Vollmondfieber: Roman (German Edition)
Wolfsmädchen!« Ihre Lippen verzogen sich zu einem abscheulichen Lächeln. Ihre Zähne waren beängstigend lang und spitz, und in ihren Augen loderte Zorn.
Tue ich das, echt jetzt?, fragte ich mich. »Ich schwöre …« Ich wiederholte all die Einzelheiten, auf die wir uns geeinigt hatten, und fügte zur Sicherheit hinzu: »Und wenn Ihre Vampire meinen Gefährten töten oder wenn irgendein anderer Vampir es auch nur versucht, ist mein Eid nichtig. Statt ihn zu erfüllen, werde ich zurückkommen, um Sie zu töten.« Dann, ehe sie etwas sagen konnte, schloss ich: »Dies schwöre ich bei meiner Ehre. Ich lege diesen Eid aus freien Stücken vor Eudoxia, Königin der Vampire, ab.«
Aus dem Geschrei, das uns nach draußen folgte, schloss ich, dass ich gar nicht so schlecht dastand.
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
H ank war verschwunden. Das war die einzige Neuigkeit, die ich erfuhr, seit wir die Vampirfestung hinter uns gelassen hatten. Niemand wusste, was aus ihm geworden war. Mein Vater hatte beschlossen, ihm Zeit zu geben. Er sollte um seinen Sohn trauern dürfen. Erst dann würde mein Vater befehlen, ihn aufzuspüren.
Was hoffentlich passierte, ehe Hank mich mitten in der Nacht heimsuchte, wild entschlossen, den Tod seines Sohnes zu rächen. Man brauchte nicht viel Fantasie, um darauf zu kommen: Hank musste gewusst haben, was sein Sohn im Schilde führte. Dafür, solch eine Information dem Alpha vorzuenthalten, drohte ihm eine harte Strafe, vielleicht gar der Tod. Aber ich hatte auch ohne Hank genug Sorgen.
Mit dem Flugzeug ging’s zurück nach Hause. Danach trennte sich das Rudel. Tyler und ich fuhren mit einem Taxi zu meiner Wohnung. Mein Vater und James suchten den geheimen Unterschlupf auf. Am Morgen wollten wir uns treffen, um einen Plan auszuarbeiten.
In einer Boutique am Flughafen von New Orleans hatte ich mir ein T-Shirt und eine Jogginghose gekauft, um einigermaßen herzeigbar zu sein. Gegen meinen Geruch konnte ich nichts tun, auch wenn ich mich in der Damentoilette einer Katzenwäsche unterzogen hatte. Glücklicherweise überdeckte der fettige Imbissbudengestank im Taxi alle anderen unerfreulichen Gerüche wirkungsvoll.
Ich lehnte den Kopf an die Kopfstütze und schloss die Augen.Ich war müde und hungrig. »Danny bleibt also heute bei mir, richtig?«, fragte ich.
Tyler streckte die Beine aus und rempelte mich sacht an. »Jep. Er hat bei dem Angriff einige Verletzungen davongetragen. Gebrochene Rippen, Platzwunde am Kopf. Darum hat Dad beschlossen, dass Danny ein Auge auf deine Wohnung haben soll. Er war ziemlich sauer, dass er uns nicht begleiten durfte.«
Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Ich musste mich um so viele Dinge kümmern. Die Freude, mich einfach zusammenzurollen und zu schlafen, bleib mir verwehrt. Für die Suche nach Rourke würde ich einiges in Bewegung setzen müssen, und er hatte für mich die höchste Priorität. »Herrje, ich komme mir vor, als wäre ich mindestens zwei Monate weg gewesen! Dabei waren es nur eineinhalb Tage«, sagte ich. »Ich hätte Nick anrufen sollen, als wir am Flughafen angekommen sind. Aber ich war einfach zu müde.«
»Nick hatte Dienst im geheimen Unterschlupf, während wir fort waren. Er wurde regelmäßig über den Stand der Dinge informiert und wollte uns am Flughafen abholen. Aber ich habe ihm gesagt, das sei nicht nötig.« Tyler räusperte sich, was mich aufmerken ließ.
»Was?«, fragte ich.
»Na ja, da gab es …« Er unterbrach sich für eine endlose Sekunde. »Na ja, schätze, man könnte sagen, es hat da ein paar Probleme mit diesem Cop gegeben, Ray Hart. Nick war gewissermaßen gezwungen, dich in deiner Abwesenheit zu vertreten.«
Ich schnellte im Sitz mit so viel Bewegungsenergie hoch, dass ich mich mit den Händen an der Lehne des Vordersitzes abstützen musste, um meinen Schwung zu bremsen. »Was sagst du da?« Als er nicht gleich antwortete, boxte ich ihm mit der Faust gegen die Schulter. »Red schon! Was soll das heißen? Um was für Probleme mit Ray geht es?«
»Wie es scheint, ist er verschwunden«, sagte mein Bruder vorsichtig und starrte zum Fenster hinaus, um meinem Blick auszuweichen.
»Verschwunden? Was soll das denn nun wieder heißen?«
»Es heißt«, grummelte Tyler und drehte sich zu mir um, »dass er sich gestern bei Dienstbeginn eingestempelt hat, gleich morgens zu deiner Wohnung fahren wollte und nie mehr gesehen wurde. Als er bei Schichtende nicht wieder aufgetaucht ist,
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