Vom Daemon verweht
die Stirn. »Schlaf weiter, Schatz«, flüsterte ich. »Du hast noch zwölf Minuten, ehe der Wecker klingelt.«
Als ich mich geduscht und angezogen hatte und in die Küche herunterkam, saß Allie schon am Tisch. Timmys Pausenbrot war gepackt, und der Junge aß fröhlich trockene Cornflakes und trank Milch aus seiner Schnabeltasse. »Können wir bald fahren?«
Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen. »Zuerst einmal brauche ich mindestens eine Tasse Kaffee – und zwar am besten intravenös. Dann sehen wir weiter.«
»Ma-ami.«
»Timmys Kindertagesstätte macht erst in einer Viertelstunde auf. Für eine Tasse werden wir doch Zeit haben.«
»Einverstanden. Aber ich fülle sie dir lieber in Stuarts Thermobecher. Wenn du nicht in fünf Minuten fertig getrunken hast, können wir ihn mitnehmen.«
Genau fünf Minuten später saßen wir im Minivan, den Becher auf der Konsole neben mir. Wir trafen bei KidSpace drei Minuten zu früh ein und warteten auf dem Parkplatz auf Nadine, bis diese mit dem Schlüssel kam.
»Warum kannst du an normalen Schultagen eigentlich nicht auch so super pünktlich sein?«, fragte ich, sobald wir uns auf dem Weg nach Los Angeles befanden. »Hast du eine Ahnung, wie anstrengend es sein kann, dich morgens aus dem Bett zu bekommen?«
Allie rollte nur mit den Augen und stellte die Füße auf das Armaturenbrett. »Können wir irgendwo vorbeifahren und uns etwas zum Frühstück holen?«
»Wie sieht es eigentlich mit deiner fettarmen, rundum gesunden und makellos vorbildhaften Ernährung aus?«
»Wir machen eine Reise, Mami. Für eine Reise kann ich doch mal die Regeln brechen.«
»Ach, so. Natürlich.« Und da ich auch etwas Festes im Magen haben wollte, fuhr ich zum ersten McDonald’s, an dem wir vorbeikamen. Warum auch nicht? Seit wieder Dämonen in San Diablo aktiv waren, verbrannte ich sowieso eine verrückte Anzahl von Kalorien. Außerdem hatten wir eine lange Fahrt vor uns. Mehr als eine Stunde, wenn alles glattging. Da im morgendlichen Verkehr in Los Angeles bis zu vier Stunden Staugefahr besteht, nahm ich allerdings an, dass wir wie die Schnecken vorankommen würden, sobald wir in Stadtnähe kamen.
Da ich nicht den ganzen Tag im Auto verbringen wollte, vermieden wir den Coast Highway und wählten den wesentlich weniger pittoresken Freeway 101. Allie döste natürlich schon zehn Minuten, nachdem sie ihr Frühstück intus hatte, vor sich hin, so dass mir genügend Zeit blieb, meinen üblichen Gedankengängen nachzuhängen. Ich grübelte darüber nach, was die Dämonen vorhatten, welcher Dämon ihr Meister war und welche Geheimnisse mir Father Oliver enthüllen konnte. Die größte Frage, die sich mir jedoch stellte, war diese: Warum hatte mich Eric nie in sein Geheimnis eingeweiht?
Bei all diesen Überlegungen kam ich wie immer auf keinen grünen Zweig. Schließlich hing mir das Ganze so sehr zum Hals heraus, dass ich die Stereoanlage einschaltete. Eine CD war eingelegt, und das Erste, was ich hörte, war »Hot Potato«. Ich hörte mir das ganze Lied und auch noch den Anfang von »Shaky Shaky« an, ehe mir bewusst wurde, dass ich Timmys Wiggles- CD gar nicht ertragen musste, wenn er nicht mitfuhr. Also schaltete ich auf Radioempfang um und wählte den Oldies-Kanal. Schon bald erfüllte Wham’s »Wake Me Up Before You Go-Go« den Wagen.
Der Song schaffte, was mir zuvor nicht gelungen war. Allie wachte auf und griff als Erstes nach ihrer Cola Light. Sie trank etwa die Hälfte davon, ehe sie den Mund aufmachte. »Die Musik ist echt Mist«, erklärte sie lässig. Dann klappte sie die Sonnenblende herunter, betrachtete sich im Spiegel und frischte ihren Lipgloss auf.
»Du bist sehr hübsch«, sagte ich, ohne auf ihre Kritik an meinem Musikgeschmack einzugehen.
»Ich wäre noch hübscher mit Lidschatten«, entgegnete sie hoffnungsvoll.
»Das glaubst aber auch nur du«, meinte ich. »In die Schule wirst du mir außerdem keinen Lidschatten tragen. Der Unterricht ist schließlich keine Modenschau.«
»Jetzt bin ich aber nicht in der Schule«, hielt sie mir entgegen, was natürlich nicht ganz falsch war. Das Mädchen würde sich bestimmt ausgesprochen gut im Debattierclub machen.
»Da solltest du aber eigentlich sein«, sagte ich. »Also: kein Lidschatten während der Schulstunden.«
»Und wie sieht es bei Dates aus?«
»Kein Problem«, sagte ich. »Sobald Stuart und ich dir erlauben, zu einem Date zu gehen, darfst du auch Lidschatten tragen.«
»Also mit sechzehn – oder?«
Ich
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