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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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während die Puppe sie mit
ausdruckslosen Glasaugen und festgefrorenem engelhaftem Lächeln auf dem
Porzellangesicht angestarrt hatte.
    »Verstehen
Sie denn nicht, was mit ihr passiert ist, Rick ?« sagte
Lisa verzweifelt. »Sie ist davon überzeugt, dafür bestraft zu werden, weil sie
— wie sie glaubt — ihr eigenes Baby umgebracht hat. Wenn Larry Gold tot ist —
wie das auch geschehen sein mag — , wird sie dieses
Zeug von dem Fluch glauben — «
    »Na,
hören Sie«, grollte ich ungeduldig, »wir reden schließlich von einem
einundzwanzigjährigen Mädchen, nicht von einem kleinen Kind — «
    »Genau
davon reden wir«, sagte sie heftig. »Sie wissen nicht, was Naomi ihr in all
diesen Jahren angetan hat, Rick! Sie war immer bei ihr — beschützte sie — traf
alle Entschlüsse für sie und sorgte dafür, daß sie ausgeführt wurden. Sie ließ
sie, bis sie sechzehn war, nicht einmal mit ihren Freundinnen ausgehen, damit
ihre Gedanken nicht durch Unterhaltungen über Jungens von ihrer Karriere
abgelenkt werden konnten! Sicher — physisch gesehen, reden wir über eine
Einundzwanzigjährige, aber in jeder sonstigen Beziehung ist sie eine
Sechsjährige, die sich im Wald verirrt hat und vor Gespenstern und Dämonen zu
Tode fürchtet. Sie möchte um Hilfe schreien, aber sie kennt niemanden, der
helfen könnte. Ihre Mutter ist ein Gespenst — und ihre Tante, die nur
vorgegeben hat, eine zweite Mutter für sie zu sein, ist ein Dämon !«

VIERTES KAPITEL
     
    E s war drei Viertel zwölf, als ich den Wagen
vor dem schimmernden weißen Maserati parkte und mich einen Augenblick lang
fragte, was der Besitzer wohl den ganzen Abend lang getrieben und welchem Sport
er gehuldigt haben mochte, der erregender war, als der, einen so prachtvollen
Wagen zu fahren. Dann ging ich schnell auf das lutschbonbonfarbene Haus zu und
klingelte.
    Nach
einer Weile öffnete das hausbacken aussehende Mädchen die Tür und starrte mich
verblüfft an. Sie trug einen gesteppten Morgenrock, den sie fest zusammenhielt,
und einen Schal um den Kopf. Sie hatte offensichtlich entweder schon geschlafen
oder war im Begriff gewesen, ins Bett zu gehen. Ich schlug den Ton an, von dem
ich hoffte, er würde automatisch ein charmantes Lächeln auf ihr Gesicht
zaubern.
    »Es
tut mir leid, Sie so spät zu stören, Helga«, sagte ich. »Aber Miss Astor hat
mich vor kurzer Zeit angerufen und mich gebeten, zu ihr zu kommen, um ihr bei
einem geschäftlichen Problem, mit dem sie sich gerade befaßt, behilflich zu
sein. — Sie wissen schon .«
    Ich
hoffte, das richtige Maß an leichter Nachsicht in meine Stimme gelegt zu haben
— den Unterton unausgesprochenen Einverständnisses darüber, daß jeder von uns
alle Bitten Tonis erfüllen würde, weil wir sie beide zärtlich liebten, auch
wenn sie eine verrückte Nudel war. Es klappte. Der frostige Ausdruck auf Helgas
reizlosem Gesicht verschwand plötzlich, und sie brachte sogar ein Lächeln
zustande.
    »Selbstverständlich,
Mr. Holman«, sagte sie voller Wärme. »Wenn Miss Astor Sie erwartet, ist alles
in Ordnung !«
    Sie
öffnete weit die Tür, ich trat in die Diele und wartete, bis sie die Tür wieder
geschlossen hatte. »Mein Gewissen ist schon schlecht genug, weil ich Sie
gestört habe«, sagte ich mit verlegenem Grinsen. »Nun lassen Sie mich ruhig
allein hinaufgehen — und ich finde später auch wieder allein hinaus .«
    »Vielen
Dank, Mr. Holman«, sagte sie erleichtert, »Gute Nacht .«
    Ich
stieg ohne Eile die schwungvolle Wendeltreppe empor — ein paar Sekunden
änderten jetzt auch nichts mehr an den Tatsachen, und ich wollte nicht, daß das
Mädchen irgendwelchen Verdacht schöpfte. Sie konnte sich später noch genügend
Sorgen machen, wenn ich herausgefunden hatte, ob wirklich etwas vorgefallen war
oder ob Toni nur angerufen hatte, um mir die intimen Einzelheiten ihrer letzten
Wahnvorstellungen mitzuteilen.
    Ihre
Schlafzimmertür war geschlossen, aber nicht verschlossen. Ich öffnete sie und
trat erneut in das Phantasiegebilde des Innendekorateurs — in den schwarzweißen
Harem, der ursprünglich keineswegs für ein einsames kleines Mädchen entworfen
worden war, wie ich mir überlegte. Auf den ersten Blick hin wirkte alles
unverändert; die lebensgroße Puppe lag, noch immer engelhaft zur Decke
emporlächelnd, auf dem Bett, und eine Spur welkender weißer Rosen führte von
der nach Maß geschreinerten Kommode über den Boden bis zu einem nassen Fleck
mitten auf dem schwarzen

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