Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Captain Turnham. Aber dieses … Wesen … trug nicht so etwas Profanes wie ein weißes Hemd und Kakihosen.
Ein schimmerndes Hemd aus weißer Seide umfloss seine breiten Schultern und verjüngte sich an seiner schmalen Taille. Cremefarbene Lederhosen umschlossen muskulöse Beine. Er hatte den Körper eines Adonis.
Und seine Gesichtszüge wirkten menschlich.
Nur seine kristallblauen Augen sagten mir, dass diese Kreatur tödliche und entsetzliche Kräfte besaß. Es waren Augen, die alt und erfahren wirkten, voller Dominanz und Stärke. Sie standen in krassem Gegensatz zu der engelsgleichen Schönheit seines Gesichts.
Das … ist kein gewöhnlicher Dämon. Oh Scheiße, Kara, was zum Teufel hast du getan?
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während diese Augen mich genauestens von Kopf bis Fuß musterten.
Ich schluckte hart und holte Luft, um die Litanei erneut zu beginnen, mit der ich ihn entlassen konnte. Die Schilde hielt ich weiterhin aufrecht. Ich hatte immer noch eine Chance.
Während ich die Worte hervorstieß, spürte ich, wie er den Bann austestete, aber er hielt. Mein angeknackstes Selbstbewusstsein erholte sich. Ich konnte dieses Wesen zurückhalten. Der Dämon hörte damit auf, mich zu begutachten, und sah sich im Raum um. Langsam drehte er sich im Kreis, ohne die Mitte des aufgezeichneten Diagramms zu verlassen. Dann wandte er sich wieder mir zu.
»Ah.« Er lächelte. »Das wird interessant werden.«
Ich spürte, wie die Schilde bebten, und dann, bevor ich irgendwie reagieren konnte, brachen sie wie Streichhölzer.
Entsetzt schnappte ich nach Luft, als der Schutzwall in sich zusammenfiel. Wie hatte er ihn so einfach überwinden können? Ich unterbrach meine Litanei, während ich versuchte, wieder Kraft zu sammeln. Die Schilde waren meine einzige Hoffnung. Ich sandte alle Macht, die mir zur Verfügung stand, in das Diagramm, und die Runen flammten auf.
Sein Lachen verspottete mich, als er die Schilde beiseitewischte wie alte Spinnweben. Die Runen zersplitterten buchstäblich. Dann trat er aus dem Bannkreis, sah mir direkt in die Augen, während pure Kraft in einer alles verschlingenden Welle über mich hinwegbrandete. »Ich bin so froh, dass du mich hierher geholt hast.« Seine Stimme war ruhig und melodiös, aber in seinen Augen loderte Wut.
Meine Kehle zog sich zusammen, während ich zurückwich. Trotz all meines Trainings und meiner Vorbereitungen kämpften in meinem Inneren Entsetzen und eine kaum zu beherrschende Panik miteinander. Ich wusste doch genau, wie sehr es die Dämonen aus den höheren Ebenen verabscheuten, beschworen zu werden, doch irgendwie hatte ich es verbockt und dieses Wesen gerufen – ein Wesen, das unzweifelhaft weit über einem Reyza stand. Ich würde sterben. Und das auf eine ziemlich unangenehme Weise.
Mein Fluchtreflex übernahm auf einmal die Führung. Ich wirbelte herum, stürzte zur Treppe …
Und prallte gegen eine Mauer.
Entsetzt starrte ich auf die Stelle, wo sich eigentlich die Treppe hätte befinden müssen. Dann fuhr ich wieder zu ihm herum. »Lass mich gehen!« Meine Stimme zitterte, aber das war mir egal. Es kam längst nicht mehr darauf an, stark zu wirken.
Er lachte – es war ein wunderschöner melodischer Laut, der mein Entsetzen nur noch verstärkte. »Ich halte dich nicht zurück.« Er kam einen weiteren Schritt auf mich zu, das Feuer beleuchtete seine engelsgleichen Züge und spiegelte sich in seinen zornerfüllten Augen. »Ich halte dich überhaupt nicht zurück.«
Mein Magen zog sich zusammen. Alle Bannsprüche, die Schilde, der ganze Schutz waren verschwunden. Selbst mein Polizeitraining würde mir gegen diese Kreatur nicht helfen. Ich konnte die Holzverkleidung an der Wand hinter mir, die doch nur eine Illusion war, wirklich spüren, und kämpfte gegen das Bedürfnis, mich umzudrehen und irgendwie einen Ausweg zu finden.
»Wo ist dann die Treppe?«, fragte ich und ärgerte mich über die nicht zu überhörende Hysterie in meiner Stimme.
Er zuckte vielsagend die Achseln, während er noch näher trat. »Bin ich dafür verantwortlich, wenn ein Haus falsch geplant ist? Ich glaube nicht.« Er kam noch näher und stand nun direkt vor mir, während ich mich mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Er streckte die Hand aus, um mein Gesicht zu berühren, und ich zuckte zurück. Ein Knurren kam über seine Lippen, und dann, bevor ich irgendetwas tun konnte, packte er mich. Er hielt mein Gesicht fest in beiden Händen, ohne mir dabei
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