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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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vorher versucht, Sie anzurufen, aber leider war ständig besetzt.«
    Allie. Sie und Mindy besprachen wahrscheinlich
Troys Verrat ausführlich mit jeder ihrer Freundinnen. Man wurde zwar während eines
Telefonats benachrichtigt, wenn jemand anders versuchte, durchzukommen, aber
offensichtlich hatte meine Tochter das Klopfsignal einfach ignoriert.
    »Möchten Sie kurz hereinkommen?«, fragte ich und hoffte, ganz normal zu
klingen. »Stuart muss zwar noch mal ins Büro, aber wir haben viel vom Abendessen
übrig, und ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Mit dem größten Vergnügen. Danke für die Einladung«, erwiderte Father
Ben.
    Er folgte mir in die Küche, wo Laura das Essen bereits in Tupper-Behälter
umgefüllt hatte. Troys Fernbleiben hatte uns allen den Appetit verdorben.
    Nur Eddie hatte sich nicht vom Essen abhalten lassen. Gerade war er dabei,
sich über ein großes Stück Lasagne herzumachen. Als Father Ben eintrat, wedelte er
zur Begrüßung mit der Gabel in der Luft herum und schlug dem Priester vor, sich
neben ihn zu setzen und »reinzuhauen«.
    Stuart kam ebenfalls in die Küche. Wir anderen sahen einander an und
begannen unbeholfen miteinander zu plaudern. Ungeduldig wartete ich darauf, dass
mein Mann endlich seine Schlüssel und seine Brieftasche zusammensuchen und dann
abfahren würde. Leider tat er das jedoch nicht. Er sah uns vielmehr nachdenklich der
Reihe nach an.
    »Stuart«, sagte ich nervös. »Ist noch etwas? Wolltest du nicht los?«
    »Ich bin ein schlechter Gastgeber«, meinte er und stellte seinen
Aktenkoffer vor die Mikrowelle. »Das Wenigste, was ich tun kann, ist, ein Weilchen
hier zu bleiben und mich mit euch zu unterhalten.«
    »Nein, nein«, meinte ich und winkte ab. Die anderen protestierten ebenfalls
lautstark. »Das ist überhaupt nicht nötig!«
    »Ganz und gar nicht«, beteuerte Father Ben.
    »Mach dich schon auf die Socken und verdiene dein Geld«, fügte Eddie
hinzu.
    Stuart sah von Eddie zu Father Ben und dann zu mir. »Wenn ich es nicht
besser wüsste, würde ich vermuten, dass ihr mich loswerden wollt.« Er blickte uns
misstrauisch an. »Oder versucht ihr es doch?«
    »Wie kommst du denn auf die Idee?«, erwiderte ich unschuldig, stand auf und
führte ihn Richtung Garagentür. »Es gibt nur keinen Grund, warum du deinen Plan
ändern solltest. Du musst schließlich arbeiten – oder etwa nicht?«
    »Schon, aber – «
    »Und das musst du im Büro tun.«
    »Ja, aber – «
    »Jetzt hör mir mal zu, Stuart. Wenn du schon mehr Zeit im Büro verbringen
musst, um die Akten aufzuarbeiten, dann ist es mir lieber, wenn du das machst,
während Timmy schläft. Wenn du jetzt bei uns bleibst, heißt das nur, dass du morgen
wieder hin musst, wenn unser Sohn mit dir spielen will. Und wozu das alles? Nur
damit du etwas von Lauras Essen abbekommst? Wenn du möchtest, kann ich dir gern
etwas einpacken.«
    Stuart sah mich noch immer ein wenig misstrauisch an. »Father Ben macht es
sicher nichts aus«, fügte ich ein wenig lahm hinzu. »Oder, Father?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte dieser. »Ich bin mir sicher, dass Timmy
begeistert sein wird, wenn er morgen früh mit seinem Daddy spielen darf.«
    »Also gut, in Ordnung«, sagte Stuart lächelnd. »Ich verstehe. Ich weiß zwar
nicht, was ihr vorhabt, aber ich bin dann mal weg.«
    Ich musste auch lächeln. Erschöpft lehnte ich mich gegen die Wand, als
Stuart endlich die Garagentür hinter sich geschlossen hatte. Wir warteten schweigend
wie Verschwörer, bis sein Auto nicht mehr zu hören war. Nachdem dann auch noch das
Tor mit seinem gewohnten Krachen zugefallen war, begannen wir alle auf einmal zu
sprechen.
    Nach einer Sekunde hielt Father Ben die Hand hoch. »Was auch immer ihr zu
berichten habt – das kann erst einmal warten«, erklärte er.
    Ich setzte mich ungeduldig an den Tisch. Ich wollte unbedingt meine
Geschichte mit den Ringen loswerden. Der junge Priester sah mich an. »Vertrauen Sie
mir, Kate. Es kann warten.«
    Er klang so überzeugend, dass ich ihm nicht widersprach. Stattdessen begann
ich gedankenverloren an einem Stück Karotte zu knabbern.
    »Wir hatten recht«, sagte er und blickte uns der Reihe nach an. »Es geht
tatsächlich um die zwei Dämonen, die im Tartaros gefangen sind.« Er zog den Ordner,
den ich zuvor auf den Küchentisch gelegt hatte, zu sich heran und öffnete ihn.
Verschiedene Dokumente in einer fremden Schrift – soweit ich das beurteilen konnte,
handelte es sich um Altgriechisch – und alte

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