Vom Dämon besessen
fiel auf den
Barhocker. Nicht, daß ich bewußt seinen Flug beobachtet hätte; selbst wenn es
ein lautes schwirrendes Geräusch von sich gegeben hätte und geradewegs durch
die Decke davongeflogen wäre, hätte ich keine Zeit darauf verschwendet, ihm
nachzusehen. Dieses Hemd konnte niemals die geringste Hoffnung hegen, vor
irgendeinem Publikum mit dem erstaunlichen Anblick konkurrieren zu können, den
Lisa Prostett bot — unbekleidet bis auf ein blaues
Satinhöschen und mit einem Lächeln auf dem Gesicht, das irgendwie zu den
Spitzenrüschen am oberen Teil ihrer Schenkel paßte.
Sie
stemmte die Hände in die Hüften und sah mich mit einem spöttischen Grinsen um
den großen sinnlichen Mund an. »Sie sind völlig durchnäßt, Holman«, sagte sie
mit boshafter Stimme. »Warum ziehen Sie sich nicht aus, bevor Sie sich erkälten ?«
Ich
wischte mir mein Gesicht vollends trocken und ließ das durchnäßte Taschentuch
auf die Bar fallen, bevor ich um sie herum und ohne Eile auf Lisa zuging.
»Eine
großartige Idee, Cousine Lisa«, sagte ich mit einer Stimme, die vor guter Laune
überschäumte. »Aber vorher muß ich noch etwas erledigen .«
»Sind
Sie im Begriff, in Tränen auszubrechen ?« Ihre Brauen
fuhren plötzlich interessiert in die Höhe. »Das würde ich gern erleben .«
Ich
blieb unmittelbar vor ihr stehen, nur ein paar Zentimeter von ihrem
prachtvollen Körper entfernt. Meine Hände hoben sich — anscheinend aus eigenem
Entschluß — , ruhten für einen kurzen Augenblick auf
ihren Schultern und glitten dann abwärts über die ehrfurchtgebietende Wölbung
ihrer Brust. Dann krampften sich meine Finger ruckartig zusammen. Ich sah den
Ausdruck plötzlichen Schmerzes in ihren Augen, aber sie starrte mich noch immer
trotzig an, den Mund fest zusammengepreßt. Langsam kam mir die Erkenntnis, daß
sie lieber ohnmächtig umsinken würde, als mir die Genugtuung auch nur eines
leichten Stöhnens zuteil werden zu lassen, und das traf mich wie ein weiterer
Schwall Maraschino-Wodka ins Gesicht. Meine Finger lösten sich, und ich zog
schnell die Hände zurück.
»Und
was hat das beweisen sollen ?« flüsterte sie.
»Ich
weiß nicht«, sagte ich ehrlich. »Vielleicht wollte ich mich nur davon
überzeugen, daß alles echt ist .«
»Befriedigt ?« In ihrer Stimme lag wieder jener Unterton spöttischer
Verachtung.
»Ich
bin einen Augenblick lang abgelenkt worden .« Ich
grinste gequält und meine Gesichtsmuskeln schmerzten vor Anstrengung.
»Vielleicht bin ich wirklich nicht der Richtige, um mit Naomi fertig zu werden,
Süße«, sagte ich vorsichtig. »Aber ich bin drauf und dran, zu demonstrieren,
daß ich der Richtige bin, um mit ihrer Tochter fertig zu werden .«
In
ihren voller Verachtung auf mich gerichteten Augen flackerte flüchtig etwas wie
echte Überraschung auf, dann warf sie den Kopf zurück und lachte. Das war genau
das, was ich brauchte. Zwei Sekunden später hörte sie auf zu lachen, als ich ihr zwei steife Finger in den Solarplexus stieß, ausreichend
kräftig, um ihr weh, aber nicht allzu weh zu tun. Als sie sich instinktiv nach
vorn beugte, um ihren attackierten Solarplexus zu schützen, ging ich in die
Knie. Es bot keinerlei Schwierigkeiten, meine Schulter kräftig gegen ihre
hübsche Magengegend zu stemmen und dann mit meinem Arm fest die Hinterseite
ihrer Oberschenkel zu umklammern.
Lisa
stieß einen wilden Schrei aus, als ich mich wieder aufrichtete und ihr Körper
zusammengeklappt über meiner Schulter hing, so daß ihr Kopf plötzlich hilflos
abwärts über meinen Rücken baumelte. Ich trug sie ohne Schwierigkeiten durch
das Wohnzimmer auf die fünf Stufen zu, die mein geschickter Architekt als
Zugang zu Ankleideraum, Badezimmer und Schlafzimmer eingebaut hatte.
»Lassen
Sie mich herunter !« schrie sie mit erstickter Stimme.
»Lassen Sie mich herunter, oder ich bringe Sie um, Rick Holman !«
Ich
achtete nicht darauf und ging weiter. Ihre kleinen Fäuste trommelten
schmerzhaft gegen den unteren Teil meines Rückens. Ich befahl ihr, damit
aufzuhören, oder sie würde es bereuen; aber ihre einzige Reaktion bestand
darin, daß sie noch härter zuschlug. Hier waren verzweifelte Maßnahmen
erforderlich, überlegte ich, bevor sie endgültig mein Rückgrat außer Gefecht
setzte. Meine selbständig gewordenen Finger packten unwillkürlich mit
sadistischem Griff zu und begannen sich zu drehen, während ich so tat, als
gehörten sie nicht zu mir.
Lisa
stieß einen durchdringenden Schrei aus und ihre
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