Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
gefunden?«
    Allie schüttelte den Kopf. »Oh, nein. So nicht. Zuerst erzählst du mir, was hier vor sich geht.«
    »Allison Elizabeth Crowe, wage es ja nicht, mir zu widersprechen. Ich bin nicht in der Laune dafür.«
    »Wirklich nicht? Weißt du was? Ich bin auch nicht in der Laune!«, schrie sie. Sie sprang auf, riss den Brief an sich und wedelte damit vor meinem Gesicht hin und her. »Der stammt von meinem Vater! Ich habe ein Recht, zu erfahren, was dahintersteckt!«
    Eigentlich hätte ich nun ebenfalls aufstehen und ihr Einhalt gebieten müssen. Ich hätte sie daran erinnern sollen, dass ich ihre Mutter war und sie kein Recht hatte, so mit mir zu sprechen. Aber insgeheim wusste ich, dass ihre Wut berechtigt war. Es ging schließlich um ihren Vater, um Eric. Und sie hatte das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Wenn schon nicht die ganze Wahrheit, dann zumindest einen Teil davon.
    Timmy begann auf einmal im Wohnzimmer zu heulen.
    »Ich komme!« Allie schleuderte mir den Brief entgegen und stürmte aus dem Zimmer. Ich saß einfach nur da. Benommen holte ich mehrmals tief Luft und versuchte mich wieder etwas zu beruhigen.
    Nach einer Weile stand ich auf und ging ins Wohnzimmer hinüber, wo Allie ihren Bruder auf den Schoß genommen hatte und ihn sanft hin und her schaukelte. Für einen Moment blickte sie auf, richtete ihre Augen dann aber sofort wieder auf den Boden. »Ich habe ihn erschreckt. Ich hätte nicht schreien sollen.«
    »Er wird sich bestimmt gleich wieder beruhigen.« Ich setzte mich auf die Couch und legte den Arm um meine beiden Kinder. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, doch als ich den Mund öffnete, schien auf einmal alles sehr einfach zu sein. »Noch weiß ich nicht, warum«, sagte ich. »Aber ich glaube, dass dein Vater ermordet worden ist.«
    Sie erstarrte in meinem Arm, erwiderte aber nichts.
    »Ich habe vor einigen Tagen einen Brief gefunden. Du weißt doch noch – der Schlüssel? Er war für ein Schließfach. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Eric und ich es gemietet haben, aber das muss wohl so gewesen sein. Mein Name stand nämlich auch im Vertrag mit der Bank. Im Schließfach befand sich nur ein Brief an mich.«
    »Warum hast du nicht die Polizei verständigt?«
    »Was hätte ich denn sagen sollen? Der Brief ist recht verschlüsselt. Er ergibt eigentlich keinen Sinn.« Ich wollte ihr nicht sagen, dass die Polizei in diesem Fall wahrscheinlich gar nicht helfen konnte. Eric war Dämonenjäger gewesen. Früher hatte ich angenommen, dass sein Tod nichts mit seinem Beruf zu tun gehabt hatte. Inzwischen wusste ich, dass das nicht stimmte.
    »In dem Brief stand nicht viel«, fügte ich hinzu. »Und ich hatte überhaupt keine Ahnung, was ich als Nächstes tun sollte.«
    »Ja«, murmelte sie. »Das kann ich verstehen.«
    Ich sah sie an. Auf einmal begriff ich. »Du hast den ersten Brief auch gelesen.« Es war keine Frage. Ich war mir absolut sicher, dass meine Vermutung stimmte.
    Allie nickte schuldbewusst, und Timmy nutzte die Gelegenheit, um sich aus unserer Umarmung zu befreien. Allie fasste nach einem Sofakissen, das sie nun mit ihren Armen umschlang. Sie blickte mich an. »Du weißt doch, als du mir deine Geldbörse gegeben hast, damit ich uns etwas zu essen hole«, sagte sie. »Ich wollte nicht schnüffeln. Ehrlich. Aber ich konnte ein Stück Papier sehen, und als ich Daddys Schrift erkannte, da habe ich… da konnte ich nicht anders…«
    Sie presste die Lippen aufeinander.
    »Es ist schon in Ordnung, Süße. Ich verstehe dich doch.« Ich glaube zwar nicht an dieses ganze Gerede über das Unterbewusstsein, das einen Dinge tun lässt, die man eigentlich tun will, sich aber nicht zu tun traut und so, aber ich hatte den Brief tatsächlich in meiner Geldbörse mit mir herumgetragen. Und diese Geldbörse hatte ich meiner Tochter in die Hand gedrückt. Wenn man also jemandem einen Vorwurf machen wollte, dann mir. Nicht Allie.
    »Aber wie bist du darauf gestoßen?«, fragte ich und zeigte in die Küche, wo der andere Brief noch immer auf dem Tisch lag.
    »Daddy hat dir doch einen deutlichen Hinweis gegeben, wo er ist«, erklärte sie in einem Tonfall, als würde sie mit einem geistig Minderbemittelten reden.
    »Offensichtlich hat Daddy dir einen Hinweis gegeben, wo er ist. Ich hatte nämlich keine Ahnung.«
    ›»Das Beste von uns‹«, sagte sie. »So hat Daddy mich doch immer genannt. Weißt du nicht mehr?«
    Natürlich wusste ich das noch, und als sie mich nun daran erinnerte, lag die

Weitere Kostenlose Bücher