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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Scheu­ning, saß wei­ter vorn. Sei­ne Hän­de wa­ren et­was ver­krampft. Das schma­le Ge­sicht er­schi­en grün­lich­blaß im Licht der Kon­trol­lam­pen.
    Re­ling grüß­te kurz. Er mach­te kei­ne über­flüs­si­gen Wor­te. Ein Ma­the­ma­ti­ker des Zen­trums flüs­ter­te ihm In­for­ma­tio­nen zu. Der Al­te nick­te.
    »Ruf an Ge­dächt­nis!« klang sei­ne tie­fe Stim­me auf. Er stand dicht vor den viel­zäh­li­gen Auf­nah­me­ge­rä­ten des Rie­sen­ro­bots.
    In mir stie­gen wie­der selt­sa­me Emp­fin­dun­gen auf, als die vollen­de­te Ma­schi­ne mit ih­rem me­cha­ni­schen Or­gan zu ant­wor­ten be­gann.
    »Ich hö­re!« drang es mo­no­ton aus den Laut­spre­chern. Die Me­tall­kup­pel hüll­te sich in zu­cken­de Licht­re­fle­xe.
    »Ge­ne­ral Re­ling, Chef der Ge­hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr spricht«, lei­te­te der Al­te das un­um­gäng­li­che Ze­re­mo­ni­ell ein.
    Mei­nes Wis­sens gab es au­ßer ihm kei­nen Mann, der das Ge­hirn über­haupt be­fra­gen konn­te. Den­noch muß­ten für den Fall sei­nes plötz­li­chen Ab­le­bens ge­wis­se Vor­keh­run­gen ge­trof­fen, sein. In den Spei­cher­zen­tren des Ro­bots war al­les vor­han­den, was in­ner­halb der GWA je­mals ge­sche­hen war. Die ein­zel­nen Da­ten be­lie­fen sich auf vie­le Mil­li­ar­den, wahr­schein­lich so­gar Bil­lio­nen.
    »Iden­ti­fi­zie­ren Sie sich, bit­te.«
    Aus der Stahl­wand un­ter­halb der Laut­spre­cher glitt wie­der die Platt­form her­vor. Es war ei­ne ähn­li­che Kon­struk­ti­on wie drau­ßen beim Ein­laß-Ro­bot.
    Re­ling wur­de von dem Ro­bot als Chef der GWA und da­mit als fra­gungs­be­rech­tigt an­er­kannt. Es dau­er­te et­wa zehn Mi­nu­ten, bis er mit der ei­gent­li­chen Ar­beit be­gin­nen konn­te.
    »Emp­fangs­be­reit, Sir. Ich bit­te um Ih­re Fra­gen.«
    Wenn das Rie­sen­ding aus Dräh­ten, Speicher­ban­ken und hun­dert­tau­send­fa­chen Ver­bin­dun­gen nur nicht im­mer ›ich‹ ge­sagt hät­te!
    Es war in sei­nen Ant­wor­ten so er­schre­ckend in­di­vi­du­ell. Et­was in mir sträub­te sich mit Ge­walt da­ge­gen, das ›Ich‹ des Ro­bot­ge­hirns als ge­ge­ben an­zu­er­ken­nen.
    Ich hör­te Han­ni­bals schwe­re Atem­zü­ge. Wahr­schein­lich muß­te es ei­nem Men­schen schwer­fal­len, das rein lo­gi­sche Den­ken vom in­stink­ti­ven Ge­fühl zu schei­den. Es war selt­sam – aber wenn das Ge­hirn sprach, ver­moch­te ich nie­mals an die Röh­ren und Dräh­te zu den­ken, die da­für ver­ant­wort­lich wa­ren. Dann wur­de der Ro­bot für mein war­nen­des Un­ter­be­wußt­sein zum ge­fähr­lich in­tel­li­gen­ten, all­wis­sen­den und nie­mals ir­ren­den Mon­s­trum.
    Bei der rein elek­tro­ni­schen An­la­ge hat­te mich die­ses Ge­fühl nie­mals über­mannt. Un­se­re Psy­cho­lo­gen er­klär­ten da­zu, daß die Tat­sa­che der ein­zu­rei­chen­den Loch­strei­fen und Ma­gnet­bän­der mehr den ma­schi­nel­len Cha­rak­ter be­tont hät­te. Das ›Ge­dächt­nis‹ war nicht mehr dar­auf an­ge­wie­sen. Es rech­ne­te, kom­bi­nier­te und ent­schlüs­sel­te auf Be­fra­gung. Das war das Un­ge­heu­er­li­che.
    Re­ling hat­te die No­ti­zen vor­be­rei­tet. Die schwenk­ba­ren Auf­nah­me­mi­kro­pho­ne des Ro­bot­ge­hirns hat­ten sich in sei­ne Rich­tung ge­wandt. Mir schi­en, als be­ob­ach­te­te es mit größ­ter Auf­merk­sam­keit.
    »Ge­dächt­nis, wir wün­schen einen lücken­lo­sen Be­richt über die Ge­scheh­nis­se auf Lu­na, ver­bun­den mit den End­er­geb­nis­sen über die Wahr­schein­lich­keits­quo­ten hin­sicht­lich der In­va­si­on er­den­frem­der In­tel­li­gen­zen, An­zahl die­ser We­sen, Be­grün­dung über ihr Auf­tau­chen, vor­aus­sicht­li­che Plä­ne. Da­zu ei­ne Er­klä­rung über die Ge­scheh­nis­se auf Ve­nus.«
    Der Ro­bot re­gis­trier­te mit licht­schnel­len Im­pul­sen. Ich wuß­te, daß in den vie­len hun­dert Me­ter lan­gen Speicher­bän­ken Da­ten frei­ge­ge­ben wur­den, die mit größ­ter Prä­zi­si­on ein End­er­geb­nis von ver­blüf­fen­der Lo­gik er­ge­ben muß­ten. Es war ei­ne Sa­che der Ma­the­ma­tik, und die hat­te sich in sol­chen Fäl­len als na­he­zu

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