Vom Dämon besessen
zu
leiten ?«
»Das
kommt etwa auf dasselbe heraus«, antwortete sie mit selbstzufriedener Stimme.
»Und was halten Sie von meiner viel zu jung aussehenden blonden Mutter ?«
»Sie
ist jedenfalls kein inferiorer Tropf«, sagte ich vorsichtig.
»Soll
das heißen, daß Sie sie leiden mögen ?«
»Das
möchte ich nicht gerade behaupten«, gestand ich.
»Sie
ist also kein inferiorer Tropf, aber Sie mögen sie nicht leiden ?« schnaubte sie ungeduldig. »Irgend etwas muß sie doch
schließlich sein .«
»Ich
finde nicht das richtige Wort dafür .«
»Sie
können, was sie anbelangt, meine Gefühle nicht verletzen«, fuhr mich Lisa an. »Raus
mit der Sprache!«
»Ich
glaube, ich suche nach einem Wort, das >unheimlich<,
>erbarmungslos< und >zerstörerisch< zugleich ausdrückt«, sagte ich
langsam. »Wenn ich sehr lange mit Naomi zusammen wäre, würde sie mir eine
Höllenangst einjagen .« Ich zuckte gereizt die
Schultern. »Vielleicht liegt es daran, daß ich auf irgendeine primitive Art so
etwas wie eine aufgespeicherte Kraft in ihr wittere. Sie ist diejenige, die den
Blitz anzieht, aber nur so kann sie ihn dazu benutzen, um alles in Brand zu
setzen, was sich ihr in den Weg stellt .«
Lisas
großer Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. »Eine einzige
Unterhaltung mit ihr, die noch nicht einmal fünf Minuten gedauert hat, reicht,
um Ihnen Angst einzujagen ?«
»Vielleicht
verleiht ihr General Tyler Morgan eine Medaille«, brummte ich.
»Es
muß doch jemanden geben,
der genügend Mumm und Grips hat, sie fertigzumachen«, sagte sie mit brutaler
Offenheit. »Ich habe seit langem nach einer derartigen Person Ausschau
gehalten, und heute am frühen Abend dachte ich, Sie wären vielleicht der
Richtige — aber nun bin ich nicht mehr so überzeugt .«
»Ein
Jammer, Kleine.« Ich grinste sie spöttisch an. »Nun müssen Sie wieder in die
Nacht hinauswandern und lange Zeit weiter nach solch einer Person suchen — aber
nicht in meinem Hawaiihemd !«
Sie
hob den Kopf aus den Händen, während sie sich langsam aufrichtete und mich mit
einem plötzlichen Funkeln in ihren graugrünen Augen anblickte.
»Halb
gelähmt vor Angst vor meiner Mutter. Aber mich fürchten Sie nicht, was ?« sagte sie leise.
»Nach
dieser Nacht habe ich die Nase voll von allen weiblichen Prostetts !« knurrte ich. »Es kommt mir vor, als müsse ich durch einen
Sumpf waten, der bis zu meinen beiden Ohren mit Prostett -Frauenzimmern
gefüllt ist, und das entnervt mich. Ich will Ihnen gern sagen, was ich außerdem
von ihnen halte, wenn Sie es hören wollen .«
Sie
nahm ihr Glas in die Hand und drehte es langsam zwischen den Fingern. »O ja«,
murmelte sie. »Ich möchte es hören, Holman .«
»Alle
drei Prostetts — ob echt oder adoptiert — sind sich
gleich«, sagte ich verbittert. »Zugegeben, sie wirken auf Anhieb alle sexy,
aber dann merkt man bald, daß auf jede Kurve und Rundung durchschnittlich zehn
Haken und Kanten kommen! Und dabei vergeht einem jedes Interesse an Sex, weil
man bereits durch den Versuch, die ersten zehn Haken und Kanten zu ergründen,
seelisch völlig erschöpft ist .«
»Ein
Mistkerl stört mich nicht weiter«, sagte sie und lächelte mir liebenswürdig zu.
»Aber Sie haben sich zu einem groben Mistkerl entwickelt, Holman — und das ist
etwas, das wir Prostett -Frauenzimmer nicht ertragen !«
Sie
machte plötzlich eine ruckartige Bewegung aus dem Handgelenk heraus, und ich
wurde von einem eisigen Schwall Maraschino-Wodka überschwemmt, als mich der
volle Inhalt ihres Glases ins Gesicht traf. Ich griff krampfhaft nach einem
Taschentuch und begann, mir verzweifelt die Augen zu wischen, die von dem
Alkohol heftig brannten, während die überschüssige Flüssigkeit das Vorderteil
meines Hemdes gleichmäßig durchnäßte. Etwa fünfzehn Sekunden später gelang es
mir, wieder die Augen zu öffnen, gerade rechtzeitig, um Lisa vom Hocker gleiten
und durch das Zimmer gehen zu sehen. Sie hatte vielleicht ein halbes Dutzend
weit ausholender Schritte hinter sich, bevor sie plötzlich stehenblieb und sich
langsam umwandte.
»Das
hätte ich beinahe vergessen !« Abgemessene Verachtung
ließ ihre Stimme förmlich überschnappen. »Sie wollen natürlich Ihr Hawaiihemd
zurück haben ?«
Ihre
langen geschickten Finger glitten ohne Eile vorn am Hemd hinab, es dabei
aufknöpfend, und dann schlüpfte sie heraus.
»Ein
Hawaiihemd — mit vielem Dank zurück!«
Im
nächsten Augenblick flatterte das Hemd durch die Luft und
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