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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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gemerkt, wie sie mir gefolgt sind.«
    »Das konnten Sie auch nicht«, sagte ich. Ich deutete auf meinen Ringfinger
und flüsterte ihm dann lautlos zu: Unsichtbar.
    Er schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten sinken. »Natürlich«,
wisperte er. »Sie haben mir einen Schlag auf den Kopf gegeben. Ich war mindestens…
Ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos war. Aber als ich im Altar nachsah, war es
verschwunden.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken«, sagte ich. »Das war nicht Ihre Schuld.
Sie konnten nichts tun.«
    Nein, es war nicht seine Schuld. Es war vielmehr meine. Ich hatte sie in
meinem Haus gehört und hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihnen mitzuteilen,
wo sie nach dem Buch suchen mussten.
    »Keine Antwort«, sagte David und klopfte noch einmal an
die Tür, um ganz sicherzugehen. »Mr. Myerson? Mrs. Myerson? Troy? Ist irgendjemand
zu Hause?« Er drehte sich zu mir um. »Anscheinend nicht.«
    Ich nickte und klappte das Handy zusammen, das ich an mein Ohr gepresst
hatte. »Es geht auch niemand von ihnen ans Telefon.«
    »Haben Sie schon Troys Handy versucht?«
    »Ja, zweimal.«
    »Dann stimmt es also«, sagte er und ließ sich auf der obersten Stufe der
Treppe vor Myersons Haustür nieder. »Beide Mannschaftskapitäne sind verschwunden.
Ich wette mit Ihnen, dass sie verschwunden bleiben, bis morgen die Vorführung
anfängt.«
    Ich setzte mich neben ihn und stützte meine Ellenbogen auf die Knie. Dann
verbarg ich mein Gesicht in meinen Händen. Sobald der Krankenwagen den Parkplatz vor
der Kathedrale verlassen hatte, war ich ans Telefon gestürzt, um Laura zu bitten,
nach den Kindern zu sehen, und ihr zu erzählen, was passiert war. Zu Hause hatte
sich weiter nichts Beunruhigendes ereignet. Das war zumindest etwas.
    Danach hatte ich David angerufen. Wir hatten uns in einem Cafe am Coast
Highway, das die ganze Nacht offen war, getroffen, und ich hatte ihm erzählt, was in
den letzten Stunden alles vorgefallen war. Rasch war ihm klar gewesen, worum es
ging, und wir waren gemeinsam in die Stadt zurückgefahren. Dort hatten wir versucht,
die beiden Mannschaftskapitäne zu Hause ausfindig zu machen.
    Niemand war jedoch zu erreichen – weder einer der Surfer noch die Eltern
oder auch nur ein Haustier.
    »Glauben Sie, dass die Eltern etwas damit zu tun haben könnten?«, fragte
ich. »Oder dass sie vielleicht gar schon tot sind?«
    David schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ich nehme nicht an,
dass sie ihre Eltern umbringen würden. Unserer Theorie nach gehen die Jungs doch von
der Annahme aus, dass sie etwas bei dem Ganzen gewinnen. Unsterblichkeit, Geld oder
Ähnliches. Dafür sind sie sicher bereit zu stehlen, aber nicht ihre Eltern zu
töten.«
    »Ja, stimmt«, sagte ich nachdenklich. »Die Jungs nehmen garantiert an, dass
sie das Ganze überleben werden und auch nicht ins Gefängnis müssen. Schließlich kann
man keine Millionen ausgeben, wenn man wegen Mordes lebenslänglich hinter Gitter
muss.«
    Das machte Sinn. Die Dämonen hatten wahrscheinlich die Eltern durch einen
Trick dazu gebracht, ihre Häuser zu verlassen. Vielleicht hatte man ihnen
vorgegaukelt, dass sie eine Kreuzfahrt oder einen All-Inclusive-Urlaub gewonnen
hatten. Es musste sich nicht einmal um einen Trick handeln. Wenn ich daran dachte,
was Asmodis alles erreichen wollte, konnte ich mir gut vorstellen, dass sich die
örtliche Dämonen-Gemeinde mehr als willig gezeigt hatte, Flugtickets und Hotelzimmer
zu bezahlen.
    »Gehen wir auf Patrouille«, schlug ich vor. »Vielleicht gelingt es uns ja,
irgendwo doch noch einen Dämon aufzustöbern.«
    Das war zwar kein schlechter Plan, aber trotzdem funktionierte er nicht.
Wir verbrachten den Rest der Nacht damit, den Strand abzuwandern, die Promenade
entlangzulaufen und die Straßen, die dieses Viertel von San Diablo durchzogen, zu
durchforsten.
    Nichts.
    »Vielleicht hängen die Dämonen ja auch in einem dieser Lokale an der 101
herum«, sagte ich. »In dieser Stadt wohnen dreißigtausend Menschen. Wir haben bisher
erst einen winzigen Teil davon durchkämmt.«
    »Oder vielleicht sind auch nur zwei Dämonen in der Stadt«, gab David zu
bedenken. »Vielleicht wollen sie es nicht riskieren, von uns erwischt zu
werden.«
    »Weil der Plan nur mit zwei Dämonen funktioniert. Sie haben recht.« Ich
gähnte. »Wenn wir nur schon früher als um drei Uhr morgens daran gedacht hätten! So
hätte ich zur Abwechslung einmal länger als nur einige Stunden geschlafen.« Dann
hätte ich

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