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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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zerzaust wurden.
»Ich habe versucht, eine Beschreibung oder eine Zeichnung davon ausfindig zu machen,
aber es ist mir nicht gelungen. Es muss irgendetwas sein, was vor allem aus Linien
und Winkeln besteht.«
    »Ein Pentagramm«, schlug Laura vor.
    »Viel zu klischeehaft«, meine Eddie.
    Laura zuckte mit den Achseln. »In Filmen funktioniert das immer.«
    »Es ist egal, wie es aussieht«, sagte ich. »Das Ganze wird am Strand
stattfinden, nicht wahr? Vermutlich zeichnen sie das Symbol einfach in den
Sand.«
    »Ich befürchte, Sie haben recht«, sagte Father Ben. »Jedenfalls besteht der
ganze Vorgang aus vielen Einzelschritten. Wenn irgendeiner davon nicht stimmt, kann
alles schiefgehen, und vielleicht sind wir dadurch in der Lage, die Dämonen
aufzuhalten.«
    Wir schwiegen alle für einen Moment und dachten nach. Da glaubte ich wieder
das seltsame Rascheln zu vernehmen. »Horcht mal! Habt ihr das auch gehört? Dieses
Rascheln oder Kratzen?«
    »Ich habe nichts gehört«, meinte Laura, aber ich war bereits aufgestanden
und ins Wohnzimmer geeilt, um dort einen Blick hineinzuwerfen. Nichts.
    Nichts außer Kabit, der sich gerade die Krallen an Eddies Sessel
schärfte.
    Um ganz sicherzugehen, dass wir keine ungebetenen Gäste hatten, schlich ich
auf Zehenspitzen in den oberen Stock und öffnete Allies Tür. Die Mädchen, die beide
Kopfhörer aufhatten und der Musik von ihren i-Pods lauschten, bemerkten mich nicht
einmal.
    »Und? Was gefunden?«, wollte Laura wissen, als ich in die Küche
zurückkehrte.
    »Nein, nichts.«
    »Wisst ihr was?«, meinte sie. »Ich frage mich gerade, ob das Ganze
vielleicht gar nicht so schlimm ist, wie wir uns das vorstellen.«
    Wir starrten sie alle verblüfft an.
    »Weiter, Mädchen«, forderte Eddie sie auf. »Wenn es gute Nachrichten gibt,
dann wäre es jetzt an der Zeit, damit herauszurücken.«
    »Ich habe über das Buch nachgedacht. Das brauchen sie doch, nicht wahr? Und
das haben sie nicht. Selbst wenn sie also zwei Dämonen haben, dann könnten sie das
Ritual dennoch nicht durchführen.« Sie sah Father Ben und mich an. »Stimmt doch –
oder?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Das ist Father Bens Fachgebiet.«
    »Ich glaube, dass Laura durchaus recht haben könnte«, sagte er. »Aber
soweit wir wissen, wurde das Ritual bisher noch nie durchgeführt. Vielleicht haben
wir die Texte ja auch falsch verstanden. Oder sie wurden absichtlich
missverständlich formuliert, um uns in die Irre zu leiten. Das wissen wir einfach
nicht.«
    »Damit geht meine Theorie also den Bach hinunter«, erwiderte Laura
mutlos.
    Ich drückte ihr die Hand. »Es war eine gute Theorie. Und was auch immer
passieren mag, so finde ich es auf jeden Fall beruhigend, dass dieses Buch, das von
den Dämonen zur Kommunikation verwendet wird, sicher im Altar versteckt ist.«
    »Ich auch«, stimmte sie zu. »Aber ich würde mich noch wesentlich besser
fühlen, wenn die ganze Geschichte schon vorüber wäre.«
    »Das wird sie auch bald sein«, sagte ich. »Auf irgendeine Weise wird sie
morgen ihr Ende finden. Timmy ist inzwischen alt genug, um Weihnachten richtig
mitzubekommen, und ich habe nicht vor, meinem Kind diese Tage verderben zu lassen,
nur weil sich irgendein Dämon einbildet, die Weltherrschaft übernehmen zu
wollen.«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. Leider hatten wir noch immer keine Ahnung,
wie wir ihn aufhalten konnten. Aber das passte zu den vielen Fragen, aus denen mein
Leben in letzter Zeit zu bestehen schien. Eine Frage reihte sich an die andere.
    Würde mein jetziger Mann die Wahl gewinnen? Lief mein erster Mann
tatsächlich im Körper eines Lehrers durch San Diablo? Würde es mir gelingen,
rechtzeitig mit den Weihnachtseinkäufen fertig zu werden? Würden wir jemals die Zeit
finden, einen Christbaum zu kaufen und zu schmücken? Würde meine Tochter ihren
ersten Liebeskummer bald überstehen, den ihr ein Junge bereitet hatte, der
irgendwelchen Dämonen diente? Das Übliche eben.
    Mit einer gewissen Unsicherheit konnte ich fertig werden. So ist das Leben
eben, nicht wahr? Doch es gab eine Frage, die ich auf jeden Fall positiv beantwortet
sehen wollte: Würde es uns gelingen, Asmodis aufzuhalten und die Befreiung der
Dämonen aus dem Tartaros zu verhindern? Die Antwort darauf musste »Ja« lauten.
    Und zwar so bald wie möglich.
    Da Eddie und Father Ben viel aßen, leerten wir beinahe alle Tupper-Dosen,
die Laura zuvor gefüllt hatte. Nachdem der Priester gegangen war, machte sich Eddie
noch über den

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