Vollmachten unbegrenzt
Verantwortung zu tragen.
Es war ein eigenartiges Gefühl. Getrieben von meiner inneren Unruhe, trat ich erneut vor den Klappspiegel. Die Maske war in Ordnung. Ich konnte sicher sein, daß mich niemand erkannte.
Mein nächster Griff galt den Schaltknöpfen der Außenbord-Bildanlage. Die Schirme flammten auf. Sie zeigten mir fast die gesamte TITAN. Es war, als schwebte man draußen im Raum, da die Aufnahmegeräte an den Enden der langen Trägerarme des Antennensystems montiert waren.
Schön war er nicht, dieser Gigant aus durchlochten und miteinander verschweißten Traggerüsten, die man im Raum zusammengefügt hatte. Der Bau hatte trotz aller Hilfsmittel länger als ein Jahr gedauert.
Das will etwas heißen, wenn man bedenkt, daß jedes einzelne Teil montagefertig auf die Kreisbahn gebracht worden war.
Dicht vor uns hing Raumstation Terra III, der neue Diskus auf Zweistunden-Umlaufbahn.
Tief ›unter‹ uns lag die Erde. Zur Zeit konnte ich den Stillen Ozean mit einem Teil des asiatischen Kontinents überblicken. Unsere Bahn führte von Pol zu Pol, so daß sich die Erde unter uns hinwegdrehte. Es war ein altgewohnter Anblick, der seine atemberaubende Wirkung längst verloren hatte.
Nun hing die TITAN im All. Unförmig, häßlich, bestehend aus unzählbaren Trägern und völlig offenen Gerüsten, bot sie den Anblick eines technischen Monstrums.
Zwischen den Einzelträgern waren mächtige Hohlkörper von mannigfaltiger Form aufgehängt. Hier und dort ergab sich der Eindruck, als wäre noch im letzten Augenblick ein zusätzlicher Kugeltank an irgendeine Trägerkante angeflanscht worden.
Hinter der großen Kommandokugel des Bugs, die gleichzeitig Lebensnerv und Forschungszentrale war, hingen inmitten des inneren Traggerüstes weitere Kugeln und walzenförmige Behälter. Das waren unsere Lade- und Wohnräume.
Nur die fünf Plasma-Reaktorbrennkammern waren mitsamt den Pumpen- und atomaren Stromaggregaten einigermaßen verkleidet worden.
Um den häßlichen Eindruck noch zu krönen, hatte man der TITAN die beiden großen Landungsboote auf Rücken- und Bauchseite angehängt. Im Gegensatz zu dem Fernraumer waren sie geflügelt und hatten gute aerodynamische Formen. Die TITAN selbst wirkte auf den Schönheitssinn des Laien wie ein Alptraum. Für die Ingenieure war die Konstruktion eine zwingende Notwendigkeit.
Nun, weshalb sollte man einem Fernschiff von der Art der TITAN eine geschlossene, formschöne Verkleidung geben, wenn sie niemals in die Atmosphäre eines Himmelskörpers eintauchen sollte! Im absoluten Vakuum des Alls existiert nun einmal nichts, was sich an den eckigen und offenen Formen hätte stoßen können.
Diese Gedanken bewegten mich, als ich das Schiff überschaute. Ich kannte jeden einzelnen Behälter. Die engen Verbindungsgänge zwischen den Hauptsektoren hätte ich im Schlaf finden können. Wenn die TITAN jedoch einmal in die Gashülle eines Planeten geraten sollte, änderte sich die Situation schlagartig. Das berührte mich um so mehr, als die Kreisbahn um den Mars sehr eng sein sollte.
Ich warf noch einen Blick auf die beiden Landungsboote. In ihnen sollten die Männer der Raumlandedivision ausgeschifft werden, außerdem eine umfassende Spezialausrüstung, zu der in erster Linie die marsianischen Energiestrahler gehörten. Mir schwindelte, wenn ich an diese Waffen dachte. Bisher wußten wir nur, daß wir sie in den uralten Mondstädten gefunden hatten und sie von den ausgestorbenen Bewohnern des Mars erbaut worden waren.
Inzwischen kannten wir auch die Funktion der Zielrichtungen, die Feuerknöpfe und die
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