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Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
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nicht zulassen wirst.
    antonin
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: greims
     
    wozu willst du ihn zu dir holen, vater? aus rache?
    r. v.

    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: greims
     
    ich will ihn nicht zu mir holen, sohn, ich will, dass du ihn tötest, und zwar noch in dieser nacht, jolin darf niemals von der prophezeiung erfahren, am 21. dezember um mitternacht kommt deine große stunde, und wenn du es bis dahin nicht geschafft hast, werde ich mich höchstpersönlich um die kleine kümmern,
    antonin
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: greims
     
    du hältst mich in Wahrheit für einen Verlierer, hab ich recht?
     
     
    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: greims
     
    immerhin fließt ramalias blut in deinen adern...
     

    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: greims
     
    was willst du damit sagen?
     
     
    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: greims
     
    nichts, nur, dass du kein zweites mal versagen darfst, mein sohn.

 
18
    Ramalia weiß, dass Harro nicht mehr in den Containern lebt. Sie weiß, dass Jolin den Flugkörper ihres Sohnes hinter seinem Wohngrund vergraben hat, und sie weiß auch, welche Pläne ihr Sohn verfolgt. Erst lange nach ihrem letzten Besuch bei Harro ist ihr klar geworden, dass dieser ihr Bild niemals aus dem Rahmen entfernt hatte, bevor er es Jolin überließ. Das Gesicht tief in ihrem Tuch vergraben, hastet Ramalia durch die Stadt. Sie zwingt sich, nicht auf die Menschen zu achten und die Gier nach ihrem Blut zu unterdrücken. Sie erreicht die Klinik, kurz bevor die Besuchszeit endet. Harro schließt sie in die Arme, und sie weiß, dass es das letzte Mal sein wird. »Du musst ihr sagen, dass sie in Gefahr ist«, schärft sie ihm ein. »Sie muss von der Prophezeiung erfahren. Nur dann haben Rouben und sie überhaupt noch eine Chance, das zu leben, was uns versagt geblieben ist.« Harro schreibt einen Brief an Jolin, und zwei Tage später führt Ramalia einen mörderischen Kampf gegen ihr eigenes Fleisch und Blut.
     
    Am nächsten Morgen ging Jolin nicht in die Schule, sondern nahm bereits um sechs Uhr früh die U-Bahn, die zum Gelände der Landesklinik hinausfuhr. Sie hatte keine Ahnung, wie in der psychiatrischen Abteilung die Besuchszeiten geregelt waren, aber sie musste zu Harro Greims. Und sie war fest entschlossen, das diensthabende Personal von der Dringlichkeit ihres Anliegens zu überzeugen.
    Auf der Fahrt ging sie gedanklich noch einmal alles durch, was ihr bereits die Nacht über im Kopf herumgespukt war. Inzwischen war sie genau wie Leonhart zu dem Ergebnis gelangt, dass in Rouben zwei Seelen miteinander tobten. Bisher hatte sie geglaubt oder wohl eher noch glauben wollen, dass sich seine menschlichen Anteile mit den vampirischen auf eine Art miteinander vereinten, die sowohl seinen Blutdurst als auch die Gier zu töten auf ein beherrschbares Maß zurückgedrängt hatte. Dass das offensichtlich nicht so war, hatte sie am Abend zuvor auf schrecklichste Weise am eigenen Leib erlebt. Zwar konnte Jolin sich noch immer nicht erklären, was auf der Burg tatsächlich mit ihr geschehen war, doch daran, dass Rouben sie getötet hätte, wenn ihr diese seltsame Frau nicht geholfen hätte, hegte sie nicht den geringsten Zweifel. Insofern war Harro Greims’ Warnung nichts Abwegiges und auch nichts Neues, ja nicht einmal etwas wirklich Erschreckendes für sie. Das Einzige, was sie sich von ihrem Besuch bei ihm erhoffte, war eine endgültige Erklärung, aus der sich eine Konsequenz für ihr weiteres Handeln ableiten ließ. Jolin spürte keine Angst. Im Gegenteil: In ihrem tiefsten Inneren war sie sogar dankbar für das, was in der Ruine geschehen war. Die Gefahr, die von Rouben ausging, war jetzt nicht weiter diffus, sondern stand Jolin glasklar vor Augen. Endlich war sie wieder in ihrem Kopf zu Hause. Sie würde nicht überstürzt handeln, aber sie würde tun, was zu tun war.
    »Es gibt nur einen Weg«, hatte Leonhart ihr während des Abstiegs von der Burgruine einzuhämmern versucht. »Man muss ihn töten. Und zwar, indem man ihm einen Pflock durchs Herz stößt.«
    »Du bist ja nicht ganz dicht!«, hatte Jolin geantwortet und wider besseres Wissen behauptet, dass Rouben ihr in der Ruine kein Haar gekrümmt hätte.
    »Dann hast du einfach Glück gehabt«, hatte Leonhart gesagt.

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