Vollmeisen
Glück.
Den Nachmittag verbrachte ich mit den anderen Frauen im Schützenhaus. Wir schmückten, deckten lange Kaffeetafeln und hingen drauÃen groÃe Girlanden auf. Ich war froh über die Gesellschaft, hier hatte ich gar keine Zeit zum Grübeln.
Am nächsten Morgen weckte mich der Spielmannszug, der sich am Dorfeingang aufgebaut hatte. Ich zog mich schnell an und lief raus. Das ganze Dorf war auf den Beinen, vorneweg der Spielmannszug, dann die Männer in Schützentracht, dahinter die Frauen. Sehr konservativ alles, aber mir gefiel es trotzdem. Ich winkte ihnen begeistert zu und ging schnell noch mal rein, um meine Haare zu fönen und mich wenigstens ein bisschen zu schminken. Ãberall im Dorf waren Stände aufgebaut. Es gab einen kleinen Flohmarkt, eine Hüpfburg für die Kinder und natürlich einen Bierwagen, der schon gut besucht war.
Kurz vor zwei machte ich mich auf ins Schützenhaus, hier wurden ab drei Uhr alle zum Feiern erwartet. Susi erwartete mich schon und erklärte mir die riesige Kaffeemaschine. Ich füllte eine Thermoskanne nach der anderen und genoss das Gefühl, voll und ganz dazuzugehören.
Das Schützenhaus füllte sich immer mehr, und ich hatte gut damit zu tun, die Kuchenplatten für die Tische zu füllen. Ich hantierte gerade mit Tortenstücken und Butterkuchen, als eine Stimme fragte: »Werden hier nur Mitglieder bedient, oder habe ich auch eine Chance auf ein Stück Kuchen?« Mir fiel vor Schreck der Tortenheber aus der Hand.
»Nick, du bist da«, stammelte ich. »Ich meine, du bist hier.«
»Komm mal her, SüÃe«, sagte er nur.
Darum brauchte er mich nicht zweimal zu bitten. Ich raste um den Tresen herum und direkt in seine Arme. »Nick«, heulte ich, »Nick, es tut mir alles so leid. Ich war so dämlich, ich weià das ja. Aber bitte, ich will alles wiedergutmachen, nur geh nicht wieder weg.«
Er drückte mich fest an sich. »Wir beide gehen jetzt mal raus und unterhalten uns, ja? Kannst du hier weg?«
Bevor ich ihm antworten konnte, ertönte ein greller Pfiff. Ich drehte mich um und sah Susi, die gerade die Finger wieder aus dem Mund nahm. »Los, schnapp ihn dir, sonst tue ich es«, brüllte sie.
Nick nahm mich an die Hand, und wir gingen langsam die DorfstraÃe runter zu »meinem« Häuschen. Die Tür ging hinter uns zu, und wir sahen uns an.
»Kannst du auf deine Standpauke noch etwas warten?«, fragte Nick mit rauer Stimme. »Ich glaube, ich habe jetzt etwas viel Dringenderes zu tun.« Daraufhin küsste er mich, bis mir die Luft wegblieb.
Epilog
Zusammen mit meiner Mutter saà ich an ihrem Küchentisch, beide hingen wir mit offenen Mündern über einem Artikel in der Bunten . Unter der Ãberschrift: Neues Glück für ProfifuÃballer? prangte ein Foto von Melinda, dann folgte der kurze Text: »Der beliebte Nationalspieler brachte sich aus seinem Urlaub auf der MS Santos sein ganz persönliches Souvenir mit. Die zweiundzwanzigjährige Melinda W., sehr erfolgreich als Bodyguard tätig, sagte auf Nachfrage nur: âºEs ist alles noch sehr frisch, aber ja, wir sind sehr glücklich.â¹ Wünschen wir ihr, dass sie ihre Liebe stets beschützen kann.«
Meine Mutter und ich lachten. »Sehr erfolgreich als Bodyguard tätig! Also wirklich«, prustete ich. »Zweiundzwanzig«, kicherte meine Mutter, »das Mädchen wird sich nie ändern.«
Es war ein sonniger Dienstag. Mein Vater war bereits in seinem Klempnerbetrieb, meine Mutter schickte sich an, ihre Tupper -Tasche zu packen, und ich machte mich fertig für ein Vorstellungsgespräch. Ja, richtig, ich wohnte immer noch bei meinen Eltern, aber ich war ja schon wieder arbeitslos. Big Balls gab es nicht mehr. Und obwohl ich mit Nick glücklich war wie ein Schwein im Schlamm, hatte ich doch ein bisschen was gelernt. Und darum sein süÃes Angebot, zu ihm zu ziehen, abgelehnt. Vorerst.
»Ich möchte am liebsten immer mit dir zusammen sein, von morgens bis abends. Aber ich will nicht wieder abhängig sein von einem Mann. Jetzt suche ich mir erstmal einen Job. Und wenn ich dann auf eigenen Beinen stehe, dann komme ich zu dir, wenn du mich dann noch willst.«
»Ich will dich immer, SüÃe«, antwortete er mir und bewies es mir an Ort und Stelle.
Ich hatte mich an dem Sonntag im Dorf so oft entschuldigt, dass er es irgendwann nicht mehr
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