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Vom Dämon besessen

Vom Dämon besessen

Titel: Vom Dämon besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Aber er wird
nie mehr für mich singen — oder für sonst jemanden !« Dann hörte ich ein leises Klicken, als sie auflegte.
    Lisa Prostett war aufgestanden und starrte mich mit
ängstlichem Gesicht an. »Was soll das alles bedeuten ?« fragte sie scharf.
    »Toni«,
sagte ich. » Irgend etwas ist passiert. Irgend etwas Schlimmes — es klang so, als ob sie nicht recht
bei sich wäre! Es hat etwas mit Larry zu tun, aber ich konnte nicht klug aus
ihr werden. Er sei tot, sagte sie am Anfang, dann ließ sie eine Platte laufen
und erklärte mir, dies sei Larry, der für sie sänge, aber nun würde er nie mehr
für sie singen und auch für sonst niemanden.«
    »Gold
tot?« Lisa schüttelte verwirrt den Kopf. »Aber wieso? Toni kann doch nicht...?
Nein! Das ist unmöglich !«
    »Ich
werde sofort zu ihr hinüberfahren«, sagte ich, »und...«
    »Ich
werde mitkommen«, sagte sie energisch.
    »Nein,
Sie bleiben besser hier !« Ich wunderte mich vage über
die Heftigkeit, mit der ich das sagte. »Sie können sowieso nicht ausschließlich
mit meinem Hawaiihemd und einem liebreizenden Lächeln bekleidet durch die Nacht
wandern. Oder?«
    »Vermutlich
nicht«, sagte sie gereizt. »Aber ich fühle mich hier so verdammt hilflos, nur
einfach herumzusitzen und zu warten, ohne...«
    »Ich
werde Sie anrufen, sobald es möglich ist«, sagte ich. »Vielleicht ist gar
nichts Ernsthaftes vorgefallen und sie hat nur einen Anfall von Hysterie. Das
kann vorkommen, nicht ?«
    »Was
hat sie außerdem noch gesagt ?« fragte Lisa plötzlich.
    »Einen
Haufen abwegigen Unsinn. Sie habe Baba getötet, noch bevor sie geboren war, und
nun sei sie verflucht«, brummte ich ungeduldig. »Baba! Ist das nicht die
lebensgroße Babypuppe, die...«
    »Jaja«,
antwortete Lisa schroff. »Was hat sie noch gesagt ?«
    »Immer
mit der Ruhe!« Ich starrte sie einen Augenblick lang an und zuckte dann die
Schultern. »Tut mir leid — vermutlich haben Sie ein Recht, nervös zu sein. Was
noch? Ihr Kuß sei ein Kuß des Todes, weil der Fluch dahin gehe, daß alle, die
sie liebt, umgebracht werden. Es war so abgeschmackt, daß ich gelacht hätte,
wenn ihre Stimme nicht so außer sich und verzweifelt geklungen hätte .«
    »Oh,
um Himmels willen !« flüsterte Lisa.
    Ich
starrte in ihr bleiches Gesicht und sah, wie in ihren plötzlich tragisch
dreinblickenden Augen Tränen aufstiegen und langsam über das kräftig
geschnittene Gesicht rannen.
    »Das
arme verrückte, verwirrte Kind«, sagte sie mit gebrochener Stimme.
    »Was
ist denn plötzlich in Sie gefahren ?« fragte ich kalt.
»Sind Sie nicht angeblich die Abgebrühteste der
Familie? Und jetzt klappen Sie zusammen, bevor wir noch wissen, ob ihr
überhaupt etwas zugestoßen ist !«
    Sie
schüttelte flüchtig den Kopf und holte dann tief und zitternd Luft.
»Entschuldigung«, flüsterte sie. »Sie wissen es natürlich nicht .«
    »Was
weiß ich nicht ?«
    »Toni
sollte ein Baby bekommen — Sheltons Kind. Dann hatten die beiden eines Nachts
diesen schrecklichen Streit. Einen vernichtenden, bösartigen Streit, bei dem
sie sich stundenlang Beleidigungen an die Ohren warfen, bis schließlich Kent
Shelton endgültig das Haus verließ. Als er gegangen war, betrank sich Toni zum
erstenmal in ihrem Leben — sie war sternhagelbetrunken — , und irgendwann mitten in der Nacht fiel sie von oben bis unten die Wendeltreppe
hinunter. Niemand wußte, wie es passiert war, aber zum Glück hörte das Mädchen
— Helga, Sie haben sie heute abend gesehen — den Lärm und kam aus ihrem Zimmer, um nachzusehen, was los war.
    Toni
war nicht schlimm verletzt, sie hatte nur ein paar blaue Flecken, aber sie
verlor das Baby. Vom ersten Augenblick an, als sie gewußt hatte, sie würde eins
bekommen, hatte sie darauf beharrt, es würde ein Mädchen werden, und sie wollte
es Baba nennen.« Lisas Mund zitterte einen Augenblick. »Sie hat das Baby, das
sie verloren hat, niemals mehr irgend jemandem gegenüber erwähnt, aber das erste, was sie tat, nachdem sie das Krankenhaus
verlassen hatte, war, sich diese Puppe zu kaufen — «
    Ich
sah plötzlich deutlich die lebensgroße Babypuppe im Bett liegen, ihren Kopf auf
dem mit Satin bezogenen Kissen und daneben Toni, den Kopf auf einem gleichen
Kissen... Erinnerte mich, wie ich fast geglaubt hatte, die Puppe sei lebendig —
ein wirkliches Baby — , als ich ins Zimmer getreten
war... Ich hörte ihre Stimme, als sie die Puppe liebevoll in ihren Armen
gewiegt und »Weine nicht, Baba« gegurrt hatte,

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