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Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)

Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)

Titel: Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Warner
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Jahrtausendwende die „Dot-Com-Blase“, die Börsenkurse purzelten, und alles, was keine kurzfristigen Return-on-Investment versprach, kam auf den Prüfstand. Dazu gehörte auch das E-Reader-Business. Im Jahr 2003 stellte Gemstar den Verkauf von Lesegeräten und E-Books wieder ein.
    In einer Hinsicht aber hatten NuvoMedia und Softbook Press Pionierarbeit geleistet, die den Tag überdauern sollte: sie unterstützten mit „OEB“ („Open eBook Publication Structure“) die Einführung eines E-Book-Formats, das alle Voraussetzungen zum neuen Branchenstandard mitbrachte. Vereinfacht gesagt bestanden die E-Books dabei aus einzelnen HTML-Seiten, die mit einer Layoutdatei verknüpft wurden. Das 1999 gestartete OEB wurde dann auch tatsächlich zum Vorbild für spätere Formate wie Mobipocket sowie den heutigen Branchenstandard EPUB.
    Die Amazon-Story, Teil 1
    Selten prangt das Antlitz eines Buchhändler von der Titelseite des Time-Magazines. Jeff Bezos schaffte es 1999 sogar als „Person of the Year“. Nicht ohne Grund. Mit der Erfindung des Online-Buchhandels hatte der Gründer von Amazon innerhalb weniger Jahre die gesamte Branche auf den Kopf gestellt. Möglich wurde diese Erfolgsgeschichte wohl auch deshalb, weil Bezos von Haus aus eigentlich gar kein Buchhändler ist, sondern ein technisch versierter Investmentbanker. Als sich 1994 der Internetboom abzuzeichnen begann, witterte er sofort die Chancen, die sich für den Vertrieb von Waren über das Netz eröffneten. Bezos begann, passende Produktkategorien aufzulisten, von Gummistiefeln bis zum Rasenmäher. Besonders vielversprechend schienen CDs, Videos, Computer-Hardware und Computer-Software zu sein – aber auch Bücher:
    „Ich wendete ein ganzes Bündel von Kriterien auf jedes Produkt an, vor allem aber die relative Größe des jeweiligen Marktes. Wie ich herausfand, wurden weltweit jedes Jahr Bücher im Wert von 82 Milliarden Dollar abgesetzt. Der Verkaufspreis war genauso wichtig. Ich wollte ein möglichst niedrigpreisiges Produkt haben. Für viele Menschen würde es überhaupt um das erste Produkt gehen, das sie jemals online erwerben würden, also durfte es auch von der Größe her kein Unbehagen bereiten. Ein weiteres Kriterium war die Vielfalt: in der Kategorie Bücher gab es mehr als 3 Millionen einzelne Artikel, in der Kategorie CDs nur etwa ein Zehntel davon. Eine bedeutender Unterschied: denn je größer die Auswahl, desto besser ließen sich die Organisations- und Selektionsmöglichkeiten nutzen, die ein Computer bietet.“
    Mail-Order-Modelle, also die Bestellung über gedruckte Kataloge einzelner Anbieter, blickten zwar in den USA schon auf eine lange Tradition zurück. Doch angesichts von Millionen einzelner Titel bot jeder Katalog aus Papier nur einen winzigen Ausschnitt aus der Masse lieferbarer Bücher. Wie Bezos herausfand, hatten viele Grossisten, die einzelne Buchhändler belieferten, zu diesem Zeitpunkt ihre Buchbestände bereits in elektronischer Form erfasst. Alles, was nun noch fehlte, war offenbar eine Webplattform, auf der Kunden in einem Gesamtkatalog suchen und Bücher direkt bestellen konnten.
    Ab Juli 1995 gab es mit Amazon.com dann plötzlich einen solchen Ort im Netz. Das sprach sich auch ganz ohne PR im damals noch überschaubaren World Wide Web schnell herum: nur zwei Monate später erzielte Amazon bereits mehr als 20.000 Dollar Umsatz pro Woche. Neben Leseproben, Buchbesprechungen oder Kundenrezensionen machten auch niedrige Buchpreise die neue Plattform von Anfang an attraktiv. Da eine Buchpreisbindung oder vergleichbare Marktregulierungen in den USA nicht existieren, konnte man die Kostenvorteile gegenüber klassischen Buchhändlern direkt an die Kunden weitergeben. Amazon avancierte zum mächtigsten Literatur-Discounter weit und breit. Bei Hardcovern lagen die Rabatte bei 20 Prozent, bei Taschenbüchern sogar bei 30 Prozent. Komfortabel war der Einkauf obendrein. Der Bezahlvorgang selbst wurde so einfach wie möglich gestaltet – waren die Kreditkarteninformationen bei Amazon hinterlegt, konnten eingeloggte Kunden mit einem Mausklick bestellen.
    Schon zwei Jahre nach dem Start von Amazon.com stand der Börsengang vor der Tür, kurz vor der Jahrtausendwende überstieg der Marktwert des Online-Buchhändlers bereits den von Barnes&Noble und Borders, also den beiden größten traditionellen Buchhandelsketten in den USA. Zu diesem Zeitpunkt hatte Amazon mehr als 13 Millionen Kunden, und Bezos sprach nun davon, das Unternehmen

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