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Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Vollmondfieber: Roman (German Edition)

Titel: Vollmondfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Carlson
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Wahl. Meine Wölfin und mein Körper verlangten von mir, Rourke zu finden. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. »Ich kann es nicht erklären«, sagte ich. Mir vollkommen fremde Emotionen überfielen mich. »Aber ich weiß, dass Rourke nicht mehr viel Zeit hat. Wenn wir zu lange brauchen, werde ich ihn verlieren. Gib mir eine andere Möglichkeit, und ich nehme sie dankbar an!« Dann fügte ich sehr leise und ruhig hinzu: »Vielleicht gibt es doch ein paar Dinge auf der Welt, die es wert sind, sich zu verpflichten.«
    Mein Vater fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er war unfassbar beherrscht. Allerdings sah ich einen zarten Streifen Fell an seinen Unterarmen wachsen. Er bemühte sich sehr, sich im Zaum zu halten. Ich verkniff mir einen verstohlenen Blick auf die Königin, die über ihren bevorstehenden Sieg vermutlich ausgesprochen erfreut war.
    Die Wölfe hinter uns knurrten und traten unbehaglich von einem Bein aufs andere. Außerdem hörte ich leises Gemurmel aus den Reihen der Vampire. Sie waren mit unseren Sitten nicht vertraut. Aber sie wussten genug, um zu erkennen, dass es Spannungen zwischen uns gab. Zudem war es den meisten Vampiren vermutlich physisch unmöglich, sich einem direkten Befehl ihrer Königin zu widersetzen.
    Mein Vater sagte immer noch nichts. Ich sah ihn flehentlich an, bettelte stumm um Verständnis.
    Einen Moment später spürte ich eine Veränderung. Seine Augen waren tiefviolett, und Ruhe breitete sich in mir aus. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Wie auch immer sie ausgefallen war, ich musste damit leben. Seine Stimme klang kraftvoll, undsein Ton war endgültig. »Jessica, du lässt mir keine andere Wahl. Wenn du diesen Weg einschlägst, bekommst du von uns keine Hilfe. Diese Entscheidung triffst du unabhängig vom Rudel als eigenständiges Individuum.« Er räumte mir eine Chance ein, versuchte, die Dinge in Ordnung zu bringen.
    »Ich habe verstanden.«
    »Diese Möglichkeit kann ich dir einräumen, weil du nicht durch eine offizielle Zeremonie an das Rudel gebunden bist … noch nicht. « Das war nicht ganz korrekt. Denn ich war von seinem Blut; eine zeremonielle Aufnahme war für mich nicht nötig. Aber das wussten die Vampire vermutlich nicht. »Du gehörst noch nicht zu uns.« Er knirschte mit den Zähnen und zwang die nächsten Worte über seine Lippen: »Vorerst. Wenn es dir gelingt, deinen … Gefährten … zu finden und lebend zu uns zurückzukehren … halten wir unverzüglich die Zeremonie ab. Von da an wird von dir erwartet, dass du dich bis ins Detail an die Rudelgesetze hältst!« Seine Augen blitzten und verrieten mir alles, was ich wissen musste. Ich würde Befehlen folgen. »Wenn du das nicht tust, wirst du als Einzelgänger aus dem Rudel ausgestoßen. Eine weitere Chance bekommst du nicht. Meine Entscheidung ist endgültig.«
    Das war’s.
    »Ich akzeptiere die Bedingungen.«
    Mein Bruder trat vor, kniete vor unserem Vater nieder, senkte den Kopf und sagte mit klarer Stimme: »Ich bitte um die Erlaubnis, meine Schwester bei ihrer Suche als Selektivhelfer unterstützen zu dürfen. Ich werde ausschließlich als ihr menschlicher Leibwächter agieren. Im Zuge dieser Reise verzichte ich freiwillig auf all meine Rechte als Mitglied des Rudels.«
    Selektivhelfer war die Bezeichnung für eine bezahlte Position, die Wölfe außerhalb des Rudels übernahmen, um Geld zu verdienen. Normalerweise verdingten sie sich als Leibwächter oder ließen in anderer Weise ihre Muskeln spielen. Ein Selektivhelfer durfte sich niemals wandeln, durfte keine Aufmerksamkeit aufsich ziehen, keine übernatürlichen Gaben nutzen, und was immer ihm bei der Arbeit zustoßen mochte, war nicht Sache des Rudels.
    Kurz gesagt, wenn man dumm genug war, sich in Schwierigkeiten zu bringen, war man auf sich allein gestellt.
    Was Tyler tat, war extrem gerissen und extrem gefährlich. Während der Suche wäre er gezwungen, durchgehend als Mensch aufzutreten. Das würde ich niemals zulassen. »Tyler«, begann ich, »das ist …«
    »Gewährt«, sagte mein Vater, ehe ich Gelegenheit bekam, meinen Satz zu beenden, und klopfte Tyler auf die Schulter, als dieser sich erhob. »Du hast meine Erlaubnis, als Selektivhelfer aufzutreten, zusammen mit Daniel Walker, falls er es wünscht. Sobald ihr zurückkehrt, wird Jessica euch noch am selben Abend für eure Mühen entlohnen. Natürlich gelten unsere üblichen Stundensätze«, sagte mein Vater. Ich sah vage die Andeutung eines Grinsens in seinem Gesicht

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