe. Mir bleibt also sowieso keine andere Wahl als Angriff. Ich klopfe Flik auf die Schulter.
    »Die hamuns heute ganschöngefickt, was, Flik?«
    Ich merke, dass sich die Beck's, Wodka Tonics und Kölschs gegen mein Sprachzentrum verbündet haben. Sagen wir so: Die Tagesthemen dürfte ich jetzt nicht mehr vorlesen.
    »Das kannstelautsagen!«, bestätigt Flik.
    Flik übrigens auch nicht.
    »Aber nichmituns!«, lalle ich.
    »Nich miuns!«
    »Wir ficken zurück!«
    »Eswirdsurückgefickt! «
    Unter den skeptischen Blicken der abgehalfterten Bardame stoßen wir an. Als ich mich ein wenig nach links drehe, steht eine Schwarze neben mir und lächelt mich an. Huch – nicht, dass die das mit dem Ficken mitbekommen hat. Gerade noch rechtzeitig vor einer Entschuldigung für schludrige Wortwahl fällt mir ein, wo ich hier sitze: in einem Puff! Und in einem Puff darf man Ficken sagen. Also erwidere ich einfach nur ihr Lächeln. Als ich Flik zuzwinkern will, unterhält der sich schon mit einer kleinen Thaifrau in weißen Leggins.
    »Wanna have some fun?«, fragt mich die Schwarze. Sie sieht gar nicht schlecht aus, Mitte 40, tippe ich, gepflegt, aber nicht gerade schlank. Wenn ich meine sieben Bier und drei Wodka Tonic abziehe, dann sieht sie allerdings

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