Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)
Beißstab und versicherte sich, dass die Zunge nicht abgequetscht wurde.
»Eine Kanone hat sich gelöst«, sagte Peacock und schluckte, erst dann sprach er weiter. »Sie ist wie ein Geschoss übersDeck gerast. Bartholomäus gehörte zu denen, die sie aufhalten wollten, bevor sie größeren Schaden anrichten konnte. Sie hat ihn erwischt. Er wurde zur Seite geschleudert, als wäre er …« Einen Moment suchte er nach dem passenden Wort, dann zuckte er hilflos mit den Schultern.
Bartholomäus’ Lider flackerten. Er stöhnte, warf den Kopf zur Seite und drückte mit der Zunge den Beißstab aus dem Mund. Langsam öffnete er die Augen. Dunkelblaue Augen, von Wimpern schwarz umrandet. Er blickte sich um. Sofort begriff er, dass er in der Offiziersmesse lag, sah die ernsten Mienen der Männer, die den Tisch umstanden.
Carl drehte den Holzkoffer von ihm weg, dass er die Instrumente nicht sehen konnte.
Bartholomäus versuchte sich aufzurichten, doch der zerschmetterte Arm gab nach. Seine Augen weiteten sich, als er das Schraubentourniquet entdeckte, das über dem schieren Fleisch, dem Rest seines Unterarmes und der Hand, angelegt worden war. Brüllend fuhr er in die Höhe und schob sich vom Tisch, wobei sich eines seiner Beine in einem der festgeschraubten Stühle verfing.
Peacock sprang beiseite. Sein schmaler Leib bebte. »Bartholomäus, bitte beruhige dich«, rief der Astronom mit flehender Stimme.
Doch Bartholomäus, gut einen Kopf größer, stieß ihn mit dem linken Arm zu Boden. Als der Matrose mit beiden Füßen auf dem Boden stand, schwankte er. Sein Blick irrte durch den Raum. Kaum, dass er die Tür entdeckte, machte er einige wacklige Schritte darauf zu. Sein Brüllen ebbte nicht ab, und Mary glaubte, ihr Kopf müsse zerspringen. Tränen rannen ihr über das Gesicht.
Carl stellte sich dem Toppsgast in den Weg und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Wir müssen dir helfen«, sagte er, »du wirst die Nacht sonst nicht überleben.«
Bartholomäus’ Kopf schoss vor und schlug in Carls Gesicht. Während Carl auf die Knie sank, die Finger auf Nase und Mundgepresst, durch die das Blut sickerte, hob Toni den Arm und holte aus. Seine Faust landete auf Bartholomäus’ Kinn, und das Brüllen erstarb. Wie ein gefällter Baum kippte er nach hinten und landete auf den Planken.
Gelähmt und still umstanden alle den Toppsgast.
Mary wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ergriff einen der baumwollenen Lappen und drückte ihn in die Schüssel mit dem warmen Wasser. Sie ging um den Tisch und kniete sich vor Carl.
»Danke«, stieß er hervor und drückte sich das Tuch unter die Nase. »Wie geht’s ihm?« Seine Frage klang dumpf durch den Stoff.
Peacock und Toni hoben Bartholomäus auf den Tisch.
»Ich kümmere mich um ihn. Wie steht es um dich? Kannst du operieren?«
Carl nahm das Tuch beiseite, und Mary legte ihre Hand unter sein Kinn, schob es leicht in die Höhe. Nase und Oberlippe waren geschwollen.
»Mach den Mund auf.«
Langsam schürzte Carl die Lippen, bewegte dann den Unterkiefer. Seine Zähne waren unversehrt.
»Nase und Lippen sehen übel aus, aber Kiefer und Zähne scheinen in Ordnung zu sein.«
»Lass mir einen Moment, dann wird es gehen.«
Peacock reichte einen neuen, sauberen Lappen.
Dankbar sah Mary den Astronomen an.
Er weiß, worauf es ankommt,
dachte sie.
Er hat ein Gespür dafür, in kritischen Situationen das Richtige zu tun.
Sie schob sich zwischen zwei Stühlen an den Tisch heran und prüfte, ob Bartholomäus bei dem Sturz Kopfverletzungen davongetragen hatte. Abschließend zog sie das Tourniquet nach und schob erneut den Beißstab in seinen Mund.
Carl erhob sich und griff in den hölzernen Koffer. Sofort war Toni neben ihm und schob ihn beiseite.
»Was soll das?«, fuhr Carl ihn an.
»Ich mache das.«
»Mir geht es gut, ich kann den Eingriff durchführen.«
Toni legte die Hand auf das Sägeblatt. »Das bezweifle ich nicht. Es ehrt Euch, dass Ihr das machen wollt. Aber die Säge ist mein Werkzeug.«
Zwischen den beiden Männern stand glänzend das Sägeblatt mit den auf Hochglanz polierten Zähnen.
»Habt Ihr schon amputiert?«, fragte Toni. Er ließ Carl nicht aus den Augen, der auf den Toppsgast schaute und dann den Kopf schüttelte.
»Es ist nicht das erste Körperteil, das ich absäge. Und es soll schnell gehen«, sagte Toni. Seine Stimme blieb ruhig.
Carl wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht und reichte die Säge weiter. Dann packten die Umstehenden
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