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Vollmeisen

Vollmeisen

Titel: Vollmeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klein Kerstin
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Stripper, oder?«
    Â»Nein, bin ich ganz bestimmt nicht. Und jetzt hätte ich gern Ihren Ausweis.«
    Er studierte den sehr gründlich und griff dann zum Telefon: »Chef, hier ist die Frau Wörthing, soll ich sie hochschicken?« Die Antwort war wohl ja, denn ziemlich barsch gab mir der Typ, den ich jetzt gar nicht mehr so süß fand, zu verstehen, dass ich nach oben sollte. Was war denn nur hier los?
    Ich zog noch mal an meinem Rock und ging in den ersten Stock. An der Treppe stand ein Mann in einem Trenchcoat. Ich guckte manchmal Tatort , deshalb wusste ich sofort, wen ich da vor mir hatte: »Guten Morgen, Herr Kommissar, was ist denn hier los? Wo sind denn alle hin, und wo ist Simon?«
    Â»Das würden wir auch gern wissen. Ich bin Hauptkommissar Schlüter. Sie sind die Lebensgefährtin von Herrn Berger, ist das richtig?«
    Â»Na ja, nicht ganz, also nicht mehr, aber ich war es. Ist aber nicht meine Schuld, dass ich es nicht mehr bin.«
    Das schien den Trenchcoat-Mann nicht zu interessieren, er wollte nur wissen, wann ich Simon zuletzt gesehen hatte. Irgendwie war der Mann unhöflich, das gefiel mir nicht.
    Â»Vielleicht sagen Sie mir jetzt endlich mal, was hier los ist? Wenn ich immer Ihre Fragen beantworten soll, müssen Sie auch mal meine beantworten, das ist nur fair.«
    Â»Tut mir leid, laufende Ermittlung«, bekam ich nur zu hören. Na, so was.
    Â»Okay, dann sagen Sie mir wenigstens, ob Simon was passiert ist«, verlangte ich aufgeregt.
    Â»Nein, soweit wir wissen, nicht, machen Sie sich keine Sorgen.«
    Nee, ist klar, die Firma hat eine feindliche Übernahme durch die Polizei erfahren, Simon ist verschwunden, und ich soll mir keine Sorgen machen. Aber von dem Kerl würde ich wohl nicht mehr erfahren, also erzählte ich ihm, wann ich Simon zuletzt gesehen hatte, gab meine Adresse »für eventuelle Rückfragen« an und sah zu, dass ich verschwand. Sobald Britt und Hubert, die einige Tage in ihrem Haus auf Mallorca waren, zurückkämen, würden sie mir sagen können, was hier passiert war. Schließlich war Hubert Simons Steuerberater, und die wissen doch immer, wo ihre Klienten sind.
    Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zu meinem zweiten Vorstellungsgespräch innerhalb einer Woche. Ich hatte mich schon in einer Schmuddelbaracke im tiefsten Gewerbegebiet gesehen, aber tatsächlich fand ich mich vor einer alten Villa in einem äußerst gediegenen Wohnviertel wieder. Allein zwei verschlungene B s an der Haustür zeigten mir, dass ich hier richtig war. Auf mein Klingeln passierte rein gar nichts, und ich kam mir ziemlich blöd vor, wie ich da vor der Tür herumstand. Bestimmt besuchte gerade eine Nachbarin meiner Mutter jemanden im Haus nebenan und sah mich vor der Pornobude. Wenn meine Mutter erfuhr, wo ich mich heute vorstellen wollte, hätte ich wirklich Ärger am Hals. Bei diesem Gedanken klingelte ich noch mal, diesmal länger und leicht panisch.
    Endlich ging die Tür auf, und vor mir stand eine Blondine, eingewickelt in ein kleines Handtuch, das wenig verbarg. Jetzt wusste ich wenigstens, wie die Firma zu ihrem Namen kam.
    Â»Hallo«, hauchte Blondie, »Sie müssen Alice sein. Wir sind noch beim Drehen, aber Herr Wegener kommt gleich. Sie können hier im Empfang warten.« Sprach’s und verschwand nach oben.
    Wie, die sind noch beim Drehen? Hier, in der Firma? Und was sollte mein Job hier wirklich sein? Frische Laken aufziehen und in Drehpausen Erfrischungen reichen? Ich sah mich um. Das sah alles so weit recht geschmackvoll aus, ein großes Zimmer mit hohen Decken, einem Empfangstresen, zwei Schreibtischen mit dem üblichen Kram drauf und Aktenschränken. Ich hoffte, da waren auch Akten drin und keine Vorräte an Vibratoren und heißer Wäsche. Ich überlegte, ob ich nicht ganz schnell das Weite suchen sollte, aber dann dachte ich an die Töpferwerkstatt, die Hausmannskost und Günther Jauch und wartete lieber.
    Endlich kam jemand die Treppe runter, der sich dabei gleich entschuldigte: »Es tut mir leid, heute geht’s hier drunter und drüber.«
    Na, darauf wette ich.
    Â»Aber jetzt habe ich Zeit … hoppla. Sie sind das? Laufen Sie jetzt auch gleich wieder weg?«
    O nein! Bitte nicht! So gemein kann das Leben doch gar nicht sein. Vor mir stand mein Retter Nick, leibhaftig und immer noch so attraktiv, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Und diese blauen

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