Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
du gefragt hast“, erwiderte ich. „Ich habe mir ein paar Anträge unterschreiben lassen und verlasse gerade wieder das Gericht.“
„Hast du Hunger?“ Sein Ton war immer noch knapp und irgendwie steif.
Hungrig war ich, aber hatte ich auch Lust, mir noch mehr von seinen blöden Vorurteilen anzuhören? Ich verzog das Gesicht. „Ja, sicher. Warum?“ Ich war so eine optimistische Idiotin.
„Okay, treffen wir uns in fünfzehn Minuten im Ice House .“ Dann legte er auf. Ich starrte das Telefon an und rang mit mir, ob ich ihn zurückrufen und ihm sagen sollte, dass er sich verpissen könne. Aber vielleicht gehört er einfach zu den Typen, die sich schlecht entschuldigen können. Ich seufzte und befestigte das Handy wieder an meinem Gürtel. Ja, ich war ganz sicher eine optimistische Idiotin. Aber die Alternative bestand darin, ihn vollkommen abzuschreiben, und dazu konnte ich mich einfach nicht durchringen.
Ich ging zurück zum Revier, stieg in meinen Wagen, und sobald ich ihn angelassen hatte, drehte ich die Klimaanlage voll auf. Das Ice House war nur ein paar Kilometer vom Revier entfernt und lag an der Straße, die parallel zu den Eisenbahnschienen verlief, aber ich erinnerte mich daran, dass es ein eher ruhiges Restaurant mit gemütlichen Sitzecken war. Vor ein paar Jahrzehnten hatte sich in dem Gebäude tatsächlich eine Eisfabrik befunden, und ein paar Jahre nachdem die Firma geschlossen hatte, war es zu einem Diner umgebaut worden. Man hatte die Kühlbottiche zu großen, runden Sitzecken umgebaut und all die Rohre an ihrem Platz belassen. Es war ein nettes Ambiente, aber das Essen erfüllte nicht den gleichen Standard. Deswegen hatte das Ice House Restaurant ein paar Jahre später wieder geschlossen. Seitdem war es mal ein chinesisches Restaurant, mal ein Fischrestaurant, dann ein weiteres Diner, ein Barbecue House und wieder ein Diner gewesen, und alle Betreiber hatten an der Inneneinrichtung nicht viel verändert. Es hatte zwar schon viele Namen gehabt, aber jeder nannte es nach wie vor das Ice House .
Ryan wartete gleich hinter der Tür auf mich. Er wirkte ein wenig angeschlagen, aber er warf mir ein Lächeln zu, als ich hereinkam. Dann ließen wir uns zu einer der Sitzecken im hinteren Teil führen. Ich rutschte auf die Bank und nahm von der Kellnerin die Speisekarte entgegen, während Ryan sich ebenfalls setzte.
Über den Tisch hinweg sah ich ihn an und war unendlich erleichtert, dass er mich angerufen hatte. Zwar war ich immer noch wütend und verletzt, aber seine Freundschaft war mir einfach wichtig. Zu wichtig? , fragte eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, und ich verdrängte sie, so gut ich konnte.
„Ich bin ein Idiot gewesen“, erklärte Ryan, ohne mich anzusehen, als die Kellnerin wieder gegangen war. „Tut mir leid.“
„Schon okay. Geht es dir besser?“
„Ja, sehr. Ich habe zehn Stunden geschlafen, und als ich aufgewacht bin, hab ich mich wieder wie ein Mensch gefühlt.“ Er sah mir kurz in die Augen, dann senkte er seinen Blick wieder auf die Speisekarte. „Kannst du was empfehlen?“
Ich hob eine Augenbraue. „Du hast den Laden doch ausgesucht. Ich dachte, du wärst schon mal hier gewesen.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hab nur gehört, dass es cool sein soll.“
Ich warf ihm einen scharfen Blick zu, aber er widmete seine volle Aufmerksamkeit der Speisekarte, deswegen entschied ich, dass er das kleine Wortspiel nicht beabsichtigt hatte.
„Ich gehe nicht oft in Restaurants“, gab ich zu. „Ich stehe mehr auf Mikrowelle.“
„Okay, aber du musst unbedingt mehr essen“, bemerkte er mit leicht gerunzelter Stirn, während er mich wieder ansah.
„Gut. Wenn du bezahlst.“
„Einverstanden“, meinte er, und seine Augen strahlten.
Ich lachte. „Hey, das war ja einfach.“ Die Anspannung in meinen Schultern begann sich langsam zu lösen. Entschuldigung angenommen. Die Kellnerin kam zurück, um unsere Getränkewünsche aufzunehmen, und da die Speisekarte nicht besonders umfangreich war – und auch nicht sehr interessant –, bestellten wir einfach Burger. Nachdem die Bedienung gegangen war, wandte ich mich wieder Ryan zu. „Also ist das jetzt ein Entschuldigung-Ding, ein Kara-muss-mehr-essen-Ding oder ein Wir-müssen-reden-Ding?“
Er hob die Schultern. „Wahrscheinlich von allem ein bisschen, aber mach es doch nicht so kompliziert. Ich hab mich wie ein Idiot benommen, du musst unbedingt etwas essen, und wir müssen reden. Aber es ist kein
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