Vom Daemon verweht
herausfinden.
Was ich jedoch mit der Antwort anfangen würde, war etwas anderes.
Das wusste ich nicht.
»Das ist ja so was von cool! Ihr beide wollt also wirklich miteinander kämpfen?« Allie sprang aufgeregt vor uns auf und ab. Die Vorstellung, dass ihre Mutter und ihr Lehrer miteinander einen Kampf austragen würden, schien ihr ungemein gut zu gefallen.
»Musst du keine Hausaufgaben machen?«
»Nicht viele.«
»Allie, du solltest nach Hause gehen. Es war sowieso nicht in Ordnung von dir, mir nicht zu sagen, dass du heute hierherkommen würdest.« Ich warf Cutter einen strafenden Blick zu und stemmte die Arme in die Hüften. »Wenn ich so sehe, wie gut du dich schlägst, muss ich annehmen, dass du mir nicht immer sagst, wann du zum Training gehst.«
»Du bist doch diejenige gewesen, die wollte, dass ich gut werde.«
»Und jetzt will ich, dass du nach Hause gehst.«
»Soll ich etwa zu Fuß gehen?«
Sie stellte diese Frage mit der gleichen Empörung in der Stimme, als ob ich ihr vorgeschlagen hätte, einen Bauchtanz aufzuführen.
»Ja«, sagte ich. »Ich möchte, dass du – «
Ich brach ab. Unser Haus lag etwa eineinhalb Kilometer von hier entfernt, und ich wollte wirklich nicht, dass sie allein dorthin lief. »Vergiss es«, sagte ich. »Ich fahre dich.« Ich warf Cutter und David einen raschen Blick zu. »Wir machen das ein anderes Mal.«
»Mami!«, rief Allie empört. Auch Cutter und David protestierten lautstark.
»Deine Tochter hat dich doch schon kämpfen sehen, Kate«, meinte Cutter.
Ich überlegte kurz, ob ich mich weigern sollte, aber im Grunde wusste ich, dass es sinnlos war. Außerdem hätte zu viel Protest meinerseits Allie bestimmt nur misstrauisch gemacht. Sie hatte nie gesehen, wie ihr Vater gekämpft hatte, und würde sich garantiert durch keine Bewegung, die David machte, an Eric erinnert fühlen. Meine eigene Reaktion sorgte mich mehr. Aber ganz gleich, was ich erfahren würde – ich hatte schließlich mein Leben lang gelernt, meine Gefühle in Schach zu halten. Für irgendetwas musste dieses Training doch gut sein.
»In Ordnung. Wie ihr wollt.« Ich wandte mich an David. »Sieht ganz so aus, als ob Sie mir nicht entkommen würden.«
Diesmal kämpfte David ohne Stock. Wir begannen ganz locker, um erst einmal ein Gefühl für den anderen entwickeln zu können. Einige Angriffsbewegungen gefolgt von Gegenangriffen zeigten uns unsere gegenseitigen Reflexe und unser Reaktionsvermögen. Cutter und Allie feuerten uns begeistert von der Seite an.
David war der Erste, der zur nächsten Stufe überging. Wir legten nun so richtig los, bis wir beide außer Atem waren. Keiner befand sich in einer besseren Position. Der Typ war wirklich gut, und ich musste zugeben, dass wir mehr oder weniger das gleiche Können und dieselben Schwächen hatten.
Es gelang ihm, mich in einem unerwarteten Moment mit einem Tritt gegen mein Brustbein zu erwischen. Ich nahm seine Bewegung gerade noch in letzter Sekunde wahr, und es gelang mir, mich durch einen Schritt zur Seite halbwegs zu retten. Dann packte ich David am Bein und versuchte, ihn auf den Boden zu werfen. Er verblüffte mich erneut, indem er höchst geschickt herumwirbelte und seinen Fuß befreite. Gleichzeitig stützte er sich mit den Händen auf der Matte ab und schlug nach hinten aus, so dass er mich unter dem Kinn traf und zu Boden schleuderte.
Ich sprang jedoch sofort wieder auf. Adrenalin pumpte durch meine Adern. Ich hatte diese Drehung früher oft gesehen und das nicht nur bei meinem Training mit Cutter. Es handelte sich um einen komplizierten Bewegungsablauf, den jeder Kämpfer ein bisschen anders ausführte. Und der Mann, der mich jetzt umkreiste, bewegte sich eindeutig wie Eric.
Mein Herz blieb für einen Moment fast stehen. David spürte mein Zögern und griff mich mit seiner Führhand an, die ich automatisch blockierte. Ich ließ mich fallen und rollte zur Seite, um eine gewisse Distanz zwischen uns zu bringen und kurz überlegen zu können. Doch noch ehe er mich wieder erreichte, sprang ich auf die Füße. In dem Bruchteil der Sekunde, in dem ich mich auf dem Boden befunden hatte, waren mir die Lampen an der Studiodecke aufgefallen. Bisher hatte ich noch nie auf die Beleuchtung geachtet.
Nun schienen mich die Neonröhren, die von einem Metallgitter geschützt waren, geradezu zu rufen. Als David auf mich zustürzte, tat ich umgekehrt dasselbe. Ich rannte auf ihn los und rief dabei: »Himmelfahrt!«
Er blinzelte und blieb stehen. Ich
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