Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
paar kleinen Veränderungen, weil ich einen Dämon von einer anderen Ebene rief. Ein Diagramm für die zwölfte Ebene war sehr groß und kompliziert, und ich brauchte normalerweise gut drei Stunden, um es zu zeichnen. Die Veränderungen, die nötig waren, um den Luhrek Rysehl zu beschwören, hatte ich in nur zwanzig Minuten fertiggestellt.
Mit dem Rücken zum Feuer trat ich an den Rand des Diagramms und achtete darauf, es weder mit den Füßen noch mit meiner Kleidung zu berühren.
Ich holte tief Luft und genoss für einen Moment die große Zufriedenheit, die ich jedes Mal empfand, wenn ich einen Dämon beschwor. Während eines solchen Rituals hatte ich alle Macht in meinen Händen. Wenn etwas schiefging, gab es niemanden außer mir selbst, dem ich die Schuld dafür geben konnte. Die Folgen waren mir bewusst, und obwohl sie fatal und äußerst extrem sein konnten – besonders wenn die Ehre eines Dämons verletzt wurde –, war es das Risiko und den gelegentlichen Schmerz absolut wert, am Ende einen Dämon als Diener zu haben. Die Rituale durchzuführen und mit den Dämonen umzugehen, war berauschender als jede Droge – was ich leider aus eigener Erfahrung nur zu gut wusste.
Aber die Beschwörung an diesem Abend war sehr einfach. Nicht einmal zu einem Zehntel so schwierig wie die der letzten Nacht. Trotzdem würde ich bestimmt nicht übermütig werden – ich trug noch ein paar Narben von Beschwörungen, die nicht besonders gut geklappt hatten –, aber Rysehl war mir ziemlich vertraut, und ich wusste, was ich von ihm zu erwarten hatte.
Noch einmal holte ich tief Luft, hob meine Arme und fing an. Meine Worte wurden von den holzverkleideten Wänden zurückgeworfen. Sorgfältig begann ich damit, um den Raum selbst einen Schutzwall zu errichten und dann das Diagramm einzubinden.
Ohne meine Arme zu senken, ging ich zu den Bannsprüchen über und bereitete sie sorgfältig vor, damit ich die Schilde mit einem bloßen Gedanken auslösen konnte. Sie würden nicht versagen. Auf diese Weise waren die Dämonen gefangen, bis man eine Einigung mit ihnen erzielt hatte – ein Opfer, eine Gabe im Austausch gegen die Dienste des Dämons. Sobald über die Bedingungen Einigkeit herrschte, erlaubte es die Ehre eines Dämons nicht mehr, diese Vereinbarung zu brechen, aber bis eine Übereinkunft getroffen war, schützte mich der Bann vor Klauen und Zähnen und anderen arkanischen Gefahren. Dies war besonders wichtig, wenn man die Dämonen der höheren Ebenen beschwor – die Reyza und Syraza und Churn –, bei denen man absolut sicher sein musste, dass die Bedingungen klar waren, bevor man den Bann aufhob. Die höheren Dämonen mochten es überhaupt nicht, beschworen zu werden. Einige verachteten es regelrecht und unterwarfen sich erst nach langem und intensivem Kampf gegen den Bann, den der Beschwörer errichtet hatte.
Schließlich senkte ich meine Arme und betrachtete, was ich bisher erschaffen hatte. Die erste Phase – die Errichtung der Schutzschilde – war beendet. Mit meiner Andersicht konnte ich erkennen, wie sie im Raum schwebten.
Dies war der leichte Teil gewesen.
Als Nächstes war die Beschwörung des Dämons an der Reihe. Ich holte tief Luft und begann mit den Beschwörungsformeln. Nun gab es kein Zurück mehr.
Aus dem Nichts erhob sich Wind und fegte um meine Beine, fuhr mir ins Haar. Das Feuer loderte auf, aber ich sprach ruhig weiter, ohne mich in meiner Konzentration stören zu lassen. Das Diagramm begann heller zu glühen, bis das Licht mit der Feuerstelle um die Wette loderte.
Der Wind wurde kalt und pfiff wütend durch den Raum, riss mir die Worte von den Lippen und schleuderte sie in das Portal, das sich vor mir zu formen begann. Die Kreidestriche des Bannkreises glühten teuflisch und blendeten mich fast, so hell waren sie inzwischen. Der Wind heulte, als ich meine Stimme erhob und die Worte fast hinausschrie, ohne innezuhalten. Denn falls ich das tat, würde mich das Portal verschlingen und in eine Welt hineinreißen, die weder Leben noch Tod war. Das Jaulen des Windes erreichte seinen Höhepunkt.
Und dann sprach ich den Namen des Dämons aus.
»Rysehl!«
In dem Moment, als der Name über meine Lippen kam, verstummte der Wind, und das Leuchten erlosch, als habe es beides nie gegeben. Der Name des Dämons hallte in der plötzlichen Stille wider, während meine Augen von dem eben noch gleißenden Diagramm geblendet waren. Das Feuer im Kamin beleuchtete immer noch die Szene, doch nach dem grellen Licht
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