Vollmachten unbegrenzt
hüten, nochmals auf die Erde zu kommen. Wir haben zur Zeit sozusagen einen Waffenstillstand. Das ›Gedächtnis‹ errechnete mit 98prozentiger Wahrscheinlichkeit, daß die vielen Rückschläge zu innerpolitischen Schwierigkeiten auf Venus geführt haben. Diese Intelligenzen sind in ihrer ursprünglichen Daseinsform auf Terra nicht lebensfähig. Sie müßten ihre gesamte metabolische Funktion umstellen. Nein, wir haben dort keine Landung versucht. Die Russen auch nicht. Darüber sind wir uns einig. Seit Monaten wurde kein fremdes Raumschiff mehr geortet. Die Untertassen sind verschwunden. Sehen Sie auf die Bilder. Fällt Ihnen nichts auf?«
Doch, da sah ich es. Etwas war auf der sonnennahen Welt geschehen. Die unglaublich dichte Wolkendecke des Planeten war an drei Stellen aufgerissen, und zwar so aufgerissen, daß man bei den Ausschnittsvergrößerungen einwandfrei die Oberflache erkennen konnte. Die Elektronenteleskope auf Luna hatten hervorragende Aufnahmen geliefert.
Durch eines dieser gewaltigen Wolkenlöcher erkannte ich klar eine Sumpffläche von unübersehbaren Ausmaßen. Nur etwas störte den erregenden Anblick! Es war der kochende Schlammkrater innerhalb des Sumpfgeländes.
Ich sah den Alten stumm an. Er nickte bedächtig.
»Ja, Sie denken richtig! Venus ist mit atomaren Waffen von verheerender Wirkung angegriffen worden. Sogar die harte Strahlung konnte gemessen werden. Innerhalb der letzten zwölf Stunden wurden achtunddreißig Wolkenaufbrüche festgestellt. Das bedeutet, daß dort achtunddreißig Kernprozesse abgelaufen sind. Die Oberfläche von Venus dürfte kochen. Unsere metabolischen Freunde haben eine höchst unangenehme Überraschung erlebt. Das wäre es.«
Er gab die Unterlagen an den Kollegen zurück. Er verschwand so unauffällig, wie er gekommen war.
Reling unterbrach meine erregten Fragen mit einer kurzen Handbewegung.
»Sinnlos, HC-9! Venus ist angegriffen worden, aber nicht von uns. Ich gebe zu, daß wir uns mit einem ähnlichen Plan trugen, jedoch ist uns jemand zuvorgekommen. Mir scheint, als hätten die Unbekannten das intelligente Leben auf Venus in irgendeiner Form als störend eingestuft. Man hat sehr rasch und hart zugeschlagen. Bitte keine weiteren Fragen. Die Auswertung der Meßergebnisse läuft bereits. Steigen Sie ein.«
Wir schwangen uns in den Wagen. Reling fuhr selbst. Das ›Zentrum‹ schien noch größer zu sein als angenommen. Wir fuhren mindestens drei Meilen weit, bis wir wiederum vor einer bedachten Panzerschleuse ankamen. Uniformierte Agenten der GWA nahmen Haltung an. Wir traten ein.
Ich sah das mächtige Gebilde unseres positronischen Robotgehirns, das man ebenfalls unter die Oberfläche der Erde gebracht hatte. Der relativ kleine Raum wurde von Schalttischen und Bildflächen beherrscht. Davor standen schwenkbare Sessel. Es war mir bekannt, daß unser positronisches Gehirn nur eine Weiterentwicklung des ehemaligen elektronischen Automaten war. Er hatte einen sogenannten ›Kosmischen Sektor‹ erhalten. Die gesamte Schaltanlage mit den vielen Speichern nahm eine gewaltige Grundfläche ein, doch hier war nur die kleine Metallkuppel mit den Lautsprecheröffnungen und den Kontrollbildflächen zu sehen.
Der positronische Teil des Mammutgehirns erlaubte eine direkte, akustische Befragung jenes mechanischen Gebildes, das grundsätzlich gesehen nichts anderes als ein gigantischer Rechenautomat war.
Es waren nur wenige Wissenschaftler und passive Offiziere anwesend. Unser physikalisches Genie, Professor
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