Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
konzentrierte mich mit wütender Eindringlichkeit auf
Golds Leiche, als ob ich ihn irgendwie überreden könnte, seinen Mund zu öffnen
und mir das Geheimnis mitzuteilen.
    Dann,
plötzlich, wußte ich, was mich störte, und wunderte mich, warum mir das nicht
gleich aufgefallen war — es waren seine Hände. Seine Arme lagen im rechten
Winkel zu seinem Rumpf ausgebreitet auf dem weißen Betonboden. Die linke Hand
war geöffnet und lag Innenfläche nach oben da, während die rechte fest zu einer
Faust geschlossen war. Ein Mensch, der sich über zwanzig Meter tief zu Tode
stürzt, mochte vielleicht beide Hände zusammenkrampfen, überlegte ich, aber
gewiß nicht nur eine — es sei denn, er hatte einen Grund dazu. Ich kniete
nieder und öffnete vorsichtig die Finger seiner rechten Hand, bis ich den
kleinen glänzenden schwarzen Knopf in ihrer Innenfläche entdeckte.
    Der
Anzug, den er trug, war von hellem Braunrot mit braunen Knöpfen, und zudem fehlte
keiner von ihnen. Ich stellte fest, daß der schwarze Knopf ein wenig zu klein
war, um vom Anzug eines Mannes zu stammen — eher vom Kostüm einer Frau — oder
vom Ärmel einer Männerjacke — oder vielleicht war es auch einfach nichts weiter
als eben ein Knopf, und der Kuckuck sollte das Ganze holen! Es war nicht mein
Problem, und ich konnte getrost alles der Polizei überlassen, wenn sie eintraf,
beschloß ich schnell. Ich bog sachte die Finger wieder zu einer sich um den
Knopf schließenden Faust.
    Als
ich ins Schlafzimmer zurückkam, machte Toni den Eindruck, als habe sie sich
nicht vom Stuhl gerührt, und ihr Glas war halb leer. Diese verdammte Platte
spielte noch immer, und ich dachte, ich würde überschnappen, wenn ich dieses Gewimmer noch ein einziges Mal mitanhören mußte. Toni
sagte mir, wo ich den Apparat finden konnte — er war in die oberste Schublade
der Kommode eingebaut — , und ich stellte das Ding mit
einem ausgeprägten Gefühl der Erleichterung ab.
    Dann
nahm ich den Telefonhörer ab, bereit, die Polizei anzurufen, änderte aber meine
Absicht und rief statt dessen meine eigene Nummer an, weil mir mein der großen
Cousine Lisa gegebenes Versprechen einfiel.
    »Ich
dachte mir schon, daß es etwas Schlimmes sein müßte«, sagte sie ruhig, nachdem
ich ihr alle Einzelheiten berichtet hatte. »Ich konnte es nicht mehr länger
aushalten, und so rief ich Tyler an und erzählte ihm, was Toni Ihnen am Telefon
gesagt hatte. Er fuhr sofort weg, wollte Naomi unterwegs abholen und dann zu
Toni fahren. Ich nehme an, die beiden müssen jetzt jeden Augenblick dort
eintreffen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen ?«
    »Nicht
das geringste«, sagte ich wahrheitsgemäß. Es war ein tröstlicher Gedanke, daß
Tonis Tante jeden Augenblick eintreffen und die Verantwortung übernehmen würde.
    »Oh,
beinahe habe ich noch etwas vergessen«, sagte Lisa. »Tyler bat mich, Ihnen
unbedingt auszurichten, daß die Polizei, falls Gold bei ihrem Eintreffen
bereits tot sei, nicht benachrichtigt werden solle, bevor er, Tyler, selber
einträfe .«
    »Zum
Teufel mit Tyler Morgan !« sagte ich mit dünner Stimme.
    »Bitte,
Rick!« In ihrer Stimme lag ein Unterton von Dringlichkeit. »Lassen Sie Tyler
die Sache in die Hand nehmen, um Tonis willen .«
    Ich
zuckte in Gedanken die Schultern, während mir einfiel, daß nun, nachdem Gold
tot war, meine Verpflichtungen gegenüber Massie ohnehin hinfällig waren. Der
Bericht, den er von mir gewollt hatte, konnte für ihn nunmehr nur noch von
akademischem Interesse sein.
    »Okay,
soll sich Morgan der Sache annehmen«, sagte ich.
    »Danke,
Rick«, sagte sie erleichtert. »Sie sind der reine Märchenprinz .«
    »Und
Sie sind eine polynesische Prinzessin«, sagte ich, »das heißt, wenn Sie noch
mein Hawaiihemd tragen. Wenn Morgan hier ist, komme ich und fahre Sie nach
Hause .«
    »Warum
diese Eile ?« fragte sie kalt. »Können Sie nicht
warten, bis Sie Ihr Hemd zurück haben? Sie gönnen einem auch gar nichts .« Damit legte sie auf, vermutlich um sicher zu sein, das
letzte Wort zu haben. Man konnte es ihr auch nicht verdenken, da sie ja
schließlich ein Frauenzimmer war.
    »Ihre
Tante und Tyler Morgan sind auf dem Weg hierher«, teilte ich dem mit völlig
ausdruckslosem Gesicht auf dem weißen Satinstuhl sitzenden Mädchen mit.
    »Oh!«
Sie nippte flüchtig an ihrem Glas. »Naomi wird erfreut sein .«
    »Erfreut ?« Ich runzelte die Stirn. »Worüber?«
    »Über
Larry natürlich.« Ihre Stimme klang höflich, als ob sie sich mit einem

Weitere Kostenlose Bücher