Vollmachten unbegrenzt
Scheuning, saß weiter vorn. Seine Hände waren etwas verkrampft. Das schmale Gesicht erschien grünlichblaß im Licht der Kontrollampen.
Reling grüßte kurz. Er machte keine überflüssigen Worte. Ein Mathematiker des Zentrums flüsterte ihm Informationen zu. Der Alte nickte.
»Ruf an Gedächtnis!« klang seine tiefe Stimme auf. Er stand dicht vor den vielzähligen Aufnahmegeräten des Riesenrobots.
In mir stiegen wieder seltsame Empfindungen auf, als die vollendete Maschine mit ihrem mechanischen Organ zu antworten begann.
»Ich höre!« drang es monoton aus den Lautsprechern. Die Metallkuppel hüllte sich in zuckende Lichtreflexe.
»General Reling, Chef der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr spricht«, leitete der Alte das unumgängliche Zeremoniell ein.
Meines Wissens gab es außer ihm keinen Mann, der das Gehirn überhaupt befragen konnte. Dennoch mußten für den Fall seines plötzlichen Ablebens gewisse Vorkehrungen getroffen, sein. In den Speicherzentren des Robots war alles vorhanden, was innerhalb der GWA jemals geschehen war. Die einzelnen Daten beliefen sich auf viele Milliarden, wahrscheinlich sogar Billionen.
»Identifizieren Sie sich, bitte.«
Aus der Stahlwand unterhalb der Lautsprecher glitt wieder die Plattform hervor. Es war eine ähnliche Konstruktion wie draußen beim Einlaß-Robot.
Reling wurde von dem Robot als Chef der GWA und damit als fragungsberechtigt anerkannt. Es dauerte etwa zehn Minuten, bis er mit der eigentlichen Arbeit beginnen konnte.
»Empfangsbereit, Sir. Ich bitte um Ihre Fragen.«
Wenn das Riesending aus Drähten, Speicherbanken und hunderttausendfachen Verbindungen nur nicht immer ›ich‹ gesagt hätte!
Es war in seinen Antworten so erschreckend individuell. Etwas in mir sträubte sich mit Gewalt dagegen, das ›Ich‹ des Robotgehirns als gegeben anzuerkennen.
Ich hörte Hannibals schwere Atemzüge. Wahrscheinlich mußte es einem Menschen schwerfallen, das rein logische Denken vom instinktiven Gefühl zu scheiden. Es war seltsam – aber wenn das Gehirn sprach, vermochte ich niemals an die Röhren und Drähte zu denken, die dafür verantwortlich waren. Dann wurde der Robot für mein warnendes Unterbewußtsein zum gefährlich intelligenten, allwissenden und niemals irrenden Monstrum.
Bei der rein elektronischen Anlage hatte mich dieses Gefühl niemals übermannt. Unsere Psychologen erklärten dazu, daß die Tatsache der einzureichenden Lochstreifen und Magnetbänder mehr den maschinellen Charakter betont hätte. Das ›Gedächtnis‹ war nicht mehr darauf angewiesen. Es rechnete, kombinierte und entschlüsselte auf Befragung. Das war das Ungeheuerliche.
Reling hatte die Notizen vorbereitet. Die schwenkbaren Aufnahmemikrophone des Robotgehirns hatten sich in seine Richtung gewandt. Mir schien, als beobachtete es mit größter Aufmerksamkeit.
»Gedächtnis, wir wünschen einen lückenlosen Bericht über die Geschehnisse auf Luna, verbunden mit den Endergebnissen über die Wahrscheinlichkeitsquoten hinsichtlich der Invasion erdenfremder Intelligenzen, Anzahl dieser Wesen, Begründung über ihr Auftauchen, voraussichtliche Pläne. Dazu eine Erklärung über die Geschehnisse auf Venus.«
Der Robot registrierte mit lichtschnellen Impulsen. Ich wußte, daß in den vielen hundert Meter langen Speicherbänken Daten freigegeben wurden, die mit größter Präzision ein Endergebnis von verblüffender Logik ergeben mußten. Es war eine Sache der Mathematik, und die hatte sich in solchen Fällen als nahezu
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