Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vollmondkuss

Titel: Vollmondkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schroeder
Vom Netzwerk:
nächsten Straßenlaterne. Sie öffnete die Henkel der Tüte und griff hinein. Ihre Finger zitterten, als sie den braunen Umschlag aus der Tüte nahm. Sie hielt den Atem an, als ihre Fingerkuppen das Foto berührten, und sie schloss die Augen, bevor sie es hervorzog.
    Bitte, lass es das Blitzlicht sein, dachte sie, bevor sie die Augen wieder öffnete. Doch es war nicht das Blitzlicht, es war die Wahrheit. Und die Wahrheit war so nah an der Gewissheit, die sie herbeigesehnt und zugleich gefürchtet hatte, dass Jolin beinahe einen Schrei ausgestoßen hätte.
    Es war nicht Rouben, sondern sie, die durch die Abstrahlungen des Blitzes ein wenig überbelichtet und unscharf wirkte. Klarisse hatte eindeutig auf Rouben gezielt. Er hätte klar zu erkennen sein müssen, doch von ihm ließen sich gerade einmal die Umrisse erahnen.
    Jolin stand da wie betäubt. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder durchatmen konnte. Sie drehte das Foto um, in der Hoffnung, dass es ein Fake wäre, und entdeckte die Botschaft von Klarisse.
     
    Hi Jolin,
    siehst du jetzt klarer? Weißt du nun, was die Wahrheit ist? Ich werde es dir nicht verraten. Ich sag dir nur eins: Natürlich existieren von dieser Aufnahme nicht nur diese und die beiden anderen Drucke, die du in dem Umschlag findest. Das Foto habe ich auf meinem PC. Ich könnte noch tausend Drucke machen oder es sogar ins Internet stellen.
    Aber natürlich warte ich erst einmal ab, ob du deinen Teil des Handels erfüllst. Schick ihn mir am 7. Dezember.
    K.
     
    Kein Zweifel, der Punkt ging voll und ganz an Klarisse.
     
    original message 
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: entwicklung
     
    diese klarisse wird allmählich unberechenbar,
    r. v.
     
     
    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: entwicklung
     
    in der tat, junge, allerdings brauchen wir auch sie für unser großes
    finale.
    Antonin
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: entwicklung
     
    es sind mehr als genug, vater, und sie alle werden sich um mich reißen, auf diese eine können wir also getrost verzichten,
    r. v.
     
     
    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: entwicklung
     
    jetzt denk doch endlich mal nach: diese kleine hexe ist der mittelpunkt der stufe, auf sie hören auch alle anderen, wenn wir sie verlieren, können wir nicht sicher sein, ob die anderen das interesse behalten, außerdem müssen wir uns darauf einstellen, dass wir mit jolin, nach allem, was sie jetzt weiß, nicht mehr rechnen können, antonin
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: entwicklung
     
    lieber vater,
    du glaubst doch nicht im ernst, dass ich auf sie verzichte!!!!! 
    r. v.

    original message
    from: antonin
    to: r. v. ([email protected])
    subject: re: entwicklung
     
    was hast du vor?
     
     
    original message
    from: r. v.
    to: [email protected]
    subject: re: entwicklung
     
    das verrate ich dir besser nicht, aber du darfst sicher sein: ich werde es genießen!
    r. v.

 
12
    Antonin starrt seine Frau hasserfüllt an.
    »Und jetzt mach, dass du fortkommst!«, stößt er hervor. »Ich will dich nie wieder sehen! Du gehörst nicht mehr in diese Welt. Du hast mich schändlich betrogen!« »Es ist nicht meine Schuld«, erwidert Ramalia.
    »Das weißt du genau. Es ist diese teuflische Sehnsucht, und es hätte genauso gut auch dich treffen können!« Langsam erhebt sie sich vom Boden, sorgsam darauf bedacht, dass die Wölbung unter ihren Röcken nicht auffällt. »Gegen die Macht des Schicksals hättest auch du dich nicht wehren können.« »Wohl wahr!«, donnert Antonin. »Möge genau dieses Schicksal deiner Familie eines Tages gnädig sein!«
     
    Jolin schlief nicht in dieser Nacht. Nachdem sie die Tüte mitsamt den Fotos in ihre Umhängetasche gestopft hatte, war sie wie in Trance nach Hause zurückgefahren. Die Wohnung hatte sie dunkel und still vorgefunden, nur die kleine Lampe auf der Kommode im Flur war angeschaltet gewesen. Jolin hatte sich noch in der Wohnungstür die Stiefel ausgezogen und war dann auf Strümpfen den Flur entlanggetappt und in ihr Zimmer geschlüpft. Auf keinen Fall hatte sie ihre Eltern, die sich offenbar schon sehr früh ins Bett verzogen hatten, aufwecken wollen.
    Jolin hatte ihre Quiltdecke vom Bett gezogen, sich auf den Stuhl gehockt und sich die Decke über die Beine gelegt. Seit einer geraumen Weile grübelte sie nun schon darüber nach, wie es weitergehen sollte. Die

Weitere Kostenlose Bücher