Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
wehzutun. Bald, dachte ich verzweifelt, wird es trotzdem ziemlich schmerzhaft werden.
Mindestens ein Dutzend Herzschläge lang sah er auf mich herab, und sein Blick drang in mich ein, als suche er die Tiefen meiner Seele. Seine Augen versprachen Tod und Qual und Vergeltung. Ich spürte den Zorn, den er zügelte, spürte, wie ich heftig erbebte in seinem Griff. Aber ich konnte nicht wegsehen … wollte nicht wegsehen.
Dann plötzlich verblasste die Wut in seinen Augen. »Ich verstehe«, murmelte er so leise, dass ich ihn überhaupt nicht gehört hätte, wenn er nicht so unglaublich dicht vor mir gestanden hätte.
Ich rang nach Atem, während mein Herz derart laut hämmerte, dass er es hören musste. »Lass mich los … bitte.«
Er schwieg noch einige weitere Herzschläge lang und fixierte meinen Blick. Dann lächelte er – ein umwerfender Anblick – und lachte leise. »Aber … du willst doch gar nicht, dass ich dich loslasse.« Er beugte sich vor und strich mit seinen Lippen leicht über meine.
In einer Mischung aus völliger Verwirrung und tiefstem Schock machte mein Herz einen Satz. Was zum Teufel soll das? Bestimmt spielte er mit mir. Er würde mich sowieso vernichten, aber zuerst wollte er mich erniedrigen …
»Nein. Tu das nicht«, flüsterte ich. »Töte mich einfach schnell. Bring es hinter dich.«
Immer noch hielt er mein Gesicht in den Händen, dann fuhr er mit den Fingern einer Hand leicht über meinen Hals nach unten, bevor er sich von mir löste. Ohne mich aus den Augen zu lassen, legte er den Kopf etwas schräg.
»Bist du so begierig zu sterben?«, murmelte er und lachte dann wieder tief aus der Kehle, während er den Kopf schüttelte. Er wirkte nicht länger wütend. Er sah eher amüsiert aus und … erfreut ? Ich blinzelte, und mein Entsetzen wich purer Verblüffung.
Er hob eine Hand, und ich zuckte zusammen, da ich fürchtete, er würde mir Schmerz zufügen. Aber stattdessen strich er mir übers Haar und glitt mit seiner Hand in meinen Nacken. Meine Verwirrung steigerte sich ins Unermessliche. War dies nur der Auftakt zu irgendeiner Art komplizierter Folter?
»Sieh mal«, sagte ich und kämpfte hart, dass meine Stimme nicht zitterte. »Es tut mir leid, dass ich dich beschworen habe. Ich wollte es nicht. Es war ein Fehler. Bitte lass mich gehen, dann entlasse ich dich und schicke dich zurück.«
Er ließ nicht erkennen, ob er mich überhaupt gehört hatte, während er auch seine andere Hand über meine Wange und dann meinen Hals entlanggleiten ließ. Er strich über die Knöpfe meines Shirts und über meine Brust, bis seine Hand auf meiner Hüfte ruhte. Ich erstarrte und sog die Luft zwischen meinen Zähnen hindurch in die Lungen, während böse Erinnerungen wie dunkle Wolken am Horizont aufzogen. Schon einmal hatte man mich gegen eine Wand gedrückt und meinem Körper unerwünschte Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen …
Er suchte meinen Blick, und plötzlich überlief ein Zittern meinen Körper. Ich spürte die sanfte und langsame Bewegung seiner Hand auf meiner Hüfte und an der Seite meines Körpers. Gar nicht so unangenehm. Warum sollte ich das nicht wollen, nicht genießen?
Ich blinzelte. Er tat das aus einem ganz bestimmten Grund, oder nicht?
Er lächelte auf mich hinab, während seine Hand mich immer noch langsam streichelte. Ein warmes Prickeln breitete sich in meinem Körper aus. Es war schon eine ganze Weile her, seit mich jemand so berührt hatte. Eine sehr lange Weile. Und mir war bis zu diesem Moment gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich es vermisst hatte.
Mit der Hand in meinem Nacken zog er mich näher, dann beugte er sich weiter hinunter und küsste mich – ganz leicht zuerst, dann allmählich immer intensiver.
Oh. Wow! So war ich noch nie geküsst worden. Seine Lippen glitten sinnlich über meine, während ich mich kurz dagegen wehrte, den Kuss zu erwidern. Aber ich wehrte mich nicht lange. Meine Lippen öffneten sich, und ich seufzte leise, als seine Zunge mit meiner zu flüstern begann. Verdammt, er war gut. Mit den Händen umfasste er instinktiv meinen Hals, und ich riss sie schnell herunter. Aber seine Haut war warm und glatt, und zu spüren, wie er sich gegen mich presste, machte es schwer, an Gegenwehr zu denken. Aber er ist kein Mensch , ermahnte ich mich und kämpfte darum, bei klarem Verstand zu bleiben. Er war ein verdammt guter Küsser, aber davon abgesehen, wusste ich absolut nichts über ihn. Ich wusste nicht einmal, was er war, außer der Tatsache,
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