Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
kurzen Moment die Augen.
Schließlich beendete er das Gespräch. „Sie können den Krankenwagen nicht erreichen.“
Sie sind tot. Das pure schlechte Gewissen schlug mir auf den Magen. Ich hatte mich viel zu sehr auf Harris konzentriert und alles übersehen, was mich früher auf Rachels Spur gebracht hätte.
„Es ist nicht deine Schuld“, unterbrach Ryan meine Gedanken.
„Das würde ich nicht sagen“, entgegnete ich und nagte an meiner Unterlippe. Ein paar Blocks vor uns sah ich das Krankenhaus. „Warte! Halt an!“ Ich deutete auf einen Parkplatz gegenüber, wo ein Krankenwagen quer stand. Ryan riss den Wagen herum, und glücklicherweise kollidierten wir nicht mit dem Wagen hinter uns. Er holperte über den Bürgerstein und hielt mit quietschenden Bremsen neben dem Krankenwagen.
„Du siehst hinten nach!“, befahl ich. Ich sprang aus dem Wagen und lief zur Fahrerkabine des Krankenwagens. Mir wurde übel, als ich sah, wie die Fahrerin zusammengesunken in ihrem Sicherheitsgurt hing. „Scheiße“, murmelte ich und starrte voller Entsetzen die dunkelhaarige junge Frau an, die mit offenen, gebrochenen Augen ins Leere blickte. Nach einem Puls brauchte ich nicht mehr zu suchen. Ich konnte fühlen, was geschehen war.
Ich trat einen Schritt zurück, während Ryan die hintere Tür des Krankenwagens schloss, seine Miene war grimmig. Es ist viel zu leicht für sie gewesen. Einer war zusammen mit ihr hinten, und als sie mit dem fertig war, hat sie einfach nach vorn durchgegriffen und sich die Frau geschnappt. Am Rande bekam ich mit, dass Ryan schon wieder telefonierte und der Zentrale meldete, was geschehen war. Aber meine Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf etwas ganz anderes gelenkt, als ich begriff, wo wir waren.
Wir standen direkt vor dem Pflegeheim.
32
Ich ging auf die Tür zu, aber Ryan packte meinen Arm, um mich zurückzuhalten.
„Warte“, sagte er. Die Härte seines Griffs überraschte mich, und ich sah ihn an. Er tat mir nicht weh, aber es war unmissverständlich, dass er mich nicht gehen lassen würde, ohne mir vorher etwas Wichtiges zu sagen.
„Bitte lass mich das nicht noch einmal durchmachen, dass ich glauben muss, du wärst tot“, sagte er mit leiser Stimme, aber genauso entschieden wie der Griff an meinem Arm.
Beinah hätte ich irgendetwas Flapsiges erwidert, um die Stimmung zu entspannen, aber sein Blick ließ mich verstummen. Ich kapierte plötzlich, wie fürchterlich die Nachwirkungen meines Todes für ihn gewesen sein mussten. Er hatte gesehen, wie ich ausgeweidet worden war, meine Brust und mein Bauch aufgeschlitzt von den Klauen eines Dämons. Er hatte gesehen, wie ich auf den weißen Fliesen verblutet war, und es hatte wirklich keinen Grund für ihn gegeben, daran zu glauben, mich je wieder lebend zu Gesicht zu bekommen. Und fast zwei Wochen hatte er in der Überzeugung verbracht, dass ich tot war.
Ich sah den puren Schmerz in seinem Gesicht. In diesem Moment ließ er seine Maske fallen und mich erkennen, dass er es einfach nicht ertragen konnte, mich noch einmal zu verlieren, dass er es ein zweites Mal nicht überleben würde.
Aber in dem Sinne, wie man einen Freund verlor? Oder war da mehr? Ich wünschte mir so sehr, es zu wissen.
„Das werde ich nicht“, erwiderte ich leise. „Ich verspreche es.“
Die Anspannung in seinen Augen ließ etwas nach, obwohl wir beide wussten, dass es keine Garantie gab, dass ich ein solches Versprechen auch halten konnte. Aber ich wusste, dass es mehr war als das. Er wollte mein Versprechen, dass ich mich nicht wieder selbst opfern würde, wozu ich vorher bereit gewesen war.
Ich legte meine Hand auf seine und drückte sie kurz. „Diese Hexe wird nicht davonkommen. Das kann ich versprechen.“
Er lächelte, aber ich sah die Unsicherheit in seinem Blick. Er wusste, ich hatte ihm nicht das Versprechen gegeben, das er sich gewünscht hatte, aber gleichzeitig wusste er auch, dass ich es nicht geben konnte. Rachel war nicht so gefährlich wie ein Dämonenfürst in der Hand des Symbolmörders, aber ich musste sie trotzdem aufhalten.
Er sagte nichts, er ließ einfach nur meinen Arm los. Für einen Moment hatte ich das verrückte Bedürfnis, ihn zu packen und festzuhalten und ihm zu sagen, was er gern hören wollte, aber dafür war jetzt keine Zeit. Außerdem hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie ich es hätte ausdrücken sollen.
Zusammen liefen wir zur Eingangstür. Ich zog meine Marke und hielt sie der überraschten Rezeptionistin im
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