Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
Vom Netzwerk:
gesund?«
    »Carina ist mir egal«, sagte Klarisse. Sie stand mit gekreuzten Armen im Türrahmen und sah Jolin herausfordernd an.
    Jolin nickte. Sie hatte Mühe, Klarisses Blick standzuhalten. »Hab ich mir gedacht«, sagte sie gepresst.
    »Tatsächlich?«
    Jolin zuckte die Achseln, dann drehte sie sich um und lief den sorgsam gepflasterten Weg, der sich schnurgerade durch den Vorgarten zog, zurück. Als sie den Bürgersteig erreichte, spürte sie eine Hand auf der Schulter. Jolin zuckte zusammen.
    »Was redest du eigentlich für einen Scheiß!«, schnaubte Klarisse. Da sie barfuß war, hatte Jolin nicht gehört, dass sie ihr gefolgt war. »Kümmer dich gefälligst um deine Sachen.«
    »Das tu ich doch«, sagte Jolin. »Und jetzt lass mich bitte los.«
    Klarisse grinste breit. Klar, sie akzeptierte keine Niederlage, sie wollte gewinnen. Wie immer. »Sonst?«, fragte sie drohend.
    »Sonst was?«, erwiderte Jolin.
    »Was willst du tun, wenn ich dich nicht loslasse?«
    »Ach, Klarisse, was soll denn das Theater?«, erwiderte Jolin. »Du hast doch, was du willst.« Sie deutete auf Klarisses Füße. »Pass lieber auf, dass du dich nicht erkältest. Sonst musst du noch länger auf einen Kuss von Rouben warten.«
    »Einen Kuss?« Klarisse grinste nun noch breiter. »Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich mit einem lumpigen Kuss begnüge.«
    »Wieso nicht? Ein Kuss von einem Vampir könnte tödlich sein.«
    Klarisse lachte auf. »Du spinnst ja! Ein Vampir! Rouben ist doch kein Vampir!«
    »Nein?« Jolin riss sich mit einem Ruck aus Klarisses Umklammerung los. »Bist du dir da ganz sicher? Hast du nicht selbst dieses Gerücht in die Welt gesetzt?«
    »Genau«, sagte Klarisse. »Ein Gerücht. Es ist nichts weiter als das.«
    »Und was ist mit dem Foto?«, erwiderte Jolin. »Anna hat mir erzählt, dass Rouben darauf nicht klar zu erkennen ist.«
    »Ach Anna, ja?« Klarisse tippte sich an die Stirn. »Die hört doch schon die Flöhe husten, wenn noch nicht einmal die Eier dafür gelegt sind.«
    So war das also! Hochinteressant, dachte Jolin. Schade, dass Anna das nicht gehört hatte. Wenn sie ihr das morgen in der Schule erzählte, würde sie ihr garantiert nicht glauben. Also konnte Jolin es auch gleich lassen. »Hast du eigentlich keine Angst vor mir?«, fragte sie leise.
    Wieder grinste Klarisse. »Vor dir! Wieso? Vor dir habe ich noch nie Angst gehabt.«
    »Vielleicht hat Rouben mich ja bereits geküsst.« Jolin deutete auf ihren Hals, der von ihrem dunkelblauen Schal bedeckt war. »Zum Beispiel hierhin. Nicht jeder stirbt durch den Kuss eines Vampirs. Das müsstest du eigentlich wissen.«
    »Jetzt hör schon auf mit dem Mist«, erwiderte Klarisse. »Du machst mir keine Angst. Du willst dich doch bloß auf-spielen.« Sie trat einen Schritt zurück, kreuzte die Arme und atmete tief durch. »Rouben ist ein cooler Typ. Jede will ihn haben. Wahrscheinlich sogar du.« Sie schob ihr Kinn vor und blickte Jolin aus ihren schwarzen Augen abfällig an. »Das Problem ist bloß, dass er dich nur ausgenutzt hat. Er brauchte jemanden, der ihm die Schule zeigt und ihm im Unterricht auf die Sprünge hilft. Inzwischen findet er sich bestens allein zurecht, Jolin Weltverbesserin. Mittlerweile braucht er dich nicht mehr, kapiert!«
     
    Ein weiterer Punkt für Klarisse. Nachdem sie wieder einmal genau jene Gedanken in Worte gefasst hatte, die sich schon lange in Jolins Kopf festgesetzt hatten, hatte sie plötzlich nichts mehr zu erwidern gewusst. Sie hatte Klarisse noch einige Sekunden angestarrt und war schließlich davongelaufen.
    Inzwischen hatte Jolin die Gelsingallee hinter sich gelassen, und allmählich verlangsamte sie ihren Schritt. Die Luft war kalt und schnitt ihr bei jedem Atemzug in die Lungen. Jolin stoppte und blickte auf die ZARA-Tüte in ihrer Hand. Einen Augenblick lang konnte sie der Versuchung, das unselige Ding einfach im nächsten Mülleimer zu versenken, kaum widerstehen. Reichte es nicht, wenn niemand diese Fotos unter die Augen bekam? Musste Jolin wirklich wissen, wie deutlich Rouben darauf zu sehen war? Warum konnte sie all diese schrecklichen Gedanken, die sich in den letzten Tagen so quälend in ihrem Kopf verdichteten, nicht einfach vergessen? Selbst Klarisse, die bisher Einzige, die das Foto kannte, hatte über ihre Äußerung, dass Rouben ein Vampir sein könnte, gelacht. Und trotzdem, Jolin wusste, sie würde nicht zur Ruhe kommen, wenn sie nicht endlich Gewissheit hatte.
    Langsam ging sie weiter bis zur

Weitere Kostenlose Bücher