Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
dass sie um sechs Uhr in der Früh öffnen würden. Der wechselnde Mond spiegelte sich im Schaufenster wie eine stumme Mahnung, wie wenig Zeit uns noch blieb, den Mörder zu finden.
Ryan stieg aus dem Wagen und schloss genauso wie ich leise die Tür. »Vielleicht sind wir zu früh«, flüsterte er.
»Oder sie beobachtet uns von irgendwoher«, entgegnete ich, während ich mich weiter umsah. »Ich habe ihr gesagt, sie soll sich nicht blicken lassen, bis sie uns sieht.« Ich hatte ein Prickeln im Nacken. Ohne Frage beobachtete uns irgendjemand. So viel sagte mir meine Intuition. Arkanische Energie streifte mich wieder wie ein Wispern, und ich bekam eine Gänsehaut.
»Irgendetwas stimmt nicht«, flüsterte ich. Ryan sah mich mit gerunzelter Stirn an. Ich zog meine Waffe, und mein Puls beschleunigte sich. Jedes kleine Geräusch oder Kratzen schien übernatürlich laut. Im Augenwinkel sah ich, dass Ryan ebenfalls seine Waffe zog.
»Ich spüre es auch«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
Der durchdringende Schrei über uns gab mir gerade genug Zeit, mich zur Seite zu werfen.
»Ryan! Ein Dämon! Deckung!«, brüllte ich noch, während schon ledrige Schwingen gegen mich prallten und mich zu Boden warfen. Ich hielt meine Waffe trotzdem fest und rollte mich schnell auf den Rücken, um zu sehen, wohin die Kreatur verschwunden war. Es war ein Dämon, soviel war mir klar, aber ich hatte keine Chance gehabt zu erkennen, mit welcher Art ich es zu tun hatte. Ein höherer Dämon hätte sich nicht verraten , schoss es mir durch den Kopf. Aber er hatte Schwingen, also musste er mindestens von der siebten Ebene sein. Mit ein bisschen Glück war es nur ein Kehza .
Bloß. Ha! Ich konnte absolut nichts erkennen und auch keinen Flügelschlag hören, trotzdem wusste ich, dass die Kreatur stark und schnell war, und wenn sie sich im Sturzflug näherte, gab es keine Garantie, dass ich beim nächsten Mal wieder gewarnt sein würde. Ich krabbelte zurück zur Eingangstür des Diners, weil ich irgendetwas Schützendes im Rücken haben wollte. Ich fluchte leise. Schwere Metallgitter vor den Glastüren machten jede Hoffnung auf eine Fluchtmöglichkeit in dieser Richtung zunichte. Aber zumindest saß ich in einer Nische, was bedeutete, dass sich der Dämon nicht von oben auf mich stürzen konnte. Leider stand ich damit auch mit dem Rücken zur Wand.
»Ryan!«, rief ich. »Sind Sie okay?«
Ich hörte ihn fluchen, dann kam er um die Hausecke und rannte geduckt zu mir herüber, die Waffe in der Hand. Er machte ziemlich große Augen. Aber zu seinen Gunsten muss ich sagen, dass ihm nicht die Panik im Gesicht stand. Er sah einfach wie ein Mann aus, der schon lange an etwas geglaubt hatte und nun dem unbestreitbaren Beweis gegenüberstand, dass es tatsächlich existierte, ob er das nun wollte oder nicht.
Er erreichte die Nische und quetschte sich neben mich, während er seinen Blick umherschweifen ließ. »Ich bin okay. Wo ist es?«
»Ich hab keine Ahnung. Ich hoffe nur, dass es ein Kehza ist, ein Dämon aus der siebten Ebene.«
»Sind die leichter zu töten?«
Ich stieß ein humorloses Lachen aus. »Sicher, so ähnlich wie der Everest einfacher zu besteigen ist als der K2. Alle Dämonen sind unglaublich schnell und lebensgefährlich, aber wenn er von der zwölften Ebene käme, hätten wir ein ernsthaftes Problem.«
Ryan öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber ein unmenschlicher Schrei unterbrach ihn. Der Dämon landete plötzlich direkt vor uns und knurrte uns aus einem Maul voller spitzer Zähne an, während er mit seinen Klauen nach uns griff. Ich stieß einen erschrockenen Schrei aus und feuerte zweimal. Der Dämon bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die wirklich nicht von dieser Welt war, und irgendwie gelang es ihm, meinen Kugeln auszuweichen. Dann sprang er in die Luft und hinterließ einen säuerlich süßen Geruch nach verfaulenden Blumen.
In der folgenden Stille schnappte ich nach Luft, und wie ein Echo hörte ich den gleichen Laut von Ryan, während wir uns schnell davon überzeugten, ob wir verletzt waren. Auch wenn er nicht so groß wie ein Dämon der elften oder zwölften Ebene war, so war selbst ein Kehza ziemlich gefährlich. Er besaß ungefähr die Größe eines Menschen, mit einem Gesicht, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem chinesischen Drachen hatte. Seine Haut schillerte rot und violett, und er verfügte über jede Menge scharfer Zähne und Klauen.
»Herrgott, verdammt noch
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