Vom Daemon verweht
eine Ohrfeige verpasst hätte. Von einer Sekunde auf die andere war ich auf hundert. »Wovon zum Teufel sprichst du? Wir reden hier von Eric! Von Eric! Du hast ihn doch gar nicht gekannt! Von mir aus kannst du ruhig so tun, als ob du zu dieser Familie gehören würdest, aber wir beide wissen ganz genau, dass das nicht stimmt. Du kennst uns überhaupt nicht, und Eric kennst du erst recht nicht.«
Ich begann in der Küche auf und ab zu rennen, während die Wut in mir brodelte. Gleichzeitig schämte ich mich für das, was ich gerade gesagt hatte. Deshalb rannte ich die Treppe hinauf, stürzte ins Schlafzimmer und warf mich dort auf das Bett. Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in den Kissen.
Ich wusste, dass ich zu heftig reagiert hatte. Ich wusste es. Aber in letzter Zeit war so viel geschehen, dass ich mich oft nicht mehr in der Lage sah, nicht den Kopf zu verlieren. Dieser verdammte Eddie! Was fiel ihm ein, einfach Erics guten Namen in den Schmutz zu ziehen? Mein Mann hatte keinen Dreck am Stecken. Allein die Vorstellung war absurd!
Ich schloss die Augen und vergrub mein Gesicht noch tiefer in den Kissen. So wütend ich auch war, so sehr bereute ich es doch auch, derart die Nerven verloren zu haben. Ich mochte Eddie vielleicht erst seit einigen Monaten kennen, aber er war mir ans Herz gewachsen, und ich wusste, dass auch er mich mochte. Er war zwar oft grob, unausstehlich und gedankenlos, aber er würde mich bestimmt niemals absichtlich verletzen.
Unabsichtlich allerdings schon. Das hatte er diesmal geschafft.
Ich hörte, wie leise an die Tür geklopft wurde. Kurz darauf setzte sich jemand neben mir auf das Bett. Als ich die Augen öffnete, sah ich, wie Eddie mich anblickte. »Willst du mir einen Kinnhaken verpassen? Vielleicht wäre ein Magenschwinger allerdings noch besser. Ich möchte nicht mein gutes Aussehen ruinieren.«
Ich musste trotz allem lächeln. »Weder Kinnhaken noch Magenschwinger. Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.«
Er streichelte mir über das Haar. »Das muss es nicht. Du hattest recht, Mädchen. Ich habe Father Donnelly noch nie gemocht und deshalb einfach dumm dahergeredet, ohne nachzudenken. Vielleicht ist er in Wahrheit ja gar nicht korrupt. Padre Corletti mag diesen Idioten jedenfalls, und das heißt doch schon etwas.«
Ich setzte mich auf und wartete, was noch kommen würde.
»Und selbst wenn dieser Kotzbrocken so viel Dreck am Stecken hat, wie ich mir das vorstelle, dann ist das noch lange kein Grund für mich, Eric zu bezichtigen. Vielleicht wusste Eric ja gar nichts davon. Oder vielleicht hat er sogar versucht, Donnelly eine Falle zu stellen.«
Laura kam nun auch ins Zimmer und ließ sich auf der anderen Seite des Bettes nieder. »So wie ein Sheriff, der in einer gesetzlosen Stadt mal so richtig aufräumt, meinst du?«
»Genau das meine ich, meine Liebe.«
Ich schaffte es fast zu grinsen, als ich mir Eric vorstellte, wie er aufrecht gegen die Korruption kämpfte. Es gefiel mir zwar immer noch nicht, dass er die ganze Sache vor mir geheim gehalten hatte, aber wenn er schon ein Geheimnis gehabt hatte, dann sollte es wenigstens eines aus edlen Motiven sein.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto plausibler klang Eddies neue Theorie in meinen Ohren. Schließlich kann der Kampf gegen Korruption leicht ein Menschenleben fordern.
»Kate?« Laura legte eine Hand auf meine Schulter. »Alles in Ordnung?«
Ich sah sie an und nickte. Mein Verhalten war mir inzwischen wirklich peinlich. »Ja, geht schon wieder. Es tut mir leid«, sagte ich an Eddie gewandt.
»Das muss es nicht«, entgegnete er. »Und du kannst mir jederzeit einen Magenschwinger versetzen.«
Ich warf ihm einen freundlich spöttischen Blick zu. »Das spare ich mir für den Zeitpunkt auf, wenn mir wirklich danach ist.«
Ich wusch mir im Badezimmer kurz das Gesicht, und dann marschierten wir alle wieder nach unten. Gerade hatte ich mir eine Tasse Kaffee eingegossen, als das Telefon klingelte. Ich hob ab, und zu meiner Überraschung meldete sich David Long am anderen Ende der Leitung.
»Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte er. »Können wir uns treffen?«
»Wie? Sofort?«
»Ja, sofort.«
»Ich…« Ich gab Laura und Eddie zu verstehen, leise zu sein.
Sie hatten mich laut flüsternd gefragt, wer denn am Apparat sei. »Worum geht es?«
»Haben Sie heute Morgen die Zeitung gelesen?«
Mir verkrampfte sich der Magen. Jetzt wusste ich, was er wollte. »Ja.«
»Dann haben Sie bestimmt auch den Artikel über
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