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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Italiener?«, fragte Laura. »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Mit Padre Corletti?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, ihn anzurufen, konnte ihn aber auch nicht erreichen. Er ist missionarisch in Afrika unterwegs, soviel ich weiß. Natürlich habe ich ihm auch eine Nachricht hinterlassen, aber wer weiß, wann er zurückruft.« Padre Corletti fungierte als Oberhaupt der Forza Scura. Für mich war er in erster Linie aber stets Elternersatz gewesen. Ich hoffte, dass er mich bald anrufen würde, denn ich benötigte dringend die innere Ruhe, die mir schon der Klang seiner Stimme gab.
    Ich formte den Hackbraten, legte ihn auf ein Blech, schob dieses in den Ofen und wusch mir dann die Hände. »Bleibt ihr zum Essen, du und Mindy?« In den letzten Monaten hatten Mindy und Laura mindestens zweimal die Woche bei uns gegessen. Wir hatten es zwar nicht offiziell vereinbart, aber irgendwie schien es so einfacher zu sein. Seit sich Paul so oft in Los Angeles aufhielt, kam ihr das Haus seltsam leer vor. Auch das meine war ja oft leer, da Stuart die meisten Abende mit seiner Arbeit verbrachte. Außerdem machten die Mädchen ihre Hausaufgaben zusammen. So war es für alle Beteiligten also am Praktischsten.
    Ich hatte kaum die Frage gestellt, als ich das vertraute Ächzen des Garagentors vernahm. Laura sah mich an. »Danke für die Einladung. Aber ich glaube, dass wir uns vielleicht besser eine Pizza bestellen und bei uns auf der Couch einen gemütlichen Abend verbringen.«
    »Gute Idee«, sagte ich. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Als Laura nach oben ging, um Mindy zu holen, wusch ich mir rasch das Gesicht mit kaltem Wasser und versuchte, mich zu beruhigen, um nicht auf der Stelle einen Tobsuchtsanfall zu bekommen.
    Ich stand regungslos in der Küche und hatte das Gefühl, die Zeit würde auf einmal stillstehen. Da Stuart es immer noch nicht repariert hatte, brauchte das Garagentor beinahe zwei Minuten, um ganz nach oben zu ächzen. Diese Minuten schienen sich unendlich in die Länge zu ziehen.
    Schließlich hörte ich, wie eine Wagentür zugeschlagen wurde. Das Geräusch rüttelte mich auf, und ich begann, einen Salatkopf zu zerrupfen und die Blätter hektisch in eine große Holzschüssel zu werfen.
    Der Türknauf drehte sich, und da stand er. Ich hörte ihn mehr, als dass ich ihn sah. Es gelang mir nicht, ihn anzublicken. Ich befürchtete, sonst auf der Stelle loszubrüllen. Wollte ich wirklich einen Riesenkrach so kurz vor dem Abendessen? Hässliche Auseinandersetzungen sollte man besser austragen, wenn die Kinder im Bett waren.
    »Du bist wütend«, stellte Stuart fest.
    »Wow«, meinte ich zum Salat. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Der Salat sieht wie Konfetti aus.«
    Ich sah in die Schüssel und rollte die Augen. Er hatte recht. Ich hatte die Salatblätter in derart kleine Stückchen gerissen, dass sie nur noch an Gidget, den Hamster in Timmys Kindergarten, verfüttert werden konnten.
    Ich stieß also ungeduldig die Schüssel von mir und wandte mich dem Unvermeidbaren zu. Stuart stand noch immer auf der Schwelle, ein Dutzend Rosen in der Hand.
    »Du musst einen echten Sprung in der Schüssel haben, wenn du annimmst, dass mich diese Rosen besänftigen könnten.«
    »Die sind nicht für dich, Schatz«, erklärte er, trat zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Sie sind für Allie.«
    »Oh.« Mist. Mein Zorn verflog auf einen Schlag. Ich war mir zwar sicher, dass ich mich wieder an ihn erinnern würde, wenn es an der Zeit war, aber für den Moment verspürte ich einen kurzen Anfall von Liebe für den Mann, der zumindest so weit mitdachte, dass er eine dringend notwendige Entschuldigung vorbereitet hatte.
    Ich wies zur Treppe. »Dann los – wirf dich schon in den Staub.«
    Ich folgte ihm erst, als ich Allies begeistertes Kreischen hörte. Bis zum Abendessen war bereits alles vergessen. Jedenfalls dem Anschein nach. Was mich betraf, so konnte ich mich nicht so leicht beruhigen. Und falls ich meine Tochter tatsächlich kannte – und ich war mir recht sicher, dass ich das tat, wenn man einmal von Troy Myerson absah –, so hatten sie die Rosen nur für den Moment beruhigt. Der Schmerz und die Enttäuschung über Stuarts Wegbleiben würden nicht so schnell verschwinden. Mein Mann war also noch nicht aus dem Schneider. Noch nicht.
    Das wusste er auch. Er verlor kein weiteres Wort darüber, warum er nicht auf dem Familientag aufgetaucht war, aber er spielte eine Runde Pferd und Reiter mit Timmy (die darin

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