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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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meine geheime Identität zu enthüllen, aber ich vertraute ihm. Er wusste vom ersten Tag an, als ich bei ihm im Studio auftauchte, dass ich nicht so bin, wie ich auf den ersten Blick wirke – und das ist schon einmal ziemlich gut. Er stellte mir zwar immer wieder Fragen, aber er bedrängte mich nicht. Und das war mir genauso viel wert wie das Training, das ich während der letzten Monate von ihm erhalten hatte.
    Er schenkte mir sein typisches Cutter-Grinsen und beugte sich dann zu mir herab, um mir ins Ohr zu flüstern. »Eines Tages, Kate Connor«, murmelte er mit einer Stimme, die mich wie warmer Honig umschmeichelte. »Eines Tages wirst du mir alle deine Geheimnisse erzählen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, antwortete ich ebenfalls mit leiser Stimme. »Aber dieser Tag ist noch nicht gekommen, mein Lieber.«
    Ich trat einen Schritt zurück und sah ihn an. Unsere Augen trafen sich, und für eine Sekunde glaubte ich, dass er diesmal nicht so schnell aufgeben würde. Dann blinzelte er, und ich atmete erleichtert auf. Ich hatte es so gemeint, wie ich es gesagt hatte: Eines Tages würde ich es ihm erzählen. Aber noch nicht heute.
    »Dann sehen wir uns also beim nächsten Training?«, fragte er.
    »Ja, denke schon. Allerdings sind ein paar unvorhergesehene Ereignisse eingetreten, so dass ich momentan sehr viel zu tun habe.« Das entsprach zur Abwechslung einmal ganz und gar der Wahrheit.
    »Kein Problem. Bist du eigentlich noch immer daran interessiert, zwischendurch mal mit einem anderen Trainingspartner zu üben?«
    Vor einigen Wochen hatten wir darüber gesprochen, dass ich vielleicht noch mit jemand anders üben sollte. Mit jemandem, dessen Reaktionen ich nicht bereits im Voraus erahnte.
    »Natürlich bin ich das. Warum?«
    »Ich habe vielleicht jemanden für dich gefunden. Er ist neu im Studio. Scheint recht gut zu sein. Ich werde ihn mir mal genauer ansehen, und wenn er den Test besteht, rufe ich dich an.«
    »In Ordnung.« Ich streckte die Arme aus, um ihm meinen Sohn abzunehmen. »Wir müssen jetzt aber leider wieder weiter. Ich bin nämlich schon ziemlich spät dran für meine Geheimmission.«
    »Du bist wirklich unglaublich, Kate. Das weißt du, nicht wahr?« Er stellte Timmy auf den Boden und streckte mir die Hand entgegen. »Lass mich dieses verdammte Ding doch bitte mal sehen.«
    »Verdammt ist böse«, sagte Timmy hilfreich, als ich den Schlüssel aus meiner hinteren Hosentasche herausholte. Ich reichte ihn Cutter, der ihn aufmerksam begutachtete. Dann gab er ihn mir wieder zurück.
    »Was bekomme ich, wenn ich dir sage, von welcher Bank der stammt?«
    »Kannst du mir denn wirklich sagen, von welcher Bank er stammt?«
    »Möglicherweise.«
    »Dann bekommst du meine größte Hochachtung und Verehrung.«
    »Die habe ich bereits.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Okay… Wie wäre es dann mit einem von mir arrangierten Treffen mit einer allein erziehenden Mutter?« Mir fielen auf Anhieb drei oder vier Frauen ein, die wahrscheinlich viel darum gegeben hätten, mit Cutter einen Abend zu verbringen.
    Er dachte einen Moment lang nach und schüttelte dann den Kopf. Seine Augen hielt er auf mich gerichtet. »Nein, das reicht in diesem Fall nicht aus.«
    »Sonst fällt mir leider nichts ein, Sean«, meinte ich leichthin. Ich benutzte absichtlich seinen Vornamen, um ihn ein wenig zu ärgern. Dann hob ich Timmy auf meine Hüfte. »Entweder du hilfst mir, oder du hilfst mir nicht. Aber ich muss jetzt wirklich weiter. Samstags machen die Banken schon um drei zu, und ich habe mit meiner Suche gerade erst angefangen.«
    »Versuche es doch mal bei der County Mutual«, erklärte er. »Und die ist bis vier offen.«
    »Und das weißt du, weil…«
    »Weil das meine Bank ist.«
    Ich sah ihn nachdenklich an. Mir gefiel es nicht, dass ich auf einmal misstrauisch wurde. War das nur reiner Zufall, oder steckte Cutter hinter dem Päckchen?
    Als ich jedoch seine Miene aufmerksam betrachtete, fiel mir nichts daran auf. Vielleicht führte mich der Schlüssel ja auch zu einer harmlosen Überraschung? Ich nahm es eigentlich nicht an.
    Timmy begann auf meiner Hüfte hin und her zu schaukeln, so dass ich mich von Cutter abwenden musste. Ich stellte meinen Sohn auf den Boden und hielt ihn an der Hand fest, an der er sogleich heftig zu ziehen begann.
    »Das ist doch die Bank an der Ecke Pacific Road und Amber Glen – oder?«
    Er nickte. »Genau die. Auf der anderen Straßenseite gibt es ein McDonald’s.«
    Als Timmy dieses Wort

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