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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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in ein Gesicht. Ich schrie.
    Doch kaum hatte der Schrei meinen Mund verlassen, als mein Gehirn wieder funktionierte. Es war Laura. Ihre Haut schien rot und fleckig, und Tränen hatten eine deutliche Spur in ihrem Make-up hinterlassen. Ihre Augen waren von verschmierter Wimperntusche schwarz umrandet.
    Ich riss die Tür auf. »Laura! Um Himmels willen – was ist passiert?«
    »Paul«, schluchzte sie. »Der Mistkerl hat die Scheidung eingereicht.«
    Sie fiel mir in die Arme, und ich hielt sie fest. Auch mir liefen die Tränen hinunter. Gleichzeitig musste ich an Creasley denken, den Dämon, der für heute auf meinem Terminkalender stand. Es lag in meiner Verantwortung, ihn zu beseitigen. Schließlich war ich in dieser Gegend der einzige Dämonenjäger der Forza.
    Aber das war mir in diesem Moment egal. So wie ich das sah, war mein Termin mit Creasley geplatzt. Er musste einem menschlichen Dämon Platz machen – einem lügenden, betrügenden Mistkerl von Ehemann.
    Für den Moment wollte ich Creasley also verschonen. Ich hatte schließlich auch noch andere Verpflichtungen in San Diablo. Und dazu gehörte sicher an vorderster Stelle das Wohl meiner besten Freundin.
    Um zehn vor fünf riss ich die Glastür zu Cutters Studio auf. Ich entdeckte zu meiner Verblüffung meine Tochter, die gerade ein Bein in der Luft hatte. Vor ihr lag David Long flach auf dem Boden.
    Als sie die Klingel über der Tür vernahm, blickte sie auf. Ein zufriedenes Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht. Von einem Moment zum anderen verwandelte sie sich von der Königin der Selbstverteidigung in meine Tochter. Sie sprang wie ein Kind auf mich zu und kreischte begeistert.
    »Hast du das gesehen? Ist das nicht total voll cool? Ich trainiere ja schon seit vielen Wochen mit Cutter, aber ich hätte nie geglaubt, dass mir das gelingen würde. Doch es hat geklappt. Ich habe ihn zur Schnecke gemacht!«
    Ich warf einen Blick auf den Mann, den sie zur Schnecke gemacht hatte. Er rollte sich gerade zur Seite und setzte sich auf, während er meine Tochter belustigt und voll Zuneigung betrachtete.
    Mein Magen verkrampfte sich ein wenig, und ich fragte mich, ob er wohl gerade auch seine Tochter ansah.
    Allie nahm mich an den Händen und begann mit mir im Kreis zu hüpfen. »Sagen Sie es ihr! Sagen Sie ihr, wie voll super ich war«, rief sie Cutter zu.
    »Das stimmt«, meinte dieser. Er stand hinter der Theke. »Sie hat sich wirklich gut geschlagen. David wusste gar nicht mehr, wie ihm geschah.«
    »Herzlichen Dank«, meinte David und warf Cutter einen gespielt finsteren Blick zu.
    Ich bemerkte, dass sein Stock einige Meter von ihm entfernt stand, und ich fragte mich, ob er wohl damit gekämpft hatte.
    Er nahm den Stock und sah mich fragend an. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, mir geht es gut«, meinte ich. »Ich bin sehr stolz auf dich.« Ich zog Allie in meine Arme. »Das hast du toll gemacht.«
    »Ich weiß«, sagte sie, löste sich aus meiner Umarmung und sprang dann zufrieden durch das Studio, bis sie zu Cutter kam. Er hielt sie fest und setzte sich mit ihr auf eine Bank. Eine Zeit lang sah ich zu, wie er mit ihr jede ihrer Bewegungen durchging.
    Eigentlich hatte Allie heute gar kein Training. Sie musste Cutter angerufen und diesen Termin mit ihm vereinbart haben. Ich fragte mich, wie oft sie das schon gemacht hatte, und nahm mir vor, Cutter später danach zu fragen. Wenn das wenige, was ich gesehen hatte, ein Anzeichen ihres Könnens darstellte, dann musste das bedeuten, dass sie öfter, als mir bewusst war, trainierte und wirkliches Talent besaß. Mein kleines Mädchen hatte offenbar gelernt, wie man sich verteidigte.
    »Mir war nicht klar, dass sie hier sein würde«, sagte David. Ich stand neben ihm. Offensichtlich wollte er nicht, dass die anderen ihn hörten, denn er redete ziemlich leise. »Mir war nicht einmal klar, dass Cutter hier sein würde.«
    »Und wie wollten Sie dann ins Studio gelangen?«, fragte ich.
    »Mit einem Schlüssel«, sagte er. »Ich habe hier schon oft trainiert, wenn das Studio geschlossen ist. Cutter ist in Ordnung. Ich vertraue ihm.«
    Ich legte den Kopf zur Seite. »Wie sehr vertrauen Sie ihm?«
    »Na ja. Ich vertraue ihm nicht einhundert Prozent«, erwiderte er und zeigte mir so, dass er meine Andeutung verstanden hatte. »Wie lief es mit Creasley?«
    Ich warf einen Blick über meine Schulter. Allie und Cutter waren noch immer ins Gespräch vertieft. »Ich bin nicht gegangen«, erklärte ich. Hastig berichtete ich von Lauras neuer

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