Vollmachten unbegrenzt
biologische Waffe kann auch indirekt eingesetzt werden.«
»Einverstanden«, sagte der Chef. »Aber nur dann, wenn die Monstren durch die Röntgenschirme einwandfrei erkannt werden können. Ich überlasse das Ihnen. Woher wissen Sie überhaupt, daß ich Sie ins Sweet-Water-Werk schicken will?«
»Reine Logik«, entgegnete ich arrogant. »Eine Pestbeule soll man aufschneiden, wenn man keine wirksameren Mittel besitzt. So handelten die Ärzte im Mittelalter. Im Verhältnis zum wissenschaftlichen Können der unbekannten Gegner sind wir bessere Steinzeitmenschen. Also gehen wir an die Beule ran.«
Unser Biologe schmunzelte. Der Alte fügte meinen Ausführungen nichts mehr hinzu.
Augenblicke später wurde die ›Leiche‹ in die andere Abteilung gebracht.
»Als Chef des GWA-Raumkorps bist du auf der Erde reichlich aktiv«, meinte Hannibal nach einer Weile. Seine Hände zitterten.
»Ich will dir nur sagen, daß mir die ganze Sache nicht gefällt. Bestimmt gibt es mehr als einen Haken dabei. Jedenfalls ist sicher, daß sich irgend jemand bemüht, die führenden Positionen auf Terra mit nachgemachten Menschen zu besetzen. Was ist – beispielsweise – aus dem echten Abteilungsleiter geworden? Wo ist Milton Oftron?«
Mir lief es kalt über den Rücken, da mir wieder die unterlunaren Säle mit den durchsichtigen Behältern einfielen. Ehe wir vernichtend zuschlugen, reiften darin embryonale Geschöpfe heran, die seit mehr als 187.000 Jahren irdischer Zeitrechnung in einem biologischen Tiefschlaf gelegen hatten. Ein fremdes Volk hatte sich vor diesem Zeitraum praktisch eingeeist, und nun waren die letzten Vertreter dieser kosmischen Intelligenzwesen erwacht.
Wir wußten, woher sie kamen; aber wir wußten nicht, wie sie das unbegreifliche Kunststück des Überlebens fertiggebracht hatten. Das war auch ein Wunder der artfremden Biologie.
Wir betraten den großen Raum der röntgenologischen Abteilung.
Der Schirm war sehr groß, modern und von bestechender Schärfe. Der gesamte Körper erschien.
Das Skelett aus MA-Metall war überdeutlich erkennbar, aber sonst fehlte alles. Pumpen, Kraftstation und mechanische Nerven-Impulsleiter saßen an Stellen, wo ein Mensch entschieden anders gebaut war. Es genügten einige kurze Blicke, um den wesentlichen Unterschied festzustellen. Dafür brauchte man kein Röntgenologe zu sein.
»Danke!« sagte der Alte. Das Licht blendete auf. »Das genügt. Es war nicht anders zu erwarten. Versuchen Sie nun, die einzelnen Funktionen des fremden Gehirns festzustellen. Das wäre alles. Kommen Sie.«
Ich gab Brille und Bleischürze ab und folgte ihm. Hinter uns blieben erregt diskutierende Mediziner zurück.
General Reling steuerte eben auf den kleinen Wagen zu, als ein maskierter Kollege auftauchte. Er hielt eine umfangreiche Mappe in der Hand. Ein kurzes Nicken, und schon begann er leise zu sprechen. Wir verstanden kein Wort.
»Faul – oberfaul!« flüsterte Hannibal. »Was mag das nun wieder sein?«
Wir erfuhren es gleich. Reling zeigte ein ziemlich starres Gesicht als er mir einige Fotografien in die Hand drückte.
»Sehen Sie genau hin. Den Planeten kennen Sie.«
Ich sah den leuchtenden Ball inmitten der tiefen Schwärze des Alls. Oft hatte ich ihn durch die Teleskope der Mondobservatorien gesehen.
»Venus, wie? Haben wir dort etwa auch eine Expedition gelandet? Ich dachte, der Planet wäre vorläufig tabu. Wir wissen, daß es dort metabolische Lebewesen gibt, die uns schon allerhand zu schaffen machten. Sie verstehen eine Menge von der Raumfahrt.«
»Unwichtig. Wir haben gehörig aufgeholt. Die Venusianer werden sich
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